Sommerfest in der Societät
In den Räumen der SOCIETÄT DUISBURG e.V., 12. Juni 2015
„Sommer ist die Zeit, in der es zu heiß ist, um das zu tun, wozu es im Winter zu kalt war“
(Mark Twain, 1835-1910).
Genau dieser Satz passt zum heutigen Abend – wir erleben einen heißen Sommertag. Gut, dass es zum Abend etwas abkühlt.
Getreu dem Twain’schen Motto möchten wir in froher Runde unser gesellschaftsübergreifendes Sommerfest begehen. Mit uns feiern
- die Deutsch – Britische Gesellschaft,
- die Deutsch – Französische Gesellschaft und
- die Deutsch – Italienische Gesellschaft.
Es ist alles festlich geschmückt; vom Eingang, über das Treppenhaus, vorbei am Kaminzimmer bis hin zum Blumenschmuck auf den geschmackvoll gedeckten Tischen in den Sälen. Aber auch die Terrasse steht dem in nichts nach. Nur mit dem Blick auf Elefanten, Giraffen & Co. ist es nicht mehr weit her, sie suchen bereits am Anfang unseres Festes ihre Nachtquartiere auf. Es gibt aber eine „Entschädigung“ in Form eines Tigers und eines Braunbären in unserem Barbereich. Der Sektempfang befördert die ohnehin gute Stimmung der Gäste, die alle gespannt auf diesen Abend sind.
Die vier Vorsitzenden, Herr Dr. Ralf Tempel, Herr Robert Tonks, Herr Wolfgang Schwarzer und Frau Enza Ruffini-Webb begrüßen die Gäste, damit ist das Fest offiziell eröffnet.
Als Vorspeisen locken u.a. verschiedenste Salate, Tomate Mozzarella, Melone mit Serrano Schinken, Antipasti, Neuseeländische Grünschalenmuscheln auf Meeresfrüchte, gegrillte Riesengarnelen und Jakobsmuscheln mit Meeresalgen. Von der großen Grill- und Räucherstation kommen die verschiedene Würste, Hähnchenbrustfilets, Schweineschinken in der Schwarte, Nackensteaks sowie Salm- und Steinbeißer-Filets , geräucherte Waldpilze, Grillgemüse sowie verschiedenste Saucen. Die „Sommerliche Dessert-Träume“ setzen schließlich dem Ganzen die Krone auf. Dem warmen Sommertag entsprechend können wir zusätzlich zu den sonstigen Getränken außerdem Erdbeerbowle und Kalte Ente genießen! Die Familie Borgards und Team haben wieder Überragendes geleistet – sowohl bei Dekoration als auch beim Essen!
Beim Speisen genießen wir die gepflegte Unterhaltung, viele stellen fest, dass man sich kennt aber schon seit Jahren nicht mehr gesehen hat. Viele nutzen auch die Möglichkeit, gleich ganz auf die Terrasse zu wechseln, der Abend ist schön, der Sonnenuntergang lässt noch auf sich warten. Die Gesellschaften durchmischen sich, ein herrlich gelöste Stimmung.
Herr Robert Tonks ergreift zwischendurch das Mikrofon. Er fragt die Anwesenden, was es mit „Handy Oil“ auf sich haben könnte oder wer vielleicht eine „Handy flat“ sein Eigen nennt? Natürlich sind diese Begriffe bekannt, aber nur wenige machen sich Gedanken, ob diese Begriffe auch außerhalb Deutschlands bekannt sind. In den meisten Fällen ist es nicht der Fall – hier liegt ein klarer Fall von Denglisch vor! Und im Nu werden noch weitere Beispiele zum Besten gegeben; alles sehr amüsant.
Der Abend wechselt in die Nacht, wie im Fluge ist die Zeit vergangen. Ein wahrlich gelungenes Sommerfest. Auf Wunsch vieler Mitglieder sollte dieses Fest im nächsten Jahr wiederholt werden.
(Text: Dr. Ralf Tempel, Fotos: Dr. Michael Greeske, Raymond Jones)
„Der Anfang und die Zukunft des Islamischen Staates in Syrien und dem Irak“
Vortrag von Herrn PD Dr. Jochen Hippler
In den Räumen der SOCIETÄT DUISBURG e.V., 12. Mai 2015
Wieder ein schöner Tag, wir hätten uns auch auf unserer Terrasse versammeln können – nun sind aber die Tische im Innern herrlich eingedeckt. Dazu ist die ganze Dekoration auf das Thema „Morgenland“ abgestimmt – wir werden bereits optisch auf das Thema des Abends herangeführt. Das Menü trägt das Thema weiter, wir werden wieder verwöhnt mit köstlichen Vor-, Haupt- und Nachspeisen, die wir uns genüsslich auf der Zunge zergehen lassen. Dafür herzlichen Dank an Familie Borgards & Team.
Neben den Mitgliedern und Gästen der Societät können wir heute auch Gäste von proDUISBURG begrüßen.
Herr Dr. Hippler ist Politikwissenschaftler und Friedensforscher am Institut für Entwicklung und Frieden (INEF) der Universität Duisburg-Essen, Verfasser dutzender Bücher und Hunderter Artikel zu Themen wie politischer Gewalt, Governance und politischen Identitäten, etwa religiöser oder ethno-nationaler Art im Nahen und Mittleren Osten - also der ausgewiesene Experte!
Der IS (Islamischer Staat) beherrscht die Schlagzeilen – macht sich einen Namen durch grausame Morde auf seinen Siegeszug durch den Irak und Syrien. Wird das so weiter gehen und wie kam es überhaupt dazu? Was ist überhaupt der IS? Und wieso Aufstieg, Fall und Wiederaufstieg?
Der IS hieß nicht immer so, der Name hat sich mehrmals geändert und ist eine seit 2003 aktive dschihadistisch-salafistische Terrororganisation. Gegründet hat sie Abu Musab az-Zarqawi in Jordanien, später ging er nach Afghanistan und war in der Extremistenszene weitgehend isoliert. Es gab Kontakte zu al-Qaida, allerdings konnten sich bin Laden und Zarqawi nicht wirklich ausstehen.
Das änderte sich allerdings mit dem Einmarsch der US Truppen in den Irak im Jahre 2003. Der Irak durch eine säkulare Diktatur von Saddam Hussain zusammengehalten, setzt sich aus vielen verschiedenen Stämmen zusammen, die auch untereinander nicht homogen zu betrachten sind, wie die arabisch schiitischen, arabisch sunnitischen und turkmenischen Stämme, die Jesiden, …
Ihre Blütezeit hatten die Terroristen eigentlich hinter sich. Die Sunniten im Irak fühlten sich zu der Zeit total unterlegen, sie hießen daher jeden willkommen, der zum Mitkämpfen bereit war, egal wie groß der religiöse Unsinn, der damit einherging, war. Plötzlich spielte Zarqawi eine wichtige Rolle, die er ohne Skrupel auslebte.
2005/2006 schloss sich diese Gruppe al-Qaida an – obwohl sich die Anführer nicht ausstehen konnten – allerdings war es dadurch leichter, an Geld bzw. Waffen zu kommen, al-Qaida war halt schon ein Marken-Name! Nun aber empfanden die Sunniten, dass die Dschihadisten schlimmer wüteten als die US Truppen: Es wurde wieder zur Jagd auf al-Qaida geblasen. Der Unterschied bestand darin, dass die Dschihadisten persönlich bekannt waren, so wurden sie nahezu komplett ausgemerzt – keine Eingreiftruppe hätte die sonst eher anonym operierenden Terroristen so erfolgreich bekämpfen können. Al-Qaida war untergegangen – es gab sie im Irak nicht mehr!
Bis 2010 war das Problem mit den Terroristen gelöst. Die Schiiten mit Nuri al-Maliki an der Spitze hatten vorher unbedrängt geherrscht. Es gab eine säkulare Regierung, alle Probleme wurden gelöst, die Dschihadisten waren vertrieben. Erstmals nahmen nun die Sunniten bei Wahlen teil. Sie gewannen sie auch knapp, allerdings wich Maliki nicht von seiner Machtposition. Neun Monate später hat er sich faktisch zur Macht geputscht, unterstützt von den USA und den Europäern, die entnervt ihre Positionen räumten. Die Sunniten fühlten sich verschaukelt, man beschloss den gewaltsamen Widerstand und bat wieder al-Qaida ins Land!
Parallel dazu begann der Bürgerkrieg in Syrien. Die Bevölkerung, die nicht bewaffnet war brauchte Schutz; dieses beförderte das Hineinströmen extremistischer Kämpfer. Die Bevölkerungseinheit zerbrach, was zunächst als Kampf gegen die Regierung begann, endete schon bald als Kampf jeder gegen jeden. Es war eine echte Treibhaussituation und lies al-Qaida vom Irak in Syrien einströmen. Diese Terroristen begriffen sich als Islamischer Staat im Irak und in Syrien (ISIS). Sie verübten Gräueltaten gegen jedermann, unabhängig welcher Stammeszugehörigkeit, sie wandten sich auch gegen die, die sie gerufen und wieder groß gemacht hatten.
Der Höhepunkt der ISIS wurde im letzten Frühsommer erreicht, mit 5.000 Mann setzte man sich gegen ca. 60.000 irakische Soldaten durch, diese haben einfach nicht gekämpft! Für Maliki wollten sie nicht kämpfen, so fiel die modernste Bewaffnung der ISIS zu und innerhalb von sechs Wochen hatte man ein riesiges Gebiet – beinahe widerstandslos – eingenommen. Sie stießen in ein Vakuum vor. Nebenbei konnte man sich an dem Bankenkapital, den Öl-Einnahmen und Erlösen aus Steuererhebungen und den Verkauf von antiken Gegenständen hemmungslos bedienen.
Mittlerweile hatte man sich auch wieder mit al-Qaida überworfen, da man jetzt den IS (Islamischer Staat), das "Projekt Kalifat", und damit faktisch den Alleinvertretungsanspruch für alle Muslime ausrief.
Anschließend steht Herr Dr. Hippler unseren vielen Fragen Rede und Antwort.
Unsere schon hohen Erwartungen an diesem Abend werden bei weitem übertroffen. Wir sind immer noch wie gebannt. Das Hochgefühl hält noch bei den weiteren Tischgesprächen an.
Dieser Abend wird uns lange in Erinnerung bleiben.
(Text und Fotos: Dr. Ralf Tempel)
4-Sterne Kulturreise - Elsass für Gourmets
Elsass, 30. April - 5. Mai 2015
Unsere langersehnte Elsass Reise steht auf dem Plan.
Donnerstag, den 30. April 2015
Sehr früh treffen wir uns vor der Societät – alle sind gespannt und guter Laune – der Bus kann pünktlich losfahren. Eine erste Pause gibt es an der Raststätte Aussichtspunkt Moseltal. Etwas die Beine vertreten und einen schönen Blick entlang des Tals genießen, dann geht’s schon weiter.
Ohne Hindernisse gelangen wir nach Strasbourg und zu unserem Hotel Regent Contades. Groß verschnaufen ist nicht vorgesehen – wir werden im renommierten Restaurant Gruber, einem alten Fachwerkhaus aus dem 17. Jahrhundert, zum Aperitif in Form einer Weinprobe im Gewölbekeller erwartet und verkosten Muscat, Riesling und Gewürztraminer. Danach sehen wir die Kathedrale mit einer Spezialführung, die uns die Geheimnisse dieses phantastischen Gebäudes näherbringt. Anschließend lassen wir uns doch noch zu einem kleinen Stadtspaziergang hinreißen.
Das Abendessen findet im Maison Kammerzell mit einem typischen Sauerkrautgericht statt. Das Fachwerkhaus aus dem 15. Jahrhundert ist eine Institution, die Spezialität ist ebenjenes, berühmte Sauerkraut.
Freitag, den 1. Mai 2015
Heute stößt unsere Reiseleiterin für die kommenden Tage zu uns: Anne-Catherine. Wir entdecken die Schönheit der Vogesen bei einer Rundfahrt über die Vogesenkammstraße (Route des Cretes). Von Strasbourg aus fahren wir über die Autobahn bis nach Sèlestat. Dort biegen wir ab und fahren über Sainte-Marie-aux-Mines auf die Vogesenkammstraße, die Bedeutung dieses und der Nachbarorte beruht auf den dort vorhandenen Bodenschätzen, hauptsächlich Silber und Blei, und ihrer Ausbeutung. Die Aussicht bei der Fahrt über den Col du Bonhomme und den Col de la Schlucht ist etwas leider etwas eingeschränkt – die Wolken hängen doch sehr tief.
Ein Stopp in der Auberge Le Pied du Hohneck gilt unserer Stärkung. Im Winter tanken hier die Skifahrer und im Sommer die Wanderer neue Kraft für ihr anstrengendes Vergnügen.
Durch das Munstertal geht es wieder hinab. In Munster steigen wir kurz aus; die Stadt ist geprägt durch das gleichnamige Jazzfestival. Danach halten im Dorf Ebersmünster mit der Hauptattraktion, der dreitürmigen, ehemalige Abteikirche St. Mauritius. Sie gilt als eine der schönsten Barockkirchen im Osten Frankreichs.
Bei Colmar fahren wir wieder auf die Autobahn, um nach Soultz-les-Bains zu gelangen. Dort erwartet uns Lucien Doriath zum Abendessen im eigenen Restaurant. In seinen Stallungen und angeschlossenen Gebäuden werden Entenleber und viele andere Produkte, die mit der Entenmast verbunden sind, produziert. Wir sehen die Stallungen, er erklärt eindringlich, wie die Entenaufzucht erfolgt. Aber nun geht es an das Verkosten der Foies Gras und anderer Köstlichkeiten. Der Abend ist superb!
Samstag, den 2. Mai 2015
Heute unternehmen wir einen Marktbummel über den großen Wochenmarkt und eine Besichtigung der Innenstadt. Besonders interessiert uns der alte Rabenhof. Ursprünglich war es eine Poststation, deren Stolz die Rappen waren. Durch das mehrmalige wechseln der Amtssprache von Deutsch und Französisch wandelte sich der Rappen in den Raben. Wir verlängern die Stadtführung, suchen noch Petit-France auf. Die geplante Schifffahrt über die Ill muss leider – wegen Hochwassers – ausfallen.
Nun begeben wir uns ins berühmte „Crocodile“, in dem wir ein 4-Gang Menü der Spitzenklasse einnehmen. Dieses Restaurant gehört zu den berühmtesten Gourmet-Tempeln Frankreichs und hat einen MICHELIN-Stern. Küchenchef Philipp Bohrer hat bei Paul Bocuse gelernt und für den französischen Präsidenten gekocht, bevor er dieses Restaurant übernahm. Wir lassen uns Zeit und genießen!
Der Nachmittag steht zum Bummeln und Einkaufen zur Verfügung. Wir besuchen noch das Museum von Toni Ungerer, dem berühmten Strasbourger Maler und Grafiker, mit seinen rund 8000 Zeichnungen. Langsam lassen wir den Tag in der Hotel-Lobby ausklingen.
Sonntag, den 3. Mai 2015
Heute Vormittag suchen wir Colmar auf. Wir schauen auf die alten Fachwerkhäuser, die Zeit scheint still zu stehen. Anschließend fahren wir nach Rouffach. Im „La Ville de Lyon“, einer Postkutschenstation aus dem 16. Jahrhundert, erwartet uns ein exzellentes 3-Gang Menü, angerichtet von Philipp Bohrer. Auch dieses Restaurant hatte einen MICHELIN-Stern!
In Eguisheim, einem der schönsten Orte im Elsass mit einer alten Stadtmauer und hervorragenden Weinen, erleben wir eine Weinprobe im Wolfberger Winzerkeller. Wir erfahren einiges über den lokalen Weinanbau und das Keltern.
Über die Weinstraße mit ihren idyllischen kleinen Dörfern geht es wieder Richtung Strasbourg. Zum Abschluss gibt es im alten Winzerlokal „Au Boeuf Rouge“ in Andlau Elsässer Flammekuchen und ein Gläschen Wein.
Montag, den 4. Mai 2015
Wir fahren heute zur Hochkönigsburg. Die mittelalterliche Burgruine wurde unter Kaiser Wilhelm nach Originalplänen wieder komplett aufgebaut und ist heute die schönste Burg der Region.
Zu Mittag machen wir Halt in der „Kornhalle“ in Obernai, wieder ein herrlicher, mittelalterlicher Ort. Anschließend fahren wir nach Steige, zu den Ausläufern der Vogesen. Hier werden die besten Schnäpse gebrannt – Besuch der Schnapsbrennerei Nusbaumer mit anschließender Probe. Die Brennerei liegt in Familienhand, drei Generationen sind hier noch aktiv.
Nun haben wir schon den letzten Abend. Wir gehen zum schräg gegenüber dem Hotel liegenden Cafe Brant, benannt nach dem Autor des Romans „Das Narrenschiff“. Dort genießen wir die hervorragende Elsässer Küche und lassen die Höhepunkte der Reise vor unserem geistigen Auge Revue passieren. Etwas Wehmut ergreift uns.
Dienstag, den 5. Mai 2015
Es geht nach Haus, nach vier fantastischen Tagen ab heute wieder ohne unsere Reiseleiterin Anne-Catherine. Sie glänzte mit umfangreichem Wissen zu den aufgesuchten Orten und Landschaften, vor allem sind wir beeindruckt von Ihrer präzisen Charakterisierung von Personen, sei es aus dem öffentlichen Leben oder aus ihrem privaten Umkreis. Das bringt uns die französische Kultur viel näher, als jedes existierende Sachbuch. Seither sprechen wir auch von zwei Politikern nur als den „Kleinen Geschüttelten“ oder dem „Mann aus dem anderen Käseland“. Apropos, was macht eigentlich Simone?
Mit vielen schönen Eindrücken fahren wir nach Deutschland zurück.
(Text Dr. Ralf Tempel, Fotos: Dr. Michael Greeske, Dr. Stefan Koßlowski, Dr. Ralf Tempel)
„Repräsentative Demokratie unter Druck?“
Vortrag von Herrn Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte
In den Räumen der SOCIETÄT DUISBURG e.V., 23. April 2015
Wir erleben einen herrlichen Tag: Draußen strahlt die Sonne am wolkenlosen Himmel, dieses Schauspiel können wir auf unserer Terrasse genießen. Drinnen wird alles für unser Spargelessen vorbereitet. Die Tische sind wieder mit sehr viel Liebe für das Detail gedeckt. Die Orchideen stechen nochmals daraus hervor. Das Büffet füllt sich langsam, genauso wie die Mitglieder und - heute auch - die zahlreichen Gäste eintreffen. Wir genießen es, beim Stehempfang mit einem Gläschen Sekt, uns über die Ereignisse seit der letzten Veranstaltung auszutauschen.
Dann beginnt der Abend. Der Vorsitzende, Herr Dr. Ralf Tempel, begrüßt die Mitglieder. Ganz besonders heißt er unsere Gäste willkommen, die heute in sehr starker Zahl erschienen sind: Das Thema Politik - und besonders der Name Prof. Korte - scheint doch besonders attraktiv zu sein.
Er geht auf das heutige Menü ein, welches streng auf Spargel ausgerichtet ist (na ja: es gibt auch noch Shrimps, Salm, Räucheraal, diverse Schinken und Fleisch und vieles andere mehr). Dafür schon mal vorab herzlichen Dank an die Familie Borgards & Team.
Anschließend berichtet er kurz über die Tätigkeit des Vorstandes im letzten Monat.
Unser Veranstaltungswart, Frau Katharina Tempel, wirbt für die kommenden Veranstaltungen, allesamt wieder sehr empfehlenswert.
Das Büffet ist inzwischen fertig angerichtet und wir genießen es ausgiebig. Für viele ist es wirklich der erste Spargel dieses Jahres.
Langsam legt auch der letzte das Besteck aus der Hand. Herr Dr. Tempel gibt - nach einer kurzen Vorstellung - das Mikrofon an Herrn Prof. Korte.
Minimalistisch, nur mit dem Mikrofon in der Hand, beginnt er seinen Vortrag. Seine Worte fließen wie in einem Guss, wohl strukturiert und akzentuiert aus ihm heraus. Repräsentative Demokratie – dieses Wortpaar gehört nicht unbedingt zu unserem täglich genutzten Wortschatz.
Fühlen wir Wähler uns richtig vertreten bei den heutigen Parteien? Wir registrieren eine gewisse Gesprächsstörung: Wir konstatieren eine Politikverdrossenheit (vornehmlich geäußert in der Wahlbeteiligung), es gibt aber auch eine Bevölkerungsverdrossenheit der Politiker. Sie befinden sich in einem prekären Beschäftigungsverhältnis: Sie sollen Probleme lösen, um wieder gewählt zu werden. Aber mit jeder Entscheidung teilt sich die Gefolgschaft, also vielleicht erst mal nicht entscheiden?! Spitzenpolitiker sind daran zu messen, wie unscharf sie formulieren können. Beim Wahlvolk kommt dabei schon mal Zweifel an den Beschlüssen der Parteien auf; es bildet sich eine Gegenbewegung, der Straßenprotest ist geboren. Das führt natürlich zur stärkeren Marktorientierung der Politiker, dieser neue Wählermarkt wird aber zunehmend unkalkulierbar für die Parteien. Bei der letzten Bundestagswahl gab es 1/3 Briefwähler, die der Politiker nicht mehr erreicht, Spätwähler legen meist erst in letzter Minute fest, meistens nach „genauer“ Analyse der Parteiprogramme, 50% sind Wechselwähler, viele aber auch, weil sie nicht wissen, was sie bei der letzten Wahl gewählt haben.
Es geht um die flüchtigen Machtgrundlagen der Parteien: Schwindende Stamm- und anwachsende Wechselwählerschaft im Politikbetrieb. Aber auch die sich ständig erweiternde Parteienlandschaft, die immer weitere Diversifizierung, rüttelt an den Grundfesten der alten, etablierten Parteien. Die Mehrheitsbildung wird damit immer schwieriger, nicht nur für die Parteien, auch für die Wählerschaft, die sich jetzt nicht mehr so sicher sein kann, wie eine zukünftige Koalition „seinen“ Wählerwillen (so er denn bei den „Gewinnern“ ist) umsetzen wird. Wir finden somit einen gediegenen, bunten Parteien- / Koalitionsmarkt vor, bestes Beispiel ist Rot-Rot-Grün in Thüringen.
Daneben gibt es einen Medienmarkt, waren es früher überwiegend große Zeitungen, die mit detaillierten Hintergrundartikeln Meinungen produzierten konnten, haben wir heute im Internetzeitalter dezentrale Meinungsbildung auf der Tagesordnung, Stichwort Schwarmbildung der Gedanken, welches zur Schwarmintelligenz führen kann. Aber wie immer gibt es auch hier eine Kehrseite: Anonymität führt nicht unbedingt zu hoher Qualität - manchmal sollte eher von Schwarmdummheit gesprochen werden. Ein Aspekt tritt heute besonders hervor, Publikumsempörung ist nicht mit Medienempörung gleichzusetzen, das Stichwort sind z.B. Sarrazins Bücher, welche sehr große Verbreitung gefunden haben, obwohl die Medien sie übereinstimmend kritisieren.
Als viertes haben wir einen Orientierungsmarkt. Politik orientiert sich zunehmend am Tagesgeschäft. Beispiele gefällig? Unsere Kanzlerin (konservativ) verstaatlicht eine Bank, Grüne sind gegen Bahnhöfe (S21).
Aber wie könnte ein Ausweg für die Politik aussehen? Wer für sich und seine Ideen werben will, sollte immer den Nutzen für seine Klientel heraus stellen – nur Verweise auf Geleistetes wird nicht goutiert. Jedes neue Infrastrukturprojekt wird jede Menge Widerstand generieren. Es gilt Beteiligungsnutzen zu verdeutlichen, der Ergebnisnutzen ist nicht so entscheidend: Man kann Niederlagen akzeptieren, aber selten keine Beteiligung.
Orientiertheit: Erklärungskraft schafft Mehrheit. Man wählt Zukunftshoffnung!
Anschließend steht Professor Korte unseren vielen Fragen Rede und Antwort.
Es wird ein unvergesslicher Abend bleiben.
(Text Dr. Ralf Tempel, Fotos: Dietmar Niechcial)