Über dem Getümmel – zwischen den Nationen
Vortrag von Herrn Wolfgang Schwarzer,
Vorsitzender der Deutsch-Französischen Gesellschaft Duisburg e.V.
In den Räumen der SOCIETÄT DUISBURG e.V., 23. September 2014
Dieselben sind wunderhübsch mit Blumen (Alpenveilchen) und Kerzen in rot-weiß, den Schweizer Nationalfarben, geschmückt. Zur stilvollen Dekoration passt dann auch der kleine süße Gruß, der an die Berggipfel erinnern sollte.
Fabelhaft und exquisit sind dazu die von der Firma Borgards dargebotenen lukullischen Köstlichkeiten: Schweizer Spezialitäten wie Bündner Fleisch, Räucherlachs auf Rösti, Berner Rolle, Schweizer Wurstsalat, Zürcher Geschnetzeltes, Quark nach Schweizer Art, Schweizer Zwetschenwähe, Schweizer Schokocreme, Schweizer Käseauswahl, u.v.m. Lecker! Dazu lodert heimelig ein Kaminfeuer – schließlich haben wir den Herbstanfang schon hinter uns.
Dem Ausbruch des I. Weltkrieges 1914 geschuldet – und in Ergänzung unserer Fahrt zum Haus Doorn Ende August d.J. – gibt uns dann Herr Schwarzer einen sehr intensiven, außergewöhnlichen und berührenden Überblicksvortrag zu dem Thema „Dissidenten in der Schweiz“. Als „Dissident“ wird jemand bezeichnet, der außerhalb der Linie steht, z.B. im Glauben, in der Nationalität. Zunächst erklärt er die politische Situation in Europa (Pan-Europa-Gedanke) vor dem Ausbruch des I. Weltkrieges. Dies wird an Zitaten und Essays deutlich, die seinerzeit in Zeitungen und Büchern veröffentlicht wurden (beispielhaft Romain Rolland, René Schickele). Es gab keine „vernünftige“ Begründung für einen Krieg.
Die Schweiz, die sich zu Beginn des „Großen Krieges“ für neutral erklärt hatte, war umgeben von kriegsführenden Nationen. Die Konsequenz für das Land war u.a. ein bitterer Versorgungsengpass.
Pazifisten (u.a. Dr. Ferdinand Sauerbruch, Max Oppenheimer), die in Deutschland als „Vaterlandsverräter“ beschimpft wurden, namhafte Künstler und Intellektuelle werden beispielhaft erwähnt. Politiker (Trotzki, Lenin: Deutsche Offiziere halfen Lenin aus seinem Schweizer Exil in einem verplombten Eisenbahnwaggon nach Russland zu schaffen, damit er dort die Revolution in Gang bringt. Das hat auch geklappt: Lenin machte seine Revolution und schloss mit Deutschland im März 1918 den Friedensvertrag von Brest-Litowsk). Spione (Sommerset Maugham, Dr. Elisabeth Schragmüller), Schriftsteller (Stefan Zweig, Alfred Henschke, Hugo von Hofmannsthal), Maler (George Grosz, Hugo Ball, Richard Hülsenbeck, Tristan Tzara, Hans Arp, Hans Richter) und Schauspieler (Werner Kraus, Tilla Durieux, Elisabeth Bergner) lassen sich in der Schweiz nieder. Die Französisch Sprechenden in Genf und die Deutschsprachigen in Zürich, wobei auffällt, dass diese untereinander und miteinander kaum Kontakt hatten. Zentraler Treffpunkt für viele war jedoch das Cafe „Odeon“ in Zürich.
Gebannt lauschen wir den interessanten und detaillierten Ausführungen von Herrn Wolfgang Schwarzer. Am Ende gibt es viele Fragen, die sachkundig beantwortet werden.
Voller sensibler Eindrücke klingt dieser Abend aus.
(Katharina Tempel)