Andere feiern das Neue Jahr mit einem Empfang – wir eröffnen unsere diesjährige Vortragsreihe, natürlich vor dem Kamin mit einem Sektglas in der Hand. Der Vorsitzende begrüßt alle Mitglieder und Gäste und wünscht einen fulminantes Neues Jahr. Zum Auftakt gibt es eine kleine Geschichte zu den wichtigen Dingen im Leben, erklärt an Hand von Blumentopf, Golfbällen, Kies, Sand und – zwei Dosen Bier. Alle fühlen sich verstanden.
Unser Mitglied, Frau Lore Rabe, begrüßt uns mit einem Walzer von Frédéric Chopin. So eingestimmt kommen wir nun zum heutigen Vortrag, Herr Johannes Pflug zum Thema: „Schwierige Handelsbeziehungen zwischen Amerika, China und Europa“.
Der Konflikt der Amerikaner mit den Chinesen ist bereits in der Vergangenheit angelegt worden. Eine Lehre aus dem zweiten Weltkrieg war, unter anderem, als Weltmacht sollte man eine ständige Truppenpräsenz vor Ort haben. In Europa hatte man den eisernen Vorhang. In Asien hatte man sein Fiasko mit Japan und Hawaii erlebt, gleichzeitig sah man das riesige Entwicklungspotential Chinas. Also errichteten die Amerikaner viele Stützpunkte rundherum. Vertrauenserweckende Maßnahmen sehen anders aus.
China versuchte auf unterschiedlicher Art und Weise den Aufstieg zu einer Weltmacht. Mao Zedong unternahm zuerst den „Großen Sprung“, später dann die „Kulturrevolution“. Beides führte zu unsäglichem Leid und Millionen Tote. Der große Steuermann, Deng Xiaoping, öffnete das Land mit Reformpolitik, er führte Sonderwirtschaftszonen ein, die auch Kapital aus Amerika anzogen. Die Amerikaner betrachten China als verlängerte Werkbank.
1991 zerbrach die Sowjetunion – laut George Bush war sie damit kein strategischer Gegner mehr. Diese Rolle fiel nun China zu. Und China legte mit zweistelligen Wachstumsraten zu. Schon bald reicht der einheimische Markt nicht mehr aus, ein Ausweg stellt die Errichtung einer Export-Infrastruktur dar (Projekt „Silkroad“), in Anlehnung an die alte Seidenstraße, nur dass jetzt alles zu chinesischen Bedingungen abgewickelt wird. Ein anderer Ausweg ist statt des quantitativen nun das qualitative Wachstum der Industrie durch die Entwicklung innovativer Technologien, die auch im hohen Maß umweltfreundlich sind, zu forcieren.
Mit der neuen „Seidenstraße“ kennen wir uns hier in Duisburg aus, augenblicklich kommen rund 35 Züge je Woche hier an, wir sind ein zentraler Knotenpunkt in Europa. Leider hat die EU darauf überhaupt nicht reagiert, weder politisch noch finanziell. China schafft neue Handelsbeziehungen, von der EU gibt es dazu nur ein großes Lamento. China setzt seine Pläne konsequent um, man will wieder das Reich der Mitte – und zwar weltweit – sein. Die Amerikaner erkannten dieses, sechs von zehn Flugzeugträgern sind im Pazifik stationiert. China sieht sich provoziert und erklärt das Gelbe Meer zu ein chinesisches. Schließlich kommen über die Meerenge von Malakka 80% der Rohstofflieferungen herein. Trumps „Amerika first“ Politik trägt auch nicht zur Entspannung der Lage bei. Die vier Runden von Erhöhung von Strafzöllen im Jahre 2018 sind der sichtbare Beweis.
Es gibt viele Fragen. Lange noch steht Herr Pflug Rede und Antwort.
Aber nun kommen wir zum Essen. Herr Klaus Hobohm hat sich wieder ins Zeug gelegt. Es gibt – hier eine kleine Auswahl – Miniburger vom getrüffelten Rinderfilet, Flühlingslolle süß-schalf und kleine Reibekuchen mit Lachs / Rübenkraut.
Danach lassen wir mit guten Gesprächen den Nachmittag ausklingen. Zwischendurch setzt sich Frau Lore Rabe wieder an das Klavier und beglückt uns mit weiteren Proben ihres Könnens.
(Text: Dr. Ralf Tempel, Fotos: Dr. Michael Greeske & Dr. Ralf Tempel)