Vortrag von Herrn Prof. Dr. Hans-Georg Krengel, Kath. Klinikum Essen

In den Räumen der SOCIETÄT DUISBURG e.V., 9. März 2020

Um es gleich vorweg zu nehmen, was für ein fantastischer Abend! Zeitgeist, Historisches und Kunst geballt in einer Veranstaltung:

  • Großer Dank an unseren Veranstaltungswart, Frau Katharina Tempel, für die Auswahl des Themas und des Referenten, die Aktualität bezüglich des aktuell grassierenden Corona-Virus allein verheißt einen spannenden Abend.
  • Einen herzlichen Dank an unser Mitglied, Frau Helga Rühl, die ihre Streich-Psalter dabeihat und uns akustisch auf Vergangenes, aber auch doch wieder Aktuelles, einstimmt.
  • Einen besonderen Dank an Herrn Klaus Hobohm für die mittelalterlichen Spezereien, die er kredenzt und Herrn Pascal Kißel für die mittelalterliche Ausstaffierung von Räumen und Männern.

Aber der Reihe nach. Nach dem obligatorischem Sektempfang – heute mit blutrot Vergorenem – nehmen wir Platz und werden von Frau Rühl mit einem uralten Instrument, das schon zu Zeiten König Davids genutzt wurde, der Psalter, genauer der Streichpsalter, eingestimmt. Sie erläutert kurz den Aufbau und die Spielweise. Nun bringt sie das Instrument zum klingen mit „O du lieber Augustin, alles ist hin“. Und um zu beweisen, dass das Instrument einfach zu spielen ist, bittet Sie unseren heutigen Redner es doch einmal zu probieren. In der Tat kommt Prof. Krengel gut damit zurecht, wir sind begeistert.

Als nächstes steht das heutige Essen an. Wir haben schon vorher erfahren, dass die kredenzten Sachen heute mit mittelalterlichen Namen daher kommen, aber das trifft nicht den Kern, die Herren „Knechte“ Hobohm und Kißel haben mittelalterliches ausgegraben und wir schmecken intensiv die vielen unterschiedlichen Gewürze aus den Speisen. Aber nicht nur die Speisen haben die beiden in das Mittelalter zurückversetzt, auch die Ausstattung lässt nichts zu wünschen übrig, ob es die alten Bücher, Helme oder Schilder sind, die unsere Räume heute zieren. Auch wird durch die drei Knechte Klaus, Pascal und Ralf das Menü vor allen Anwesenden verkündet mit großer Gestik und unterstützt von einem Dreschflegel. Welch ein Anblick! Wir lassen uns es herrlich schmecken. Ein eigens angefertigtes, sehr frisches Brot (Sauerteig mit Kümmel) hat es allen besonders angetan, Herr Hobohm nimmt Bestellungen für die Auslieferung bei der nächsten Veranstaltung entgegen (über Tempels).

Nun kommen wir zum heutigen Vortrag, ein überaus kompetenter Mediziner widmet sich dem Thema Pest und bringt uns auf den historischen und den neuesten wissenschaftlichen Stand. Der Einstieg gelingt Prof. Krengel mühelos: „Der schwarze Tod“, Schrecken des Mittelalters, ist immer noch aktuell. Nein, das Coronavirus ist in seiner Wirkung nicht vergleichbar mit der Wirkung der Pest im Mittelalter. Aber ja, die Auswirkungen auf unser gesellschaftliches Zusammenleben zeigt schon Parallelen auf. Ja, Corona ist eine Pandemie, aber ist auch Hype.

Die Pest wurde schon in der Bibel erwähnt, aber nie hat sie so viele Opfer gefordert wie in den Jahren zwischen 1347 und 1350 in denen der „Schwarze Tod“ in Europa wütete, übertragen von Flöhen auf Hausratten. Die Seuche kam aus Asien über die Krim nach Italien. Europa verlor in drei Jahren rund die Hälfte der Bevölkerung. Pandemien, Pestwellen, hatte es bis dahin immer wieder gegeben – und es gab sie auch danach. Eine Ursache wurde nicht erkannt, stattdessen machte man eine besondere Planetenkonstellation verantwortlich. Selbstredend gab es keine Heilungsmethode, stattdessen verlegt man sich auf Heiligenverehrung, Bitt- und Dankgebete, Passionsspiele, Münzen und Pestsäulen. Selbst Kot- und Urinauflegen auf die Beulen galt als Therapeutikum; als bestes Prophylaktikum aber eine rechtzeitige Flucht oder aber offenes Feuer in der Wohnstätte, selbst im Sommer.

Pestsäulen findet man heute noch in vielen Städten, so auch in Wien. Darüber hinaus beschreibt auch ein Lied diese Pest, ob nun Markus Augustin der Verfasser war, bleibt ungewiss. Durch den spöttischen Text wird allerdings deutlich: Das Lied stammt aus der Wiener Pestzeit und auch heute noch erinnert ein Denkmal auf dem Wiener Fleischmarkt an den „Lieben Augustin“.

1894 konnte das erste Mal der Bazillus und sein Infektionsweg über Floh und Ratte beschrieben und in drei Formen eingeteilt werden: der Bubonen- (Beulen oder auch Lymphknoten-), Haut- und Lungenpest, erstere tritt zu 90% auf. Heute sind die Ursachen der Pest, die Hausratte und der Menschenfloh, weitgehend verdrängt.

Nach dem Vortrag werden Fragen gestellt, die alle von Prof. Krengel beantwortet werden. Welch ein interessanter Abend!

(Text: Dr. Ralf Tempel, Fotos: Dr. Michael Greeske & Dr. Ralf Tempel)