Fischessen und Vortrag von Herrn Prof. Dr. Hans-Jürgen Knieriem

In den Räumen der SOCIETÄT DUISBURG e.V., 14. Februar 2018

Mit dem Hoppeditz begraben wir die fünfte Jahreszeit – das steht für das heutige Schwarz  am heutigen Abend, das Weiß steht für die anstehende Fastenzeit mit Nachdenken über das Leben und Verzicht im besten Sinne – wir werden die nächsten 40 Tage sicher gut leben und das Gute darüber hinaus fortführen. Der Kamin lodert und einige schauen sich dort die Videos unserer Reisen vom letzten Jahr an. Der Vorsitzende, Herr Dr. Ralf Tempel, begrüßt herzlich alle anwesenden Mitglieder und Gäste. Es ist alles perfekt organisiert vom Veranstaltungswart, Frau Katharina Tempel, die Tische sind passend zum Thema hergerichtet und selbst die Gäste haben sich zum großen Teil passend in „Schwarz“ und „Weiß“ gekleidet.

Aschermittwoch heißt bei uns auch immer Fischessen. Herr Hobohm hat heute wahrlich Außerordentliches vorbereitet; allein die Vorspeisen lassen bei uns das Wasser im Mund zusammenlaufen: Bouillabaisse, Rauchfischplatte, Halber Lachs garniert, Matjesröllchen und -happen, Heringsstip, Roter Heringssalat, Rollmöpse, Bratheringskugeln und für Fischabstinenzler Tomate Mozzarella, Mandelmedaillons, Spargelröllchen und Melone mit Serrano-Schinken. Der Hauptgang bietet eine Fischtrilogie auf leichtem Wok-Gemüse, Skrei an mild-sauren roten Linsen und Hamburger Pannfisch an Senfsoße. Ausgiebig genießen wir die dargebotenen Köstlichkeiten.

Nach diesem Festmal setzen wir uns langsam zurecht und erwarten den Vortrag von unserem Mitglied, Herrn Prof. Hans-Jürgen Knieriem. Dr. Tempel stellt den Vortragenden vor. Der Name Knieriem ist bekannt im Duisburger Raum, jeder hat von ihm gehört auch wenn er nicht immer für jeden sichtbar war.

Aber nun zum Vortrag. Dieser beschreibt das Leben und Wirken des Alexander v. Humboldt. Als Schüler eher etwas lernunwillig, zeichnen ihn aber bereits zu dieser Zeit ein enormes Talent und eine außerordentliche Befähigung zum Malen aus; seine Bilder wurden in der Berliner Akademie ausgestellt.

Mit seinem Bruder Wilhelm ging er zum Studium zunächst nach Frankfurt an der Oder. Doch beide waren dort unterfordert und gingen dann gemeinsam nach Göttingen. Mit 21 nahm Alexander das Studium des Bergbaus und Minenwesens an der Bergakademie Freiberg auf – in acht Monaten war er mit dem gewonnen Fachwissen auf der Höhe der Zeit. Im Alter von 26 Jahren war er Oberbergrat. Er revolutionierte den Erzabbau, verbesserte Grubenlampen und Atemschutz – er ging ganzheitlich an die Lösung von Herausforderungen heran, dass zeichnete ihn sein Leben lang aus.

Durch seinen Bruder machte er die Bekanntschaft mit Goethe und Schiller. Insbesondere mit Goethe verbrachte er viel Zeit zum Gedankenaustausch. Goethe war dermaßen von Humboldts Wissen und Schlussfolgerungen begeistert, dass er ihn als Vorlage für Faust‘s „Geist, der nie ruht“ nutzt.

Herder machte ihn auf die Anden und das Amazonasbecken aufmerksam. So startete Alexander nach Südamerika zum Orinoko und Rio Magdalena mit seinem Begleiter Aimé Bonpland und den bekannten Einbaum. Bei der Besteigung des höchsten Berges Südamerikas, des Chimborazo, konnte er sein umfangreiches Wissen, Intelligenz und Mut unter Beweis stellen. Er machte persönlich Bekanntschaft mit der Höhenkrankheit und seinen Auswirkungen, unternahm vergleichende Untersuchungen zu Klima- und Vegetationsformen. Er erkannte die Wirksamkeit des Guano Düngers und führte diesen in Europa ein. Ebenso untersuchte Alexander von Humboldt die Vergangenheit der Inka und war beeindruckt von der Leistungsfähigkeit, solche großartigen Kultstätten zu schaffen ohne von dem „Rad“ zu wissen. Er erkannte die Auswirkung des heutigen „Humboldt“ Stroms und die damit einhergehende Beeinflussung des Klimas auf die Galapagosinseln. Danach ging es weiter nach Mexiko und die Untersuchung der Azteken-Kultur. Über Washington (wo er mehrere Tage mit dem Präsidenten Jefferson im Gespräch verbrachte) ging es zurück nach Europa. Ein Drittel seines geerbten Vermögens war damit verbraucht. Einen weiteren Teil verschlang die Herausgabe seiner Forschungsergebnisse in einer 30-bändigen Ausgabe über Südamerika. Als Geistesriese wird er weltweit gefeiert, aber besonders in Berlin kommt sein Status dem eines heutigen Popstars gleich. Mit seiner Vorlesung über die physikalische Erdbeschreibung an der Berliner Universität, die berühmten „Kosmos-Vorlesungen“, zieht er die Massen an.

Mit 60 Jahren unternimmt Humboldt die russisch-sibirische Forschungsreise auf Einladung des Zaren Peter I, um die Vulkane im Altai Gebirge zu untersuchen.

Sein geerbtes Vermögen ging im Laufe seines Lebens in seine Weltreisen und der Publikation seiner Ergebnisse auf. Am Ende war er vollkommen verarmt und wurde vom Bankier Mendelssohn unterstützt. Zeitweise wurden die großen Taten des letzten Universalforschers vergessen, aber er gilt vielen als der „Aristoteles der Moderne“, als ein Vordenker der globalisierten Wissenschaft.

Wir erleben einen interessanten, lehrreichen und amüsanten Abend, sitzen zusammen und lassen uns nochmal alles durch den Kopf gehen.

(Text und Fotos: Dr. Ralf Tempel)