Vortrag von Herrn Hans Onkelbach und Werner Gabriel, Rheinische Post
In den Räumen der SOCIETÄT DUISBURG e.V., 27. Januar 2019
Ein neues Jahr, ein neues Glück! Wir starten heute mit unserer ersten Veranstaltung, beinahe schon Tradition, an einem Sonntagmittag und mit einem Thema aus dem Osten, ob ferner oder – wie heute – naher. Nun also Jerusalem: Kein anderer Ort auf der Welt hat einen solchen Namen voller Mystik und Emotion. Die drei großen monotheistischen Weltreligionen, die der Juden, Christen und des Islam, beanspruchen diese Stadt für sich. Entsprechend farblich hergerichtet ist unser Kaminbereich und unser Tischschmuck ebenfalls in blau – weiß – blau.
Zur Einstimmung auf den heutigen Tag hat sich unser Mitglied, Frau Helga Rühl, was ganz Besonderes ausgedacht. Sie präsentiert und spielt auf einem Instrument, das schon zu Zeiten König Davids genutzt wurde: Der Psalter, genauer der Streichpsalter, ist in spitzwinkliger Form. Er ist auf beiden Längsschenkeln besaitet und verfügt für jeden Ton über eine extra Saite, die an ihrem Ende angestrichen wird. Wir staunen nur so und sind ergriffen vom Klang. Natürlich dürfen wir auch selber mal probieren.
Das war der perfekte Übergang zum heutigen Thema: Jerusalem, die uralte, heilige Stadt. Herr Hans Onkelbach, ehemaliger Düsseldorfer Lokalchef der Rheinischen Post, hat zusammen mit dem Fotografen, Herrn Werner Gabriel, vor einiger Zeit eine ausgedehnte Reise dorthin unternommen. Zurück kamen sie mit vielfältigen Erinnerungen und einem großen Fundus an Bildern. Die Bedeutung Jerusalems ergibt sich aus seiner einzigartigen historischen und religiösen Rolle. Als Zentrum dreier Weltreligionen ist es seit Jahrtausenden umstritten. Hier finden sich die heiligsten Stätten von Judentum, Christentum und die drittheiligste des Islam. Jerusalem ist die de facto, wenn auch nicht völkerrechtlich anerkannte, Hauptstadt Israels. Es wird jedoch auch von palästinensischer Seite als Hauptstadt beansprucht. Dieses wird beim Vortrag nur mittelbar Thema sein, heute geht es um die Menschen, die hier leben und wie sie mit der besonderen Lage und Situation umgehen.
Wir sehen ganz unterschiedliche Gesichter von Menschen in den Straßen, sie könnten aus Europa, Nordafrika, Nahen Osten oder aus Afrika stammen. Tatsächlich ist es auch so, was sie eint ist der jüdische Glauben – sicherlich in ganzer Bandbreite von nur leicht angehaucht bis hin zu ultra-orthodox. Auch ganz normal: Soldaten in Uniform und auch in Zivil mit einem Sturmgewehr über der Schulter und sowohl männliche als auch weibliche Träger: In Israel muss jeder zum Wehrdienst, auch junge Frauen. Das Land hat damit eine der strengsten Wehrpflichtordnungen: Männer dienen 36, Frauen 21 Monate.
In Israel gibt es eine ausgeprägte Start-up Szene; 6.500 Start-ups auf 8,5 Millionen Einwohner, ca. 1‰ pro Kopf gesehen: Weltrekord! Mittlerweile kommen diese Gründer auch aus Kalifornien, da es sich hier gut leben und arbeiten lässt, bei relativ geringen Lebenshaltungskosten.
Die Altstadt weist ein unterirdisches Höhlensystem auf und reicht bis unter die Klagemauer. Früher war dieses wasserdurchflossen, geschöpft vor der Stadtmauer und daher bewährt durch einen Turm, so dass man nicht von der Wasserversorgung abgeschnitten werden konnte. Jerusalem liegt an keinem Gewässer!
Essen hat einen großen Stellenwert unter den Israelis. Man geht gern mit der ganzen Familie speisen. Es gibt sehr viele kleine Restaurants jeglicher Couleur, oft vegetarisch, fast immer koscher. Abends wird es richtig voll, dann verwandeln sich die Basarstraßen in offene Restaurants und Bars mit Livemusik oder Musik aus der Konserve.
Schabbat ist ein Thema; mit dem gesellschaftlichen Wandel wollen die Regeln immer wieder an die neuen Bedingungen angepasst werden – man kann stundenlang streiten.
Wir sind beeindruckt, fragen und sitzen noch lange an diesem Nachmittag in froher Runde.
(Text und Fotos: Dr. Ralf Tempel, Bilder 8,10-20: Werner Gabriel)