Die neue Elbphilharmonie – Kulturreise mit ArnoldMusic-Reisen

vom 21. bis 24. März 2017

Dienstag, 21. März 2017

Der frühe Vogel fängt den Wurm: Unsere Reise beginnt um 06:00 Uhr von der Societät. Wir alle sind schon seit langem sehr gespannt auf das uns erwartende Musik- und Architektur-Ereignis. Diese Reise ist geplant, organisiert und hervorragend durchgeführt (so viel sei hier schon mal vermerkt) von unserem Mitglied, Herrn Rolf-Rüdiger Arnold. Besonders gespannt sind wir alle auf die Elbphilharmonie, die endlich fertig gestellt werden konnte, nach mehr als 10 Jahren und einen mehr als 10-fachen der zunächst geplanten Baukosten. Aber wie soll das auch anders gehen, wenn schon angefangen wird zu bauen, bevor wirklich das letzte Detail durchdacht ist? Und noch im letzten Jahr stand das Projekt (wie schon oft zuvor) auf der Kippe. Dann aber wurde langsam das Phänomenale, das Schiff, das wogende Wasser, lichtdurchflutet, sonnenstrahlbrechend auf dem alten Speicher sichtbar. Presse und Hamburger nahmen das Projekt nun an, heute sind sie stolz, solch ein Bauwerk vorweisen zu können.

Der Bus setzt sich in Bewegung. Die Fahrt nach Hamburg wird genutzt, uns final auf das Kommende einzustimmen. Rolf-Rüdiger Arnold glänzt mit enormem Hintergrundwissen zu den Künstlern, die wir die nächsten Tage erleben werden. Ebenso verhält es sich mit den Informationen zur Idee und Werden der „Elphie“, eingebettet in der „Renaissance“ der Speicherstadt. Alles wird unterstützt mit den entsprechenden Videos.

Wir kommen flott voran, bis uns auf der Höhe von Bremen die Defekthexe ereilt. Überzeugt, dass schnelle Hilfe uns bald wieder in Bewegung setzen wird, harren wir der Dinge die da kommen. Unsere Stimmung ist prächtig, auch ein etwas glückloser Reparaturservice im Zeichen des großen Sterns und des daraufhin gerufenen Ersatzbusses vermag diese nicht zu beeinträchtigen. Bereits nach 3½ Stunden setzen wir die Fahrt fort und gelangen noch am gleichen Abend nach Hamburg, glücklich, den „Strapazen“ einer Hamburger Stadtwanderung entronnen zu sein.

Wir beziehen unser Hotel, sehr nahe an der Binnenalster gelegen, und machen uns für die Hamburger Staatsoper fein. Es bedarf eines 5-minütigen Fußmarschs, um das Ziel zu erreichen. Wir erleben eine Aufführung von Puccinis „Tosca“ in hervorragender Besetzung: Tatjana Serjan (Tosca), Massimo Giordano (Cavaradossi) und Ambrogio Maestri (Scarpia).

An der Hotel-Bar lassen wir den Tag ausklingen.

Mittwoch, 22. März 2017

Ein sehr sonniger und warmer Tag erwartet uns. Eine ausgedehnte Stadtrundfahrt steht auf dem Programm. Wir umrunden die Außenalster mit den hanseatisch-vornehmen Wohnvierteln Rotherbaum und Harvestehude, entlang des Alsterparks auf der einen Seite und Uhlenhorst und St. Georg auf der anderen. Wir fahren an Rathaus und Börsenviertel vorbei, lassen den Alten Elbtunnel und die Landungsbrücken links liegen, um einen kleinen Stopp beim „Michel“ einzulegen. Weiter geht die Reise zum Hafen, wir fahren über die Köhlbrandbrücke mit den angrenzenden modernen Container Terminals zurück durch den Neuen Elbtunnel mit einem Abstecher zu Speicherstadt und neuer HafenCity.

Endpunkt ist das Fischereihafen Restaurant, welches wir zu Fuß über den Altonaer Balkon erreichen. Wir lernen hier eine ausgezeichnete Küche und ebenso ausgezeichneten Service kennen. Natürlich geben sich hier die Hamburger, aber auch nationalen und internationalen Größen die Klinke in die Hand. Der äußere Eindruck des Hauses strahlt typisches Understatement aus.

Direkt neben dem Restaurant befindet sich der Schiffsanleger „Dockland“. Hier besteigen wir die Barkasse „Buenos Aires“ und schippern durch den Hamburger Hafen, vorbei an verschiedenen Hafenbecken mit Riesen-Containerschiffen (400m lang), Reparatur-Docks und einer Schlickschleuse. Doch dann kommt der Höhepunkt der Tour, wir kommen an der „Elphie“ vorbei und können sie von allen Seiten betrachten. Das steigert unsere Vorfreude auf den heutigen Abend.

In der Speicherstadt werden wir wieder ausgebootet. Wir haben jetzt noch ein wenig Zeit, einen Stadtbummel zu unternehmen. Dann bleibt auch noch etwas übrig, sich für den heutigen Abend frisch zu machen.

Frühzeitig fahren wir zur Elbphilharmonie. Sie ist ein Gebäude der Superlative, die Erbauer hatten zum Ziel, eines der zehn besten Konzerthäuser der Welt zu erstellen. Mit der spektakulären Architektur haben sie gute Aussichten auf reges Besucherinteresse, die Synthese von Tradition und Moderne fasziniert. Die Verbindung aus roten Backsteinmauern und filigranem Glasbau macht das Konzerthaus zum Inbegriff des Hamburger Selbstverständnisses. Der ehemalige Kaispeicher A wurde bis gegen Ende des letzten Jahrhunderts als Lagerhaus, u.a. für Kakaobohnen, genutzt. Er bildet das Fundament für 200.000 Tonnen Kultur: Die Glasfassade verwandelt den aufgesetzten Baukörper der Philharmonie mit 110m Gesamthöhe in einen riesigen Kristall mit immer wieder neuem Erscheinungsbild. Teilweise gekrümmte und eingeschnittene Glaspaneele in der Fassade fangen Reflexionen von Himmel, Wasser und Stadt auf, um sie direkt in die Augen des Betrachters weiter zu leiten.

Schließlich wollen wir vor dem Konzert das Gebäude eingehend in Augenschein nehmen. Es klingt ja auch kompliziert, wenn die Garderobe in der 11. Etage liegt und dann noch vier weitere Etagen die Zugänge zum Großen Saal erlauben. Doch zuvor benutzen wir die Tube, die lange und in sich gebogene Rolltreppe, die zur Plaza führt. Hier hat man einen schönen Blick über die HafenCity. Die offene Architektur lässt uns direkt das Hamburger Wetter spüren. Die Organisation innen ist perfekt. Sicherheitskontrollen laufen ohne Staubildung, das trifft übrigens auch auf die Garderoben und Toiletten zu. Das Treppenhaus windet sich leicht die einzelnen Etagen empor mit immer neuer Perspektive. Alles ist mit Parkett verlegt bzw. holzgetäfelt und an den verbleibenden Stellen weiß gefasst; bei den Zugängen zum und im Saal sehen (auch fühlen, natürlich müssen unsere Finger darüber streichen) wir dann die viel besprochene weiße Haut, bestehend aus Gipskartonplatten, jede individuell gefräst und mit einer einzigartigen Oberfläche aus Vertiefungen, Riefen und pyramidalen Kegeln versehen, um den Schall an jeder Stelle des Saals bestmöglich und im richtigen Verhältnis zu absorbieren und  zu brechen.

Wir erleben das Konzert mit dem Orquestra Sinfónica Simón Bolivar unter der Leitung von Gustavo Dudamel. Im Rahmen des Beethoven-Zyklus hören wir heute die Sinfonien Nr. 7 und 8. Wir haben hervorragende Plätze und können uns eingehend auf die Atmosphäre in diesem Großen Saal einstimmen. Was ist alles schon über die Akustik gesagt oder geschrieben worden, das eigene Erleben ist durch nichts zu ersetzen. Gebannt lassen wir uns keinen Ton entgehen – ein großartiges Erlebnis. Gebührend lassen wir den Abend in der Hotelbar bzw. nebenan im Hofbräuhaus ausklingen.

Donnerstag, 23. März 2017

Am nächsten Morgen erwartet uns ein bedeckter Himmel und ein kalter Wind, eben typisch  Hamburger Wetter. Wir besuchen Speicherstadt und HafenCity. Historie und Zukunft liegen hier direkt nebeneinander. Die alten Speicher – der größte Lagerhauskomplex der Welt – sind wirklich ungeeignet für Containerumschlag, so ist es nicht verwunderlich, dass sie inzwischen umgebaut wurden und heute als Büro, Café oder Museum wiedergeboren wurden. Aber die alten Düfte nach Kaffee, Tabak oder orientalische Gerüche sind teilweise immer noch erlebbar. Eines der beliebtesten Museen, das diese Düfte noch verkörpert ist das Gewürzmuseum „Spici’s“. Hier erfahren wir von der „Kräuterhexe“ alles über Anbau, Bearbeitung, Anwendung, Vorratshaltung und Qualität von Gewürzen.

Gleich nebenan steht die HafenCity, natürlich – im Gegensatz zu den Speichern – hochwasserfest geplant; große Schotts können die Gebäude abriegeln. Hier steht auch die Elbphilharmonie, die wir auch am heutigen Abend wieder aufsuchen werden.

Unweit entfernt finden wir in der Speicherstadt – zwischen zwei Fleeten – das „Wasserschloss“, welches ein Restaurant und ein Teekontor beherbergt. Ausgiebig nutzen wir beide gebotenen Optionen.

Langsam geht’s zurück zum Hotel, ein Teil besucht noch einmal die Altstadt und ein anderer Teil bereitet sich schon intensiv auf den Abend vor.

Heute erleben wir in der „Elphie“ wieder ein Konzert mit dem Orquestra Sinfónica Simón Bolivar unter der Leitung von Gustavo Dudamel, dieses Mal  hören wir die Sinfonie Nr. 9 mit großer Orchesterbesetzung, großem Schlusschor und den vier Gesangssolisten zu Schillers Ode „An die Freude“. Alles sehr mächtig. Wiederum sind wir beeindruckt.

Auch an diesem Abend geht niemand sofort ins Bett, wir sitzen noch lange zusammen und lassen alles in uns nachklingen.

Freitag, 24. März 2017

Schon bricht der letzte Tag an und damit unsere Rückreise. Bevor das aber wahr wird, steht noch ein letzter Programmpunkt an, der Besuch der Gemäldegalerie der Hamburger Kunsthalle. Wir finden uns in der ursprünglichen Pracht des Gründungsbaus im Stil der italienischen Renaissance wieder. Wir sehen Skulpturen von Rodin und Moore, Gemälde von Beckmann, Runge und Friedrich. Den Stolz der Hamburger, sich solch einen Bau leisten zu können, merkt man ebenso unser Führerin an – Hamburg ist einfach das Größte! Und wir können da durchaus zustimmen, Hamburg ist zu jeder Zeit ein Erlebnis.

Anschließend wechseln wir herüber zum „Cube“, der Cafeteria der Kunsthalle. Wir stärken uns für die Rückfahrt und sind am Abend wieder in Duisburg.

(Text: Dr. Ralf Tempel, Fotos: Dr. Michael Greeske & Dr. Ralf Tempel)