Kunst im öffentlichen Raum - Duisburger U-Bahnhöfe

Rundgang mit Frau Dr. Katharina Lepper

19. August 2020

Wir haben uns für unser Vorhaben wirklich einen schönen Tag ausgesucht, sonnig und nicht zu warm, so dass die Begeisterung an diesem Unternehmen jedem Teilnehmer beim Treffen schon im Gesicht geschrieben steht. Wir sammeln uns vor dem Zoo, gehen gemeinsam zur zugehörigen, nunmehr provisorischen, Straßenbahnhaltestelle und fahren bis zur Station „Rathaus“.

Dieser wird von uns Duisburgern eher selten genutzt. Gleich als erstes weist Frau Dr. Lepper darauf hin, dass alle unsere U-Bahnhöfe nicht nur die eigentlichen Bahnsteige, sondern auch die Zugänge dazu, Kunstwerke darstellen. Davon können wir uns sogleich überzeugen, indem wir den ganzen Bahnsteig durchmessen zu dem ersten Zugang, direkt an der Königstraße, um dann zurück über den Bahnsteig zum Ausgang am Rathaus zu gelangen. Zwischendurch erzählt uns Dr. Lepper, wie es zu dieser – in Deutschland eher unüblichen – künstlerischen Gestaltung kam.

Wir steigen aus und Dr. Lepper erklärt, dass die heutigen Sichtachsen nicht unbedingt mit den alten Straßenverläufen zu tun haben. In den 60er Jahren hatte man die Vision der vernetzten Städte entwickelt, beispielsweise schlug man Schneisen für Autobahnen, um die Ruhrstädte auf kürzestem Wege miteinander zu verbinden. Duisburg diskutierte über eine U-Bahn, schließlich wollte man auch hier ein Weltstadt-Gefühl aufkommen lassen. Den oben gewonnen Platz kann man für eine Promenade nutzen. Eine Planung dafür gab es 1970 immer noch nicht, dafür mussten noch 6…7 Jahre ins Land gehen.

1980 beschloss die Stadt, dass Künstler die Gestaltung der neuen Bahnhöfe übernehmen sollen – in enger Zusammenarbeit mit den beauftragten Architekten. Grundsätzlich sollten sich beide Seiten auf Formen, Farben und Material einigen. Jeder Künstler war dann frei in der künstlerischen Realisierung „seines“ Bahnhofs.

Hier am Rathaus haben sich der Architektur Helmut Kohl und der Künstler Prof. Manfred Vogel verewigt, in weitgehend in den Farben gelb und blau gehaltenen emaillierten Blechen, aufgelockert hin und wieder mit einem roten Tupfer, alles drei Primärfarben. Als Motive erkennt man die Silhouette der Stadt, aber ebenfalls andere, bekannte Kunstwerke, die scheinbar richtiggehend karikierend ausgeführt (wie z.B. zu W. Lehmbruck) sind.

Von hier laufen wir durch den ältesten Teil der Altstadt zum Bahnhof „Steinsche Gasse“. Architektur und Wandgestaltung stammen von Walter Volkmann. Wir erkennen viele kleinformatige, quadratische Keramikkacheln in Weiß, in verschiedenen Grau-, Grün-, Braun- und Blautönen, zusammengestellt wiederum zu größeren Quadraten mit kleinen Diagonalen zum Aufbrechen der strengen Struktur. Nach unten zu werden die Farben dunkler; Grün steht für Vegetation, Hellblau für den Himmel. Schmale, weiße Metallpaneele, an denen farbige Streifen abgesetzt und Langfeldleuchten integriert sind, zieren die Wände. Die Kleinteiligkeit hier stellt die Vielgliedrigkeit des darüber befindlichen Geschäfts- und Wohnviertels dar.

Wir steigen schließlich in die nächste U-Bahn und fahren eine Station weiter bis zum „König-Heinrich-Platz“, sicherlich der künstlerische Höhepunkt der U-Bahnstationen. Architekt Klaus Ulrich Zigan und die Künstler Isa Genzken und Prof. Gerhard Richter gestalteten diese Station, die doppelstöckig ausgeführt wurde. Hier finden wir abstrakt und modern gestaltete, farbige Emaille auf Edelstahlplatten und Spiegelglas, typisch für Richter. Im untersten Stock ebenfalls farbige Emaille und Edelstahl. Hier aber so ausgeführt, dass weitgestreckte ellipsoide und kreisförmige Strukturen hervortreten, sicherlich eher Isa Genzken zuzuordnen. Auch die Zugänge sind besonders: Von Westen kommend empfängt uns ein abstraktes Emaille-Bild von Gerhard Richter, von Osten kommend erkennen wir die geschriebene historische Stadtgeschichte Duisburgs.

Wieder steigen wir in eine Bahn und fahren eine sehr lange Station unter der Ruhr und Teile des Hafens bis „Auf dem Damm“. Architekten waren Kornelia Raberg und Heinrich Jochems, als Künstler fungierte Prof. Eberhard Bosslet. Wir sehen geometrische Strukturen, den Techniker an Kühlkörper erinnernd, in Wahrheit kommunizierende Verbindungen, die ein Kommen und Gehen darstellen (sollen).

Eine Station weiter gelangen wir zum „Meiderich Bahnhof“. Architekt war Jörg Husarek, Künstler war Tomas Riehle. An den Wänden des Bahnsteigs finden wir großformatige S/W-Fotos von 16 Rheinbrücken. Bei der Deckenkonstruktion herrschen Edelstahl und Aluminium vor, die Wände sind ebenfalls mit Edelstahl verkleidet. Der Boden ist in Blau gehalten und soll den Fluss und sein Fließen wiedergeben, Meiderich ist schließlich von mehreren Flüssen umgeben.

Und schon geht’s zurück. Ausklingen lassen wir das Ereignis in der Duisburger Lindenwirtin. Hier bekennen auch einige Mitglieder, dass sie die U-Bahn so noch nicht gesehen hätten. Wir sehen die Kunst als begehbaren Raum – Einzigartig! Und: Es ist schade, dass es Duisburgs Marketing nicht versteht, mit diesem unglaublichen „Pfund“ in aller Öffentlichkeit zu wuchern. Wir genießen sichtlich diesen interessanten Nachmittag.

(Text: Dr. Ralf Tempel, Fotos: Christoph Koßlowski)


Sommerfest

In den Räumen der SOCIETÄT DUISBURG e.V., 24. Juli 2020

Unser Sommerfest findet dieses Mal in sehr kleinem Rahmen statt. Nicht nur, dass unsere Freunde von der Deutsch-Französischen-, der Deutsch-Britischen- und der Deutsch-Italienischen-Gesellschaften nicht dabei sind, auch unsere Mitglieder sind zurzeit etwas zurückhaltender bei unseren gesellschaftlichen Aktivitäten. Doch ungeachtet dessen ist es für die Anwesenden ein absoluter Höhepunkt.

Unser Veranstaltungswart, Frau Katharina Tempel, hat wieder ein herausragendes Fest auf die Beine gestellt: Wir haben eine hochkarätige Unterhaltung, ein tolles Essen und der Wettergott steht auch auf unserer Seite.

Der obligatorische Sektempfang stimmt uns auf die kommenden Stunden ein. Viele haben sich lange nicht gesehen und freuen sich, sich wieder mit anderen auszutauschen. Und wir höheren Musik, dieses Mal haben wir das exquisite Musiker-Quartett „klang salon“ aus Köln zu Gast. Die vier erstklassigen Musiker Christina Schamei, Benedikt Koch, Johanna Klein und Simon Seeberger bieten ein sehr breites Repertoire. Sie begleiten uns durch den ganzen Abend und ziehen uns mit ihrem Können immer wieder in ihren Bann. Wir sind uns sicher, dass wir sie nicht zum letzten Male gehört haben!

Einen weiteren Höherpunkt beschert uns Herr Klaus Hobohm mit seinem Team. Er hat Erlesenes von Feld, Stall und Wasser auf die Tische gebracht. Alles perfekt zubereitet und wir schmelzen ein weiteres Mal dahin. Das Essen mundete einfach köstlich.

Wir wollen uns gerade wieder verstärkt unseren Gesprächen zuwenden, als unsere Aufmerksamkeit auf einen Herrn gelenkt wird, der scheinbar nebenbei einige Anwesende an den Tischen in seinen Bann zieht. Es ist der zaubernde Entertainer Marcel Wunder, der es mit seiner offenen, humorvollen und intelligenten Art schafft, uns in kürzester Zeit für sich zu gewinnen und zu begeistern. Er ist Experte im Gedanken- und Mimiklesen und ein wahrer Manipulateur. Sollen wir glauben was wir sehen oder sehen wir was wir glauben? Die Verblüffung ist jedenfalls groß und jedes Mal, wenn wir schon denken, wir haben es kapiert wie es funktioniert, werden wir eines Besseren belehrt. Wirklich „Wunder“lich!

Wer ihn noch einmal sehen möchte, hat dazu Gelegenheit in der „Marcel Wunder – Magie Zaubershow am Zoo“, sie findet ab September monatlich in unseren Räumlichkeiten statt.

Lange genießen wir unser Sommerfest XXS, ob bei Gesprächen oder mit kühlen Getränken im Saal oder auf unserer Terrasse.

Ein phantastischer Abend neigt sich erst weit nach Mitternacht dem Ende entgegen!

(Text: Dr. Ralf Tempel, Fotos: Klaus Hobohm, Dr. Michael Greeske und Dr. Ralf Tempel)


Kaffee- und Grillnachmittag

Auf der Terrasse der SOCIETÄT DUISBURG e.V., 2. Juli 2020

Es ist eine schwere Zeit; vieles, was uns am Herzen liegt, ist zurzeit nicht möglich! Corona bedeutet einen tiefen Einschnitt, auch in unserem Vereinsleben. Viele unserer Mitglieder sehnen die Fortführung unserer Veranstaltungen herbei, gleichzeitig ist uns allen auch bewusst, dass einige noch etwas mehr Zeit verstreichen lassen wollen. Der persönliche Eindruck ist, dass sich alle Mitglieder in der Vergangenheit mit Kontakten in der breiten Öffentlichkeit sehr zurück gehalten haben, so dass wir schon eine Insel der „Glückseligen“ bilden.

Nachdem Mitte Juni in Nordrhein-Westfalen Lockerungen der Kontaktbeschränkungen erlassen wurden, überlegte der Vorstand, wie das für die Societät umgesetzt werden könnte. Ein kleines Kaffeetrinken mit anschließendem Grillen, alles auf unserer Terrasse, scheint genau der richtige Rahmen dafür zu sein; wir haben viel Platz und die Hygiene- und Abstandsregeln, sowie die frische Luft, sind garantiert.

Unser Caterer, Herr Hobohm, eröffnet den Nachmittag. Die Zusammenarbeit geht nun bereits ins vierte Jahr. Man hat sich zusammengefunden, das gegenseitige Verständnis ist gewachsen und es macht nun richtig Freude, hier zu wirken.

Unser Vorstandsvorsitzender schließt sich dem Loblied auf das gegenseitige Verständnis an und freut sich auf die weitere Zusammenarbeit. Natürlich hat die Societät die letzten vier Monate nicht verschlafen, wir haben weiter am Erscheinungsbild gearbeitet:

  • Die Bar wurde renoviert, es betrifft die Stühle, Verkleidung und Teppichboden
  • Terrasse & Bepflanzung wurden gepflegt und – wo notwendig – ergänzt
  • Sonnensegel und Bewässerungsanlage sind beschafft und warten auf die Installation

Aber nun freuen wir uns auf einen schönen Nachmittag, Herr Hobohm hat dafür alles in die Wege geleitet. Der Kuchen ist perfekt, schön viele und vor allem kleine Teilchen warten. Der Kaffee mundet wunderbar. Mit Erzählen geht die Zeit dahin.

Etwas später wird der Grill angeheizt. Wir sind erwartungsfroh, es gibt leckere Salate, Fleisch, Fisch und Gemüse vom Grill und das frische, leckere Kümmelbrot, das wir von unserer letzten Veranstaltung her kennen.

Es ist fast wieder wie zu den Zeiten vor Corona. Welch Balsam für die Seele!

(Text: Dr. Ralf Tempel, Fotos: Dr. Michael Greeske)


Die Pest – eine historische Abhandlung

Vortrag von Herrn Prof. Dr. Hans-Georg Krengel, Kath. Klinikum Essen

In den Räumen der SOCIETÄT DUISBURG e.V., 9. März 2020

Um es gleich vorweg zu nehmen, was für ein fantastischer Abend! Zeitgeist, Historisches und Kunst geballt in einer Veranstaltung:

  • Großer Dank an unseren Veranstaltungswart, Frau Katharina Tempel, für die Auswahl des Themas und des Referenten, die Aktualität bezüglich des aktuell grassierenden Corona-Virus allein verheißt einen spannenden Abend.
  • Einen herzlichen Dank an unser Mitglied, Frau Helga Rühl, die ihre Streich-Psalter dabeihat und uns akustisch auf Vergangenes, aber auch doch wieder Aktuelles, einstimmt.
  • Einen besonderen Dank an Herrn Klaus Hobohm für die mittelalterlichen Spezereien, die er kredenzt und Herrn Pascal Kißel für die mittelalterliche Ausstaffierung von Räumen und Männern.

Aber der Reihe nach. Nach dem obligatorischem Sektempfang – heute mit blutrot Vergorenem – nehmen wir Platz und werden von Frau Rühl mit einem uralten Instrument, das schon zu Zeiten König Davids genutzt wurde, der Psalter, genauer der Streichpsalter, eingestimmt. Sie erläutert kurz den Aufbau und die Spielweise. Nun bringt sie das Instrument zum klingen mit „O du lieber Augustin, alles ist hin“. Und um zu beweisen, dass das Instrument einfach zu spielen ist, bittet Sie unseren heutigen Redner es doch einmal zu probieren. In der Tat kommt Prof. Krengel gut damit zurecht, wir sind begeistert.

Als nächstes steht das heutige Essen an. Wir haben schon vorher erfahren, dass die kredenzten Sachen heute mit mittelalterlichen Namen daher kommen, aber das trifft nicht den Kern, die Herren „Knechte“ Hobohm und Kißel haben mittelalterliches ausgegraben und wir schmecken intensiv die vielen unterschiedlichen Gewürze aus den Speisen. Aber nicht nur die Speisen haben die beiden in das Mittelalter zurückversetzt, auch die Ausstattung lässt nichts zu wünschen übrig, ob es die alten Bücher, Helme oder Schilder sind, die unsere Räume heute zieren. Auch wird durch die drei Knechte Klaus, Pascal und Ralf das Menü vor allen Anwesenden verkündet mit großer Gestik und unterstützt von einem Dreschflegel. Welch ein Anblick! Wir lassen uns es herrlich schmecken. Ein eigens angefertigtes, sehr frisches Brot (Sauerteig mit Kümmel) hat es allen besonders angetan, Herr Hobohm nimmt Bestellungen für die Auslieferung bei der nächsten Veranstaltung entgegen (über Tempels).

Nun kommen wir zum heutigen Vortrag, ein überaus kompetenter Mediziner widmet sich dem Thema Pest und bringt uns auf den historischen und den neuesten wissenschaftlichen Stand. Der Einstieg gelingt Prof. Krengel mühelos: „Der schwarze Tod“, Schrecken des Mittelalters, ist immer noch aktuell. Nein, das Coronavirus ist in seiner Wirkung nicht vergleichbar mit der Wirkung der Pest im Mittelalter. Aber ja, die Auswirkungen auf unser gesellschaftliches Zusammenleben zeigt schon Parallelen auf. Ja, Corona ist eine Pandemie, aber ist auch Hype.

Die Pest wurde schon in der Bibel erwähnt, aber nie hat sie so viele Opfer gefordert wie in den Jahren zwischen 1347 und 1350 in denen der „Schwarze Tod“ in Europa wütete, übertragen von Flöhen auf Hausratten. Die Seuche kam aus Asien über die Krim nach Italien. Europa verlor in drei Jahren rund die Hälfte der Bevölkerung. Pandemien, Pestwellen, hatte es bis dahin immer wieder gegeben – und es gab sie auch danach. Eine Ursache wurde nicht erkannt, stattdessen machte man eine besondere Planetenkonstellation verantwortlich. Selbstredend gab es keine Heilungsmethode, stattdessen verlegt man sich auf Heiligenverehrung, Bitt- und Dankgebete, Passionsspiele, Münzen und Pestsäulen. Selbst Kot- und Urinauflegen auf die Beulen galt als Therapeutikum; als bestes Prophylaktikum aber eine rechtzeitige Flucht oder aber offenes Feuer in der Wohnstätte, selbst im Sommer.

Pestsäulen findet man heute noch in vielen Städten, so auch in Wien. Darüber hinaus beschreibt auch ein Lied diese Pest, ob nun Markus Augustin der Verfasser war, bleibt ungewiss. Durch den spöttischen Text wird allerdings deutlich: Das Lied stammt aus der Wiener Pestzeit und auch heute noch erinnert ein Denkmal auf dem Wiener Fleischmarkt an den „Lieben Augustin“.

1894 konnte das erste Mal der Bazillus und sein Infektionsweg über Floh und Ratte beschrieben und in drei Formen eingeteilt werden: der Bubonen- (Beulen oder auch Lymphknoten-), Haut- und Lungenpest, erstere tritt zu 90% auf. Heute sind die Ursachen der Pest, die Hausratte und der Menschenfloh, weitgehend verdrängt.

Nach dem Vortrag werden Fragen gestellt, die alle von Prof. Krengel beantwortet werden. Welch ein interessanter Abend!

(Text: Dr. Ralf Tempel, Fotos: Dr. Michael Greeske & Dr. Ralf Tempel)