Vortrag von Herrn PD Dr. Christoph Eger, LVR-Archäologischer Park Xanten,

Gans-Essen

In den Räumen der SOCIETÄT DUISBURG e.V., 9. November 2021

Wir sammeln uns zunächst wieder in dem schön geschmückten, herbstlichen Kaminbereich. Das Feuer lodert und der Begrüßungssekt tut ein Übriges, unsere Stimmung ansteigen zu lassen.

Der Vorsitzende eröffnet den Abend. Er bedankt sich bei den vielen, die geholfen haben, die Räumlichkeiten so anheimelnd aussehen zu lassen. Er erinnert an die besonderen Ereignisse, die es an diesem Tage in der Vergangenheit gab, nicht zuletzt an 1989 mit dem Mauerfall.

Aber heute begehen wir Sankt Martin. Bevor es zum großen Essen kommt, singen wir dieses Mal a cappella das gleichnamige Lied.

Kommen wir nun zum ersten Höhepunkt des Abends, dem Gans-Essen. Es gibt einen sehr umfangreichen Vorspeisen-Gang, hier allein könnte man sich schon verirren von den vielen verschiedenen Köstlichkeiten. Im Hauptgang wartet auf uns die Gans, als Keule oder Brust, dazu eine Orangen-Apfel-Sauce mit Maronen & Bratapfel, wunderbare Knödel und Apfelrotkohl oder Rosenkohl, je nach Geschmack. Aber auch für die Alternative ist hier gesorgt mit einer auf der Haut gebratenen Lachsschnitte.

Das Thema unseres Abends, zu dem wir Herrn PD Dr. Christoph Eger von der LVR begrüßen, erfordert unsere ganze Aufmerksamkeit. Der Vorsitzenden stellt die Vita von Herrn Eger vor.

Herr Dr. Eger leitet seinen Vortrag mit einer Frage ein: Wann war eigentlich die Völkerwanderung? Um gleich die Aufklärung nachzuliefern: 375 – 568, es könnte aber auch schon 100 Jahre früher anfangen haben. Doch damit beginnt auch schon das Dilemma – oder besser gleich den Plural nehmen – die Dilemmata. Es kann schlicht nicht genau festgestellt werden, wer (als Volk abgegrenzt) da wanderte und genau in welchem Jahr es begann und welches die jeweiligen Ursachen waren. Man kennt einzelne Ereignisse, die man damit verknüpft. Aber genau genommen war es eine Transformation. Das „alte“ Rom siechte – je nach Sichtweise erhaben oder verlottert – förmlich dahin. Die neuen Kräfte, als Barbaren bezeichnet, übernahmen mehr und mehr das Leben der Römer, sei es als Handwerker, in der Verwaltung oder in der Armee. Es ging hier nicht um Auslöschung der alten Ordnung, sondern vielmehr um Assimilierung, nutzen der Vorteile des römischen Lebens. Die Germanen z.B. waren durchaus schon weiter in der Christianisierung als die Römer. Auch wurden nicht immer heftige Schlachten geschlagen; man kann sich das eher als lästiges auf die Füße steigen vorstellen, dass die Barbaren mit den Römern trieben. Mal hier mit der eigenen Stärke den Römern ein paar Zugeständnisse abgeluchst, mal innige Familienbande geknüpft oder sich einfach mal etwas genommen, wenn die Römische Armee gerade anderswo beschäftigt war. Ja, so einfach wie gerade geschildert war es nicht, aber der ständige Druck auf die Außengrenzen des Reiches hatte schon Spuren hinterlassen und die Römer zu Zugeständnissen gezwungen.

Wer waren diese Barbaren? Sehr oft tauchen hier die Hunnen, aus Innerasien stammend, auf. Das Problem, man weiß nicht genau woher und es gab auch nicht „die“ Hunnen, ein Teil strebte nach China, ein anderer nach Persien und die dritte Hauptrute führte Richtung Rom. Und diese Wanderung treibt andere Völker vor sich her, die sich dann auch nach – und auch in Absprache mit – Rom, aufmachten, denn Rom dürstete nach neuen Rekruten, die Verteidigung des Reiches war doch sehr aufwändig. Es kamen später noch Westgoten, die wiederum sich mit den Franken auseinandersetzten, nochmals später die Slaven, die dann weite Teile Germaniens besetzten.

Aber das alles geschah über lange Zeiträume. Man brach auf, suchte neues Land, ging in der bestehenden Bevölkerung auf, zog später abermals weiter, Teile anderer Volksgruppen schlossen sich an. Die Gründe dafür sind vielfältig: Armut einerseits / Anziehung des römischen Lebens andererseits, Unterentwicklung, Bevölkerungsdruck, Umweltzerstörung, Bürgerkrieg oder Unterdrückung. Ob nun nur ein Grund oder gleich mehrere vorlagen ist hierbei einerlei.

Das allgemeine Fazit in der Runde: Aber sieht es heute nicht ähnlich aus? Das Thema Völkerwanderung ist hochaktuell und wird uns weiter begleiten, vielleicht war es immer schon dabei und wird uns ewig erhalten bleiben, egal ob als Reisender oder Gastgeber?

Ein hochinteressanter Abend, der mit einer Vielzahl von Details zur Völkerwanderung aufwartete, geht zu Ende.

(Text: Dr. Ralf Tempel, Fotos: Dr. Michael Greeske & Dr. Ralf Tempel)