Heute sind wir zu Gast bei einem Verein mit einer fast genauso lang zurück reichenden Geschichte wie die der Societät: Der Freimaurerloge Duisburg.
Wir betreten einen großzügig bemessenen Empfangsraum, wie alle zugänglichen Räume hell und licht eingerichtet, und werden hier herzlich begrüßt. Der Empfang gerät fast familiär, die Societät-Mitglieder kennen sich schließlich gut. Heute sind auch einige dabei, die sonst eher weniger häufig den Veranstaltungen beiwohnen, aber schließlich hat man nicht alle Tage die Gelegenheit, einen Blick in die inneren Räumlichkeiten der Freimaurer zu werfen. Die Logistik für Hausherrn, Veranstalter und Gastronomen waren herausfordernd, wir können nun feststellen: Der Aufwand hat sich gelohnt!
Nach dem Empfang gehen wir hinüber zum Veranstaltungsraum und nehmen Platz. Die eigentliche Veranstaltung kann beginnen, zunächst die Ansprache des Vorsitzenden, dann das Essen und schließlich der Vortrag.
Dr. Ralf Tempel bedankt sich beim Hausherrn, diese Veranstaltung hier ermöglicht zu haben. Insbesondere werden die Gäste aus den Reihen der Loge begrüßt. Besonderer Dank geht an alle, die diese Veranstaltung ermöglicht haben.
Societät und Loge sind beides „alte“ Vereine mit einer langen Geschichte mit vielen Gemeinsamkeiten und einigen Unterschieden. Für die Gemeinsamkeiten spricht sicher, dass es zu allen Zeiten Menschen gegeben hat, die Mitglied in beiden Vereinen waren.
Sehr dankbar sind wir, dass Herr Johannes Pflug uns wieder als Vortragender zur Verfügung steht mit einem Thema, das sich nahtlos an den Vortrag aus dem Vorjahr, mit dem Beginn von Putins Krieg in der Ukraine, anschließt: Befinden wir uns jetzt bereits in einem neuen, kalten Krieg?
Aber natürlich gibt es heute nicht nur etwas für den Magen und den Kopf, auch an die Seele wurde gedacht: Wir konnten den Pianisten und Komponisten – Herrn Benedikt ter Braak – gewinnen, uns am Flügel Proben seines Könnens zu präsentieren.
Die Tische sind gedeckt, Herr Klaus Hobohm und sein Team haben wieder gezaubert, wir sind begeistert von seinen lukullischen Köstlichkeiten. Ausführlich ergeben wir uns den dargebotenen Speisen und Getränken.
Als der Geräuschpegel steigt ist der Punkt gekommen, den heutigen Vortragenden, Herrn Johannes Pflug, durch den Vorsitzenden ordentlich vorzustellen. Er steht uns nunmehr zum sechsten Mal mit seinem umfangreichen, politischen Wissen zur Verfügung.
Der Titel des Vortrags wurde leicht erweitert und lautet nun: „Das Ende der europäischen Nachkriegsordnung und die Konfrontation der Supermächte“, und erweitert die ursprüngliche Themenwahl.
Herr Pflug beginnt mit der Nachkriegsordnung, während in Europa im Ergebnis der Potsdamer Konferenz Deutschland unter den Machtblöcken aufgeteilt wurde, besetzte die USA Japan und teilte mit der UdSSR die Halbinsel Korea (Südkorea als territorialer Flugzeugträger).
Damit begann auch der kalte Krieg, die USA begriffen sich auch als Weltmacht mit globalen Interessen; sie stehen in Asien vor der chinesischen und sowjetischen Haustür und betonen ihren Beistand für alle freien Völker, die sich der angestrebten Unterwerfung durch bewaffnete Minderheiten oder durch äußeren Druck widersetzen.
In Europa gibt es eine Vertiefung und Erweiterung des Europäischen Integrationsprozesses, aufgezeigt wird der Weg von den Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl bis hin zur Osterweiterung. Während es in Europa ein Gleichgewicht des Schreckens gibt, sind es in Afrika und Asien Stellvertreterkriege. Ab den 90er Jahren kommt es zu vielen Post-sowjetischen Kriegen, Ziel (spätestens ab der Regentschaft Putins) ist die Wiederherstellung des sowjetischen Einflussbereiches, d.h. „Rückgewinnung“ der ehemaligen Sowjetrepubliken.
In Europa denkt man weiter in der Kategorie „Wandel durch Handel“, was insbesondere sehr der deutschen Wirtschaft entgegenkommt und wir wissen es heute: Eine trügerische Sicherheit! Autoritäre Strukturen bilden sich wieder heraus, dazu passt der Rückzug der USA und der Aufstieg Chinas als globale Ordnungsmacht – damit gibt es nur noch zwei globale Supermächte. Beide sind nicht nur wirtschaftlich und militärisch (USA immer noch deutlich stärker) auf einer Augenhöhe, sondern sie sind auch globale Ordnungsmächte in ihren Einfluss Sphären. Dieses neue Machtverhältnis spiegelt sich auch im Ukraine Krieg. China wird hier die Vermittlerrolle zugetraut. Russland wird zum kleinen Bruder Chinas, fällt damit auf einen Zustand nach dem Zerfall der Sowjetunion zurück.
Dort beeinflussen sie die Wirtschaft, die Handelsbeziehungen, die Währungsstabilität, die innere und äußere Sicherheit der zur Einfluss Sphäre gehörenden Staaten, Qualität und Ausmaß der Digitalisierung, Gesetze, Ordnungssysteme und Regeln.
Welch ein „globaler“ Streifzug durch die Politik in den letzten 70 Jahren!
Heute ist es uns wieder gelungen, Kunst, Kultur, Politik und Gastronomie unter einen Hut zu bringen, sehr zur Freude aller Anwesenden.
(Text: Dr. Ralf Tempel und Fotos: Dr. Michael Greeske & Dr. Ralf Tempel)