Dieses Mal wollen wir uns einen Teil der deutschen Märchenstraße anschauen – das Weserbergland.

Sonntag, 29. September – Anreise nach Hameln

Die Anfahrt mit dem Bus vergeht wie im Fluge. Unser Aufenthalt im Weserbergland beginnt mit einem Mittagessen im Restaurant „Rattenfängerhaus“, der Name ist auf eine Inschrift auf einem Holzbalken an der Seite des Gebäudes zurückzuführen, der den Auszug der Kinder aus der Stadt beschreibt. Wir bekommen hier nicht nur Einheimisches serviert, sondern die Zubereitung wird vor unser aller Augen zelebriert, so wie die flambierten Rattenschwänze. Das beeindruckt, da schmeckt das Essen gleich nochmal so gut. Das Glas Rattenkiller am Schluss hebt unsere Laune weiter.

Vollends fühlen wir uns in die Zeit zurückversetzt, als wir von der wohl bekanntesten Sagenfigur, dem Rattenfänger, persönlich abgeholt werden. Wir lauschen seinen Flötentönen, mit denen er einst die Ratten in die Weser und die Kinder aus Hameln gelockt hat. Er entführt uns zu einem Rundgang durch Hamelns guter Stube, der Altstadt.

Ein Rundgang durch die schöne Altstadt ist auch immer eine Zeitreise in vergangene Epochen. Wir sehen liebevoll sanierten Bauten der Altstadt und bestaunen die restaurierten Fassaden der Sandstein- und Fachwerkbauten, die größtenteils aus der Renaissance stammen. Außerdem scheint es, dass das Bürgermeisteramt in dieser Zeit scheinbar jeweils mit dem Bau eines opulenten Hauses in Hamels Osterstraße verbunden war, schön zusehen an den beiden prächtig verzierten Leist- und Stiftsherrenhäusern.

Im Zentrum finden wir die aus dem 13. Jahrhundert stammende evangelisch-lutherische Marktkirche St. Nicolai. Eine Besonderheit bildet das Rundbogenfenster im östlichen Joch des südlichen Seitenschiffes, es bezieht sich auf die Rattenfänger Sage.

Gleich nebenan finden wir das Hochzeitshaus. Es ist ein bedeutender Weserrenaissance-Bau, der aus Süntelsandstein Anfang des 17. Jahrhunderts gebaut wurde. An seiner Westseite befindet sich das Glockenspiel mit seinen 37 Glocken. Bei seinem Spiel öffnen sich die Bronzetüren und die Figuren stellen die Rattenfänger Sage nach.

Danach geht es zurück zum Bus und wir fahren in unsere Unterkunft für die nächsten Tage: Schloss Münchhausen. Inmitten des Schlossparks Schwöbber liegt der beeindruckende Renaissancebau mit seinem luxuriösen Flair.

Das Abendessen nehmen wir im Venezianischen Saal ein. Wir sind beeindruckt von Schloss und Küche.

Montag, 30. September – Marienburg und Bückeburg

Den nächsten Tag beginnen wir mit einem fürstlichen Frühstück. Unser erstes Ziel ist das neugotische Schloss Marienburg. Dort hat König George V. seiner Frau Marie ein Denkmal der Liebe gesetzt. Doch es kam anders: So wie der seit seiner frühesten Jugend erblindete König sein Geschenk nie mit eigenen Augen erblicken konnte, so sollte seine geliebte Gemahlin Marie dort nie richtig wohnen.

Anschließen fahren wir durch das Weserbergland und das angrenzende Schaumburger Land zum Schloss Bückeburg. In der alten Schlossküche erwartet uns ein kleiner Mittagsimbiss, Anschließend lernen wir das Schloss bei einer Führung umfassend kennen. Über 700 Jahre Familienbesitz steht in der Chronik des Renaissance-Schlosses in Bückeburg. Der Prachtbau beeindruckt durch die üppig geschmückte Schlosskapelle, den Fest- und den Goldenen Saal.

Als wir das Haus verlassen, geben uns die „Bückeburger Jäger“ ein Konzert – ein ganz besonderes Highlight unserer Reise. Die „Jäger“ sind das Stadtorchester der ehemaligen Fürstenresidenz Bückeburg. Es gibt einen riesigen Applaus nach diesem Auftritt.

Zurück auf Münchhausen nehmen wir unser Abendessen im Schlosskeller ein. Anschließend gehen wir durch den Rittersaal noch in die Bar, wo wir den Abend ausklingen lassen Bar.

Dienstag, 1. Oktober – Ottensteiner Hochebene, Schloss Corvey, Pyrmont, Hämelschenburg

Um unser heutiges erstes Ziel zu erreichen, fahren wir über die Ottensteiner Hochebene mit reizvollen Blicken in das herbstliche Weserbergland. Diese Hochebene erscheint sehr abgeschieden, die Einwohner sollen immer noch eine eingeschworene Gemeinschaft bilden.

Nun treffen wir am Schloss Corvey ein, welches eine Brücke über rund 1.200 Jahre Architektur, Kunst und Geschichte vom Kloster zum Schloss schlägt. Mit dem frühmittelalterlichen karolingischen Westwerk und den Civitas ist Corvey als UNESCO-Weltkulturerbe eingetragen. Höhepunkte sind die Fürstliche Büchersammlung – sie brachte Hoffmann von Fallersleben auf Vordermann – und der Kaisersaal mit seinen venezianischen Lüstern, herrlichen Stuckornamenten und festlichen Malereien.

Mittags sind wir dann im ehemaligen Kurfürstenbad Pyrmont. Im Hotel Steigenberger wird uns ein leckeres Mittagsimbiss serviert. Ein reizvoller Nebeneffekt, wir sehen herrliche Jugendstil Fenster neben dem Empfang.

Gleich danach geht es auf die Schlossinsel des Wasserschlosses Pyrmont. Hier erfahren wir alles zu der beeindruckenden Schlossanlage.

Nur eine kurze Fahrt ist es bis Hämelschenburg. Das imposante Schloss gilt als Hauptwerk der Weserrenaissance. Schloss, Kirche und Gartenanlagen bilden eine der schönsten Renaissanceanlagen Deutschlands und sind seit dem Bau ununterbrochen in Familienbesitz.

Abends sind wir wieder im Venezianischen Saal und anschließend an der Bar.

Mittwoch, 2. Oktober – Weserschiffsfahrt

Schon ist der letzte Tag angebrochen und wir starten in Hameln mit unserer Schiffsrundfahrt auf der Weser. Hier können wir die Eindrücke der letzten Tage Revue passieren und den Blick auf Hameln‘s schöne Umgebung schweifen lassen.

Von Bord kommend erleben wir einen weiteren Höhepunkt. Am Bus werden wir von Rudi, unserem Busfahrer, bereits erwartet. Er kredenzt Kaffee und dazu gibt es eine „Kalte Schnauze“, gebacken von unserem Mitglied, Frau Marlies Greeske. Wir können nun völlig entspannt unsere Heimreise antreten.

(Text: Dr. Ralf Tempel und Fotos: Dr. Michael Greeske & Dr. Ralf Tempel)