Vortrag von Frau Dr. Ute Ruprecht, Leitende OÄ im Herzzentrum Duisburg

SOCIETÄT DUISBURG e.V., 14. Januar 2024.

Ein neues Jahr beginnt, die Societät startet mit einer Matinee. Wir starten mit dem Cocktailempfang, dabei begrüßt der Vorsitzende, Dr. Ralf Tempel, alle Mitglieder und Gäste und er wünscht allen ein gesundes und erfolgreiches Neues Jahr. Der Ablauf heute ist etwas geändert im Vergleich zu unseren sonstigen Veranstaltungen, da wir nun schon mittags starten.
Richtig beschwingt starten wir mit dem Donauwalzer, gespielt von Herrn Benedikt ter Braak, einem national und international gefragten Pianisten und Komponisten.
Draußen fängt es leicht an zu schneien. Es sieht sehr malerisch aus. Ganz im Gegensatz dazu steht das Thema des heutigen Vortrages. Frau Dr. Ruprechts Arbeitsgebiet ist die Elektrophysiologie, genauer die Bekämpfung von Herzfehlern, die sich im Laufe des Lebens einstellen. Bekannt sind hier Herzrhythmusstörung und Vorkammerflimmern. Sie bilden den zweithäufigsten Grund für eine Klinikaufnahme und damit für hohe Kosten bei den Krankenkassen. Aber woher kommt das, ein beschleunigter, unruhiger Puls mit bis zu 200 Schlägen in der Minute, Atemnot, verringerte körperliche Belastbarkeit und Schwindel?
Der Grund findet sich zu 95% in den linken Lungenvenen. Das sind die Blutgefäße, die sauerstoffreiches Blut aus der Lunge zum linken Vorhof des Herzens transportieren. Die Venen bestehen aus einem ähnlichen Material wie Gummi: Sie leiten keinen elektrischen Strom. Der Herzmuskel dagegen leitet den elektrischen Strom sehr gut, schließlich werden die Zellen hier über Potentiale zum synchronen Kontrahieren, also zum Pumpen von Blut angeregt. Im Laufe des Lebens und wird die vorhandene, scharfe Abgrenzung von leitfähigem Gewebe des Herzens und der nichtleitfähigen Vene aufgelöst, es kommt zu einem Übergangsbereich zwischen Herz und Venen, der sich elektrisch wie ein Irrgarten verhält und die sich ausbreitenden elektrischen Potentiale über dem Herzen sehr stark abschwächt. Das resultiert dann zu einem Vorhofflimmern. Diese „Irrgarten“-Zone kann sich durch Degeneration des Vorhofs immer mehr verbreitern.
Aber wie kann dieser Irrgarten, dieser Sumpf, trockengelegt werden? Es muss eine Isolierung zwischen diesem Sumpf und dem Herzmuskel herbeigeführt werden. Im Herzzentrum wird dieses durch einen Katheter, der über die Beinvene bis in die linke Vorkammer vorgeschoben wird, realisiert. Der Kopf des Katheters weist verschiedene Elektroden auf, diese dienen zum einen ein 3-dimensionales Abbild des Herzens und der angeschlossenen Venen zu generieren und zum anderen als Mikrowellengenerator einen Hochfrequenzstrom in die Zellen des „Irrgartens“ zu erzeugen. Die darin enthaltenen Wassermoleküle erwärmen sich bis auf eine gewünschte Temperatur von 60°C, was zum Absterben der betroffenen Zellen führt und damit die erwünschte Isolierung bewirkt. Diese punktförmigen Verödungen umfassen nur einen kleinen Bereich, so dass diese Prozedur viele Dutzend Mal wiederholt wird, Punkt für Punkt aneinandergereiht wie bei einer Perlenkette, bis der gesamte Bereich zwischen „Irrgarten“ und Herzmuskel nichtleitend wird.
Dieses Vorgehen zur Isolierung funktioniert nicht nur mit einer Mikrowellensonde und Wärme, sondern auch mit einem Kälteballon und Kälte bei -70°C. Eine dritte Option besteht in der Verwendung eines Lasers, dabei werden dann zur Isolierung quasi Löcher in das Gewebe gestanzt, hierbei ist jedoch noch zusätzlich eine Kamera und Licht zur Orientierung erforderlich und ist damit in der Anwendung etwas teurer.
Besonders einprägsam war die Aufzeichnung der Pulsfrequenz mit den Flimmersignalen, welche im Moment der Herstellung der vollständigen elektrischen Isolierung zwischen Vene und Herz vollständig verschwanden.
Ein sehr interessanter Vortrag, der die Komplexität der Operation eindrucksvoll verdeutlicht.
Es werden noch viele Fragen gestellt und von Frau Dr. Ruprecht beantwortet.
Nun können wir uns dem zweiten Teil der Matinee zuwenden, dem Essen. Lange noch drehen sich die Gespräche über das gerade Gesehene und Gehörte.

(Text: Dr. Ralf Tempel und Fotos: Dr. Michael Greeske)