Heute werden wir auf die Zeit des Entstehens des Absolutismus in Europa blicken. Dahin werden wir geführt werden von Herrn Schwarzer und Frau Dr. Kleinert: Letzte Woche noch haben Sie auf der BUGA in Mannheim dazu referiert – heute nun bei uns!
Der Vorsitzende begrüßt alle Mitglieder und Gäste. Er verspricht einen interessanten und erkenntnisreichen Abend.
Unser Gastronom – Herr Hobohm und sein Team – haben sich lukullisch ebenfalls auf diesen Abend eingestellt. Es wird heute ein 3-Gänge Menü serviert: Bouillabaisse, Coq au Vin mit Rouille und Mousse au Chocolat. Alles köstlich, alles fein (und während des Vortrags wird zusätzlich noch Käse gereicht). Das allein, hat sich bereits gelohnt zu kommen. Wir genießen das Essen bei einem Gläschen Roten, es passt perfekt. Es ist jedoch nur der erste Teil des Abends.
Den zweiten Teil beginnt der Vorsitzende mit der ordentlichen Vorstellung. Beide Vortragenden sind bestens bekannt und haben bereits in der Vergangenheit an diesem Ort zu anderen Themen uns bereichert. Heute nun geht es um den Sonnenkönig Ludwig XIV und wie sich sein absolutistischer Herrschaftsanspruch im Schlosspark Versailles offenbart.
Versailles strahlt bis heute auf die französische Gegenwart aus – Der König ist von Gott gegeben, ist gleichsam die Sonne, die alles Leben spendet, ständig und unveränderlich, Gottes Stellvertreter auf Erden. Versailles stellt dieses dar, insbesondere die griechische und römische Mythologie spielen eine entscheidende Rolle. Ludwig stellt sich selbst in diese Folge, besonders Appolon mit seinem Licht und Schatten, mit Weissagungskräften, der Strahlende, der alles unter Kontrolle hat, der keine Auflehnung duldet, als Herrscher der Welt, so sieht sich Ludwig und so setzt er es um. Das alles strahlt und drückt aus – der Schlossgarten von Versailles. Es gibt viele unterschiedliche Laubengänge, die der Herrscher selbst entlang- und lustwandelte, der Park ist ein Gesamtkunstwerk mit Gartenarchitektur, Wasserspielen und Musik. Die gebändigte Natur bedeutet nicht, Ludwig wäre auch ihr Bezwinger. Vielmehr wird die Wissenschaft in den Mittelpunkt gestellt mit der Mathematik als Grundsubstanz in der Natur: Quadrate, Rechtecke, Proportionen, Goldener Schnitt und Perspektive bilden die Grundlage beim Anlegen der Schlossgärten. Von seinem Bett aus schaut Ludwig Richtung Osten, dem Sonnenaufgang entgegen, die Wege gehen strahlenförmig von hier aus zum Dorf und darüber hinaus in die ganze Welt. Hier sind wir im Zentrum der Macht!
Anschaulich stellt Herr Schwarzer die Zeit des 16. Jahrhunderts mit seinen Religionskriegen, Kriege zwischen dem Adel erfasst ganz Europa. So viel kleine Herrscher – meist verarmt – versuchen den König zu entmachten, welcher die Steuern erhebt. Diese Kämpfe hat er in seiner Kindheit erlebt, so etwas soll ihm nicht passieren. Mit der Volljährigkeit übernimmt er die Macht als Alleinherrscher – er entscheidet alles. Allerdings verlangt auch ihm alles ab, schließlich will er auch persönlich der Beste sein, ob in Politik, Kunst oder Architektur! Künste, Kultur und Wissenschaft erreichen während seiner Regentschaft ihre Blütezeit. Die besten Wissenschaftler und Künstler werden hier beschäftigt.
Frau Dr. Kleinert führt uns durch die Mythologie, es herrscht Gleichgewicht, ob im Himmel oder auf Erden. Jedermann aus dem Adel ist damit vertraut und Ludwig lässt in den zahlreichen Brunnen und Figuren ausdrücken, was mit denen passiert, die sich seiner Macht entgegenstellen. Sie werden zerquetscht, in Frösche verwandelt und anderes.
Gleichzeitig stellt es auch den Beginn der französischen Nation dar, u.a. unterstützt beispielhaft von der Keimzelle eines Kultusministeriums unter Colbert, der mit subtiler Kunst und schamlosester Propaganda für die absolutistische Herrschaft eintritt. Bisher gab es Reisekönige, die von Schloss zu Schloss reisten, um ihre Macht im Reich zu demonstrieren. Ludwig nun geht nach Versailles, ein recht bescheidenes Jagdschloss wird unvergleichlich, und vorher nie so gesehen, ausgebaut. Hier lebt nicht nur seine Familie, sondern der gesamte Hofstaat, es ist genau zu erkennen, wer gut und wer schlecht bei Hofe gelitten ist. Wer alle Augen auf sich gerichtet haben möchte, der richtet große Feste über mehrere Tage aus. Es ist nicht nur einfach ein Park, es ist ein Spektakel!
Wir wurden ge- (ver-) führt in die Zeit des Absolutismus des Königs Ludwig XIV, der Verherrlichung des Monarchen als „Sonnenkönig“. Das alles spiegeln gerade die Schlossgärten von Versailles wider, eingefangen von unseren beiden Vortragenden in Wort und Bild. Und, wir haben uns davontragen lassen.
(Text: Dr. Ralf Tempel und Fotos: Dr. Michael Greeske & Dr. Ralf Tempel)