Text und Bilder von Dr. Ralf Tempel
Dieses Mal zu Dr. Oetker, die deutsche Marken-Ikone – also einen Bus gechartert und auf nach Bielefeld!
Wir sind schon sehr gespannt und werden bereits vor der Dr. Oetker-Welt erwartet; sie befindet sich im ehemaligen Produktionsgebäude – dem „Puddingpulverbau“ – aus dem Jahr 1914, welches nach dem Umbau jetzt mit einer großen Glasfassade versehen ist: Transparenz nach innen und außen.
Innen blicken wir auf 120 Jahre Oetker-Geschichte und vier großen Säulen (die wirklich noch tragende Funktion haben); jede ist einem Oetker gewidmet – dem jeweiligen Firmenlenker in seiner Zeit. Die Ursprünge liegen in der Übernahme einer Apotheke und der Unzufriedenheit der Kunden mit einem besonderen Artikel, dem Backpulver, welches immer frisch angemischt werden musste und von dem kein Kunde wusste, wie viel eigentlich für seinen Kuchen zu verwenden war.
Es ist das Verdienst von dem jungen Dr. August Oetker, dass sich Deutschland zur Kuchenbäcker-Nation Nr. 1 entwickelte. Er schuf das Backpulver mit immer gleichen Eigenschaften und Qualität der eingesetzten Rohstoffe – und ganz wichtig – portioniert in einem Tütchen, dessen Inhalt für genau ein Pfund Mehl reichte. Wir bekommen die feste Überzeugung, dass zu jedem Zeitpunkt mit der gleichen Beharrlichkeit, mit der an eine gleichbleibende, hohe Qualität der Produkte gearbeitet wird auch Wert auf ein gutes Marketing gelegt wird: Es werden Rezepte entwickelt, in Zeitungen annonciert, Proben verschickt und die Marke „Dr. Oetker“ weiter entwickelt.
Allerdings wird im Laufe des Rundgangs schnell deutlich, dass die Älteren durchaus etwas anderes mit dem Namen Oetker verbinden als die Jüngeren:
Backhefe und Pudding auf der einen und Pizza auf der anderen Seite. Man exportiert in alle Welt, immer unter dem Namen Dr. Oetker. Der meiste Umsatz wird heute allerdings nicht mehr mit Backpulver gemacht, sondern mit Pizza; die werden alle in Deutschland hergestellt und gehen z.B. auch nach Italien! Dort (die einzige Ausnahme) heißt der Hersteller überraschenderweise nicht Oetker, sondern Camino – angeblich weil die Italiener das Wort Oetker nicht aussprechen können, wir glauben eher an einem Verkaufshindernis nach dem Motto: Eulen nach Athen tragen.
Wir sehen uns alte Abfüllanlagen an (z.B. eine für 20 Tütchen Backpulver in der Minute) und lernen, dass die Bielefelder früher genau mitbekamen, was gerade abgefüllt wurde; eine vollständig geruchliche Abschottung der Produktionshallen nach außen war nicht möglich. Wir sehen die ganze Palette der ehemals und aktuellen hergestellten Oetker Produkte, wir lernen etwas über die penible Wareneingangskontrolle und die vielen Rezeptbücher. Wir sehen durch eine riesen Glaswand auf die Versuchsküche – alles klinisch rein, wie gerade frisch eingebaut.
Nach dem langen Gang durch die Oetker Geschichte wollen wir nun auch mal einige Sachen probieren. Als erstes gibt’s einen Vanille Pudding, der ist aber zum selber Anrühren (lassen). Jeder bekommt eine Tasse und einen Löffel, alles wird in einem Automaten gestopft – die größte Herausforderung besteht darin, den Löffel richtig in einem Ende einer Rührstange einzupassen. Dann wird Wasser eingefüllt, Pudding Pulver kommt dazu und der Löffel wird zwei Minuten lang gedreht – fertig ist die heiße Tasse Pudding.
Ganz zum Schluss verkosten wir noch ausgiebig die verschiedenen Pizzen, probieren Kuchen oder erfreuen und an verschieden Nachspeisen. Dieser Ausflug hat sich wirklich geloht.
Satt und zufrieden lassen wir uns wieder in den Bus fallen, nicht ohne unsere Tüte mit Rezepten, Backmischung und „Keks“dose gut verstaut zu haben.