Siegburg, 29. November 2014

Unsere diesjährige weihnachtliche Fahrt bringt uns nach Siegburg. Die Fahrt vergeht wie im Fluge – vielleicht auch deshalb, weil unser Veranstaltungswart, Frau Tempel, wieder eine kleine Überraschung für jeden von uns bereithält: Ein kleines Knusperhäuschen!

In Siegburg steht der Marktplatz im Zeichen einer längst vergessenen Zeit. Die Kramer Zunft und eine Vielzahl von Kurtzweyl erwarten uns.

Zuvor jedoch suchen wir das Stadtmuseum auf. Dort empfängt uns der ehemalige Leiter, Herr Klaus Hardung, zur Führung. Er erzählt uns aus Siegburgs Geschichte, angefangen mit der Frühzeit bis hin zur jüngeren Gegenwart. Wir sehen bedeutende Fossilien – so auch den Fuß eines Krokodils, samt der Geschichte, wir ein komplettes Krokodil den Weg ins Museum fand – aus der Lagerstätte in Rott. Wir hören grausame Geschichten über Hexenprozesse aus dem Mittelalter, sowie über die berühmte Siegburger Keramik. Heute gelingt es nicht mehr, diese weiße Keramik, wieder herzustellen. Besonders sehenswert sind die mittelalterlichen Kellergewölbe, die vom alten Bürgerhaus (dem alten Rathaus) erhalten geblieben sind. Auch sehen wir das Siegburger Original – ein Hermaphrodit – , das als Charlotte Bertram geborenen Lottchen. Eine letzte Abteilung ist dem Leben und Werk Engelbert Humperdincks gewidmet, dessen Geburtshaus das heutige Stadtmuseum ist.

Und hier schließt sich wieder der Kreis, das eingangs erwähnte Knusperhäuschen könnten wir uns jetzt auch als Behausung von Hänsel & Gretel bei der alten Hexe vorstellen. Wir hören noch den „Abendsegen“, ein Duett aus „Hänsel und Gretel“.

Eine weitere Überraschung erwartet uns am Ausgang des Museums, der Kloster Likör wartet auf seine Verkostung. Obwohl die Abtei seit zwei Jahren geschlossen ist, wird er hier seit mehr als 600 Jahren nach einer schriftlich überlieferten Benediktinerrezeptur destilliert.

Abschließend übergibt uns Herr Hardung leihweise die wiederentdeckte Notenschrift des „Hochzeitsmarsch“ von Engelbert Humperdinck und ein altes Foto vom „verschlafenen“ Bahnhof – der heutige ICE Bahnhof bringt dagegen Heerscharen von Gästen in die Stadt.

Aber nun stürzen wir uns Marktgetümmel. Mehr als sechzig Handwerksleute, Musici, Gaukler und weit gereiste Händler, gekleidet wie Menschen im späten Mittelalter preisen uns ihre Waren an, und niemand muss befürchten, zu verdursten oder zu verhungern. Und über alles schweben Trommel- und Dudelsackklänge, Spielleute und Jongleure verzaubern unsere Sinne.

Aber auch Löffelschnitzer, Riemenschneider, Seiler, Filzer, Zinngießer und Schreiner zeigen ihre Kunst und laden zum Mitmachen ein. Ebenso wie das historische Kinderkarussell, das noch von Hand betrieben wird.

Wir kosten die verschiedensten Glühweine und Tees und probieren Leckeres vom Schwein, gebraten über offenes Holzkohlenfeuer, verschiedenste Waffeln und Weihnachtsgebäck.

Anschließend lassen wir uns noch zu Kaffee & Kuchen im Kranz Parkhotel nieder. Jetzt können wir schon mal das Erlebte Revue passieren lassen.

Unsere Rückfahrt mit dem Bus wird auch sehr kurzweilig: Zum einen sorgt Herr Dr. Tempel mit einem vorgelesenen Empfehlungsschreiben von Herrn Wolfram Humperdinck, dem damaligen Intendanten des Westdeutschen Landestheaters in Siegburg, für unser Mitglied, Frau Trude Ernst, für Ihre Rollen als erste Sängerin in „Hänsel & Gretel“, für großes Erstaunen. Zum anderen gibt Herr Dr. Klönne einige, nachdenkliche Geschichten, speziell zum Thema Weihnachten, zu Gehör – zwei Bespiele sind unter Veranstaltungen 2014 zu finden.

(Text und Fotos: Dr. Ralf Tempel)