Reibekuchen Essen

SOCIETÄT DUISBURG e.V., 19. September 2023

Das Wetter war wieder einmal besser als angekündigt, schon wiederholt in diesem Jahr! Deshalb sitzen wir anfangs erstmal draußen auf der Terrasse.
Als dann alle an Bord sind, eröffnet der Vorsitzende, Dr. Ralf Tempel, den Nachmittag offiziell. Um alle auch gleich zu beruhigen: Er wird heute nicht seinen Vortrag zur Kartoffel von vor zwei Jahren wiederholen! Nein, der heutige Nachmittag ist nur vorgesehen zur einfachen Unterhaltung untereinander. Dafür gibt es noch einen Ausblick auf die nächsten Veranstaltungen.
Als er gerade dabei war die Einzelheiten zur nächsten Veranstaltung zu erläutern, greift der Veranstaltungswart ein und erläutert, warum es im Speziellen zu einem Wechsel des Vortragsthemas gekommen ist und im Allgemeinen, dass populär aufbereitete, wissenschaftliche Themen ihr ein persönliches Anliegen sind. Dies wurde von den Anwesenden mit Applaus quittiert.
Unser Gastronom, Herr Klaus Hobohm, hat sich wieder speziell für dieses Thema etwas einfallen lassen. Was es nicht alles in Variationen rund um die Kartoffel gibt: Scharfe Kartoffelecken mit Aioli, Pille Kuchen, Bayrischer (hätte aber durchaus auch von hier sein können) Kartoffelsalat, Spreewälder Gurkensalat und ein besonderer Leckerchen: Drillinge und Kräuterquark mit Leinöl. Dieses haben viele zum ersten Mal bei unserer Spreewald-Rundreise im August letzten Jahres kennen und lieben gelernt.
Den Höhepunkt bilden natürlich die frisch gebratenen Reibekuchen mit Apfelmus, Rübenkraut und geräuchertem Lachs. Welch ein Genuss.
Und zur Krönung: Wir genießen auch noch einen wirklich feinen Kartoffelschnaps!
Wir haben uns wirklich viel zu erzählen, aber natürlich geht auch die Zeit dahin.
Wir verabschieden uns, dieses Mal aber nur für kurze Zeit, denn bereits nächste Woche sehen wir uns alle wieder.

(Text und Fotos: Dr. Ralf Tempel)


400 Jahre Schlossgärten in Versailles

Vortrag von Herrn Wolfgang Schwarzer und Frau Dr. Claudia Kleinert, Duisburg

SOCIETÄT DUISBURG e.V., 4. August 2023

Heute werden wir auf die Zeit des Entstehens des Absolutismus in Europa blicken. Dahin werden wir geführt werden von Herrn Schwarzer und Frau Dr. Kleinert: Letzte Woche noch haben Sie auf der BUGA in Mannheim dazu referiert – heute nun bei uns!
Der Vorsitzende begrüßt alle Mitglieder und Gäste. Er verspricht einen interessanten und erkenntnisreichen Abend.
Unser Gastronom – Herr Hobohm und sein Team – haben sich lukullisch ebenfalls auf diesen Abend eingestellt. Es wird heute ein 3-Gänge Menü serviert: Bouillabaisse, Coq au Vin mit Rouille und Mousse au Chocolat. Alles köstlich, alles fein (und während des Vortrags wird zusätzlich noch Käse gereicht). Das allein, hat sich bereits gelohnt zu kommen. Wir genießen das Essen bei einem Gläschen Roten, es passt perfekt. Es ist jedoch nur der erste Teil des Abends.
Den zweiten Teil beginnt der Vorsitzende mit der ordentlichen Vorstellung. Beide Vortragenden sind bestens bekannt und haben bereits in der Vergangenheit an diesem Ort zu anderen Themen uns bereichert. Heute nun geht es um den Sonnenkönig Ludwig XIV und wie sich sein absolutistischer Herrschaftsanspruch im Schlosspark Versailles offenbart.
Versailles strahlt bis heute auf die französische Gegenwart aus – Der König ist von Gott gegeben, ist gleichsam die Sonne, die alles Leben spendet, ständig und unveränderlich, Gottes Stellvertreter auf Erden. Versailles stellt dieses dar, insbesondere die griechische und römische Mythologie spielen eine entscheidende Rolle. Ludwig stellt sich selbst in diese Folge, besonders Appolon mit seinem Licht und Schatten, mit Weissagungskräften, der Strahlende, der alles unter Kontrolle hat, der keine Auflehnung duldet, als Herrscher der Welt, so sieht sich Ludwig und so setzt er es um. Das alles strahlt und drückt aus – der Schlossgarten von Versailles. Es gibt viele unterschiedliche Laubengänge, die der Herrscher selbst entlang- und lustwandelte, der Park ist ein Gesamtkunstwerk mit Gartenarchitektur, Wasserspielen und Musik. Die gebändigte Natur bedeutet nicht, Ludwig wäre auch ihr Bezwinger. Vielmehr wird die Wissenschaft in den Mittelpunkt gestellt mit der Mathematik als Grundsubstanz in der Natur: Quadrate, Rechtecke, Proportionen, Goldener Schnitt und Perspektive bilden die Grundlage beim Anlegen der Schlossgärten. Von seinem Bett aus schaut Ludwig Richtung Osten, dem Sonnenaufgang entgegen, die Wege gehen strahlenförmig von hier aus zum Dorf und darüber hinaus in die ganze Welt. Hier sind wir im Zentrum der Macht!
Anschaulich stellt Herr Schwarzer die Zeit des 16. Jahrhunderts mit seinen Religionskriegen, Kriege zwischen dem Adel erfasst ganz Europa. So viel kleine Herrscher – meist verarmt – versuchen den König zu entmachten, welcher die Steuern erhebt. Diese Kämpfe hat er in seiner Kindheit erlebt, so etwas soll ihm nicht passieren. Mit der Volljährigkeit übernimmt er die Macht als Alleinherrscher – er entscheidet alles. Allerdings verlangt auch ihm alles ab, schließlich will er auch persönlich der Beste sein, ob in Politik, Kunst oder Architektur! Künste, Kultur und Wissenschaft erreichen während seiner Regentschaft ihre Blütezeit. Die besten Wissenschaftler und Künstler werden hier beschäftigt.
Frau Dr. Kleinert führt uns durch die Mythologie, es herrscht Gleichgewicht, ob im Himmel oder auf Erden. Jedermann aus dem Adel ist damit vertraut und Ludwig lässt in den zahlreichen Brunnen und Figuren ausdrücken, was mit denen passiert, die sich seiner Macht entgegenstellen. Sie werden zerquetscht, in Frösche verwandelt und anderes.
Gleichzeitig stellt es auch den Beginn der französischen Nation dar, u.a. unterstützt beispielhaft von der Keimzelle eines Kultusministeriums unter Colbert, der mit subtiler Kunst und schamlosester Propaganda für die absolutistische Herrschaft eintritt. Bisher gab es Reisekönige, die von Schloss zu Schloss reisten, um ihre Macht im Reich zu demonstrieren. Ludwig nun geht nach Versailles, ein recht bescheidenes Jagdschloss wird unvergleichlich, und vorher nie so gesehen, ausgebaut. Hier lebt nicht nur seine Familie, sondern der gesamte Hofstaat, es ist genau zu erkennen, wer gut und wer schlecht bei Hofe gelitten ist. Wer alle Augen auf sich gerichtet haben möchte, der richtet große Feste über mehrere Tage aus. Es ist nicht nur einfach ein Park, es ist ein Spektakel!
Wir wurden ge- (ver-) führt in die Zeit des Absolutismus des Königs Ludwig XIV, der Verherrlichung des Monarchen als „Sonnenkönig“. Das alles spiegeln gerade die Schlossgärten von Versailles wider, eingefangen von unseren beiden Vortragenden in Wort und Bild. Und, wir haben uns davontragen lassen.

(Text: Dr. Ralf Tempel und Fotos: Dr. Michael Greeske & Dr. Ralf Tempel)


Kaffee & Kuchen und Grillnachmittag

SOCIETÄT DUISBURG e.V., 19. Juli 2023

Welch eine Freude, so kurz nach dem letzten Vortrag erneut auf der Terrasse zusammen zu kommen – Dank des schönen Wetters!
Der Vorsitzende begrüßt alle Mitglieder. Er hat auch nur zwei Ankündigungen: Zum einen haben wir heute einen Musiker zu Gast, Herr John Weber – er wird singen und auf der Gitarre sich selber begleiten. Zum anderen haben wir ein Geburtstagskind, das heute für die Getränke aufkommen möchte. Beides ist hoch willkommen und wir freuen uns auf diesen besonderen Nachmittag.
Ein Thema für heute ist nicht vorgegeben, es gibt keinen Vortrag wie sonst üblich bei unseren Veranstaltungen, dafür haben sich die Mitglieder viel zu erzählen. Alle genießen das Ambiente auf der Terrasse.
Unser Gastronom, Herr Hobohm, eröffnet den Nachmittag mit Kaffee & Kuchen. Beides mundet wunderbar, aber insbesondere die vielen – und vor allem kleinen – Teilchen lassen uns die ganze Vielfalt genießen. Heute lässt sich prächtig über Gott und die Welt philosophieren.
Immer wieder gibt John ein paar Proben seines Könnens zum Besten, der Applaus ist ihm sicher.
Etwas später wird der Grill angeheizt. Wir sind erwartungsfroh, es gibt leckere Salate und verschiedenste Sorten von Fleisch und Gemüse vom Grill.
Wie die Zeit vergeht, einige sitzen bis zum Einbruch der Dunkelheit.

(Text und Fotos: Dr. Ralf Tempel)


Pakistan unter Spannung, außen wie innen?

Vortrag von Herrn Priv.-Doz. Dr. Jochen Hippler, Duisburg

SOCIETÄT DUISBURG e.V., 14. Juli 2023

Einen spannenden Abend verspricht die vorliegende Einladung. Herr Dr. Hippler, ein besonderer Kenner Pakistans – hat eine Zeitlang dort gelebt und gearbeitet, wird uns aufklären. Es geht um eine Weltgegend, die von sowohl offen als auch verdeckt ausgetragenen Konflikten nur so strotzt: Pakistan. Es wird von chronischer Instabilität geplagt mit starken, ethnisch-religiösen Unruhen.
Nach außen sichtbar ist der „ewige“ Streit mit seinem Nachbarn Indien (beides seit den 90er Jahren Atommächte) um die Region Kaschmir, einem Hochgebirgsraum des vorderen Himalayas, man überzieht sich gegenseitig mit Androhungen von Krieg, lässt aber auch gern verdeckt Untergrundkämpfer rekrutieren und vor Ort agieren. Dann gibt es auch noch die lange Grenze zu Afghanistan mit den Verstecken und die Unterstützung für Taliban-Kämpfer auf der einen und der Kooperation mit den Amerikanern auf der anderen Seite. Und als wäre das nicht genug, gibt es immer wieder große Naturkatastrophen, wie im letzten Sommer der außergewöhnlich starke Monsunregen mit großflächigen Überschwemmungen im Süden.
Wer jetzt denkt, es wird eine „normale“ Abendveranstaltung mit Essen und Vortrag im Großen Saal, sieht sich getäuscht, angenehm enttäuscht. Der Vorsitzende bittet zum Cocktail-Empfang nach draußen auf die Terrasse unter den großen Sonnensegeln. Es ist herrliches Sommerwetter und warum sollten wir nicht das Essen und den Vortrag im Freien genießen?
Unser Gastronom, Herr Klaus Hobohm, hat sich des Themas umfassend angenommen: Er serviert am Tisch, allerdings wie es im mittleren Osten Brauch ist: Es gibt fast alles gleichzeitig in kleinen Schalen präsentiert. Jeder kann nehmen nach was und wie viel es ihm gelüstet. Und es ist orientalisch abgeschmeckt! Allein die Vorspeisen lassen die Zunge nur so schnalzen: Mezze, Orientalischer Linsensalat, Honigkarotten arabisch, Falafel, Hühnerpfännchen an Minz-Joghurt, Auberginen-Curry, Meerrettich-Lachs und ofenfrische Pita. Viele sind hier bereits überwältigt, aber mit den Hauptgerichten setzt Herr Hobohm noch einen drauf: Hähnchen Tandoori mit glasierten Balsamico-Zwiebeln & Reis und Saibling mit mild-saurem Linsengemüse & Schmörkes. Ein Gedicht!
Dazu gibt es entsprechende „Musikalische Liturgien aus dem pakistanischen Punjab“, große Sonnensegel halten die drückende Sonne ab, wir schauen zwischendurch auf das umgebende Grün und fühlen uns in Ort und Zeit versetzt.
Aber irgendwann wird es Zeit für den zweiten Teil des Abends. Es wird aber kein Vortrag, es ist eher eine Erzählung. Und wieder werden wir in Raum und Zeit versetzt. Herrn Dr. Jochen Hipplers Darlegungen beziehen sich auf die Frage, warum ist Pakistan politisch so instabil und wie sieht es dort mit der Religion / dem Islam aus?
Ja, es gibt Islamismus und auch Terrorismus und ja, es gibt verschiedene politisch und kulturell-religiöse Faktoren für die Instabilität in Pakistan. Ausgangspunkt war im August 1947 das Ende der britischen Kolonialherrschaft und die Teilung des indischen Subkontinents in die unabhängigen Staaten Indien und West- und Ost-Pakistan (später Pakistan und Bangladesch). Während Indien hauptsächlich Hindus beheimatete, war Pakistan nun die Heimat der Muslime.
Wie es überhaupt zu einer Eskalation zwischen zwei Religionsgruppen kommen konnte, hing mit der britischen Wahrnehmung der südasiatischen Gesellschaften zusammen. Die Kolonialbürokratie hatte sie auf Religionsgruppen reduziert. Unter Hindus verstanden die Briten alle, die nicht Christ, Jude, Buddhist oder Muslim waren. So entstand allmählich ein mehr oder weniger homogener „Hinduismus“ in Indien. In Pakistan fand sich dann der Rest. Doch es gab keinen Islamismus in reiner Ausprägung. Es gab nun einen säkularen Staat für Muslime, aber ohne geeinten Glauben. Pakistani haben eher ein seltsames Verhältnis zum Islam, welcher hier ein unislamisches, lokales Gebilde ist. Heilige stehen im Mittelpunkt, sie legen ein gutes Wort bei Gott ein, helfen in jeder Notsituation, lösen alle Probleme auch mit nicht-islamischer Handhabung. Das ist der Kern der weit verbreiteten Volksfrömmigkeit. Der Islamismus kam mit Sufi-ideologischer Offenheit. Es gibt keine Mullahs (Richter) sondern die Sufi-Kultur, die besteht in Sozialarbeit, Medizin, Psychotherapie und v.a.m. Es ist der Ursprung des Islam in Pakistan.
Es entstand ein säkular, nicht unbedingt demokratisch, geführtes Land. Bis 1970 gab es keine Wahlen, dafür ständige Regierungswechsel und manchmal putschte die Armee. Die bestehenden Parteien waren eher ein Club einer Familie, alle sind miteinander verknüpft und in der Regel Großgrundbesitzer. Bei den Generälen ist die ideologische Ausrichtung von weltlich bis geistlich, ganz wie die Situation es erfordert. Korruption blüht unter allen Regierungen, jeder kann danach auch dieser angeklagt und inhaftiert werden. Keine günstige Voraussetzung für Stabilität, weder für Gesellschaft noch Wirtschaft. Diese Polarisierung besteht bis heute fort, es ermöglicht auch dem Militär, immer wieder einzugreifen. Allerdings wollen die Militärs auch nicht ewig herrschen, denn dann könnten die gesellschaftlichen, sozialen und wirtschaftlichen Probleme ja ihnen angelastet werden. Das will niemand!
Aber der globale Islam ist auch in Pakistan auf dem Vormarsch, kommend aus der Armut in Verbindung mit Korruption. Herr Hippler beschreibt eine Situation: Eine Straße wird gesperrt von jungen Menschen, die die Einführung der Scharia fordern. Auf die Entgegnung von ihm, sie hätten doch schon ein Rechtssystem, wozu noch ein zusätzliches und in Teilen grausameres dazu stellen? Die jungen Menschen antworten, was nützt das vorhandene Gesetz, wenn man sich mit einem Grundbesitzer oder Verwandten eines Regierungsmitgliedes streitet und in keinem Fall Recht bekommt? Dann lieber ein schlechtes Gesetz, vor dem alle gleich sind – das bietet die Scharia!
Ein Exkurs durch die aktuelle Lage der Gesellschaft in Pakistan mit unheimlich tiefen Eindrücken in die Befindlichkeiten der Moslem, die doch ganz anders sind als die in den weiter westlich gelegenen Gottesstaaten
Wir nehmen es Herrn Hippler ab, dass er auch gut und gern acht Stunden so weitererzählen könne, deshalb brechen wir hier ab und bedanken uns überschwänglich. Die Fragen, die jetzt noch kommen, werden genauso ruhig und detailliert beantwortet, wie zuvor.

(Text: Dr. Ralf Tempel und Fotos: Dr. Michael Greeske, Jutta Schwarz & Dr. Ralf Tempel)