Krimi-Lesung mit Herrn Dieter Kaspers

SOCIETÄT DUISBURG e.V., 11. November 2022

Das Feuer im Kamin – unsere Laterne – lodert, der Mantel wird geteilt, der Weckmann liegt bereit. St. Martin kann kommen.
Der Vorsitzende eröffnet den Abend mit einer kurzen Ansprache. Bei vielen ist der legendäre Umzug mit dem heiligen Martin hoch zu Pferd und den vielen Kindern mit ihren Laternen bereits erfolgt, wir feiern heute mit dem traditionellen St. Martin Essen – mit einer bzw. mehreren Gänsen – diesen Tag. Ein Anlass in der Zubereitung des Festessens wird darin gesehen, dass am Tag nach dem 11. November die 40-tägige vorweihnachtliche Fastenzeit beginnt, in der fettes Essen tabu ist. Überdies war dieser Tag früher jener Termin, an dem die Bauern ihren Lehnherren die fällige Pacht zahlen mussten. Da im Mittelalter sehr oft Naturalien das Geld ersetzten, beglichen die Schuldner in vielen Fällen ihre Pacht mit einer Gans. Doch in diesem Jahr ist es etwas herausfordernder, eine Gans auf den Tisch zu bekommen und bis kurz vorher war es nicht sicher, ob es unser Gastronom – wegen Geflügelpest und allgemeiner Teuerung – schaffen wird. Zu guter Letzt kündigt Dr. Tempel unseren heutigen Vortragenden, Herrn Dieter Kaspers, mit seiner Krimi-Lesung an. An seiner Seite steht Herr Jonas Böhmer (er ist noch Schüler und spielt gelegentlich die Orgel in der ev. Gemeinde in Ungelsheim), er wird die Lesung mit Intermezzi am Klavier auflockern. Natürlich sind wir alle schon sehr gespannt.
Wir gehen vom Kaminbereich hinüber zum großen Saal. Die Tische sind schön gedeckt, ein Weckmann (gespendet von Frau Conny Klein) liegt auf jeden Teller und die beleuchtete Terrasse spendet heimeliges Licht zu uns herüber.
Zu Ehren des heutigen Namenspatrons intoniert unser Veranstaltungswart, Frau Katharina Tempel, das Lied „St. Martin“. Dabei wird sie von Jonas Böhmer unterstützt, der das Klavier zum Leben erweckt.
Nun aber zum Essen, das Geheimnis um die Anwesenheit eines Gänsebratens wird gelüftet. Herr Klaus Hobohm hat es wirklich in letzter Minute geschafft, Gänsebraten zu präsentieren. Wir alle atmen auf – unserer traditionellen Feier steht nun nichts mehr im Wege. Mit großem Behagen widmen wir uns den zahlreichen Vorspeisen, dem Hauptgang und dem folgenden Nachtisch.
Sobald die Gesprächskulisse anschwillt ist der Zeitpunkt für den Vorsitzenden gekommen, den heutigen Vortragenden vorzustellen. Herr Kaspers ist bei uns bereits zum zweiten Mal zu Gast. 2016 stellte er sein Buch „Zwei geschenkte Leben – eine Duisburger Kindheit zwischen Luftkrieg und Wirtschaftswunder“ vor. Heute nun die Lesung zu seinem neuesten Buch. Es geht um die Kriminalistik in den frühen 50er Jahren.
Eingestimmt werden wir mit einem Klavierstück bevor Herr Kaspers mit einigen Sätzen erläutert, welchen Anteil sein Verlag an der dem historischem Kriminalroman, spielend in Duisburg und der weiteren Umgebung, hatte. Dabei hebt er ebenso die Unterstützung seitens des Polizeipräsidiums hervor. So kann die Geschichte beginnen: Nach und nach tauchen nackte Leichen auf, auf unterschiedliche Weise ums Leben gekommen und nirgends vermisst. Keine guten Voraussetzungen, einen Fall einer schnellen Lösung zuzuführen!
Für Duisburger entstehen vor dem geistigen Auge die alte Industriekulisse vor 70 Jahren, so am Innenhafen in einer Wellblechhalle gegenüber eines ehemaligen Getreidespeichers – jeder weiß, dass es sich bei letzterem um die Küppersmühle handelt.
Zweimal wird die Lesung durch Intermezzi am Klavier unterbrochen mit Stücken aus jener Zeit. So kann jeder zwischendurch in sich selber hineinhorchen, ob er mit den gegebenen Fakten schon einer Lösung der Fälle näherkommen könnte, aber natürlich erraten wir sie nicht. Das ist von Herrn Kaspers auch nicht vorgesehen. Schließlich möchte er nur Appetit machen, was ihm auch gelingt.
Nach einer Fragerunde besteht die Möglichkeit, das aktuelle Buch zu erwerben. Eine Widmung gibt es gratis dazu und das Weihnachtsgeschenk für einen lieben Mitmenschen ist unter Dach und Fach. Das hat sich doch gelohnt!
Ein harter Kern der Mitglieder bleibt noch bis weit nach Mitternacht gemütlich beieinander, und natürlich sind die meisten Stühle schon hochgestellt. Doch das stört überhaupt nicht.

(Text & Fotos: Dr. Ralf Tempel)