VERONA – Italienische Opernnächte in der Arena
Kulturreise, organisiert von ArnoldMusic
Verona, 26. bis 31. August 2015
Eine traumhaftes Erlebnis erwartet alle Opern - Freunde: Wir beginnen unsere Reise zu den Opernfestspielen nach Verona mit umfassendem kulturellen Rahmenprogramm und zwei der beliebtesten Verdi-Opern im größten und geschichtsträchtigen Operntheater der Welt der ARENA DI VERONA: Giuseppe Verdis „Aida“ und „Nabucco“.
Mittwoch, 26. August 2015
Zunächst heißt das den Flieger nehmen von Düsseldorf nach Venedig, von da geht’s weiter per Bus nach Verona. Auf dem Wege liegt Padua, das wir auch gleich noch mitnehmen.
Es ist eine der ältesten Städte Italiens und Hauptstadt Venetiens. Sie wird geprägt durch enge Straßen, zahlreichen Kuppelkirchen und der Universität, an der auch Galileo Galilei lehrte.
Wir nähern uns über dem Prato della Valle der Basilika des Heiligen Antonius. Ein paar Gehminuten weiter finden wir die Universität und gleich daneben das Cafe Pedrocchi, sehr praktisch für die Studenten. Dahinter erstreckt sich der gigantischen Gerichtspalast: Der Palazzo della Ragione ist einer der bedeutendsten Profanbauten des Hoch- und Spätmittelalters bzw. der Frührenaissance in Europa.
Aber nun wenden wir uns Verona zu. Kaum sind die Koffer im Grand Hotel verstaut, brechen wir auf zu einer ersten Stadterkundung auf. Sehr praktisch, dass unser Hotel nur fünf Gehminuten von der Arena entfernt liegt. Vorbei an der Piazza Brà mit der Arena, entlang der Via Mazzini, über die Piazza Erbe zur Piazza dei Signori zieht es uns zum Cafe Dante am ersten Abend.
Donnerstag, 27. August 2015
Vom Grand Hotel startet unsere Erkundungstour per Bus. Die Basilika Zan Zeno steht als erstes auf dem Plan, sie ist eine der schönsten, romanischen Kirchen aus dem 11. Jahrhundert, wobei sich in der Decke schon gotische Formen zeigen. Der Wehrturm links stammt aus dem 13. Jahrhundert.
Wir fahren vorbei am Castello di San Pietro zum Kloster Santuario della Madonna di Lourdes, dort halten wir, um den schönen (etwas benebelten) Blick über Verona zu genießen. Unser Wohlgefühl wird durch ein Schlückchen Prosecco ins schier Unermessliche gesteigert. Unten dann bummeln wir entlang der Etsch, vorbei an alten Steinbrücken, ins Centro Storico zu den Skaligergräbern, über die Piazzi dei Signori und delle Erbe. Historische Fassaden aus verschiedenen Jahrhunderten umgeben uns, viele mit großen Fresken versehen. Durch schöne Einkaufstraßen führt uns der Weg ins Hotel, in dem wir unserem ersten Arena-Abend entgegenfiebern.
Wieder laufen wir zur Arena und stärken uns vorher im Torcolo, dabei suchen wir natürlich die klimatisierten Räume im Innern auf. Überhaupt meint es das Wetter sehr gut mit bis zu 35-40°C all die Tage. Nach der Stärkung gehen wir die paar Schritte hinüber zur Arena und erleben AIDA – ein unbeschreiblich schöner Augenblick.
Anschließend lassen wir uns im Cafe Emanuel nieder, um diesen schönen Abend ausklingen zu lassen.
Freitag, 28. August 2015
„Auf den Spuren von Giuseppe Verdi“ führt uns nach Roncole zum Geburtshausund auch zur kleinen Kirche, in der er zum ersten Mal die Orgel spielte, nach Busseto; hier lebte er zeitweise mit Giuseppina Strepponi und hier wurde für ihn das Teatro Verdi erbaut, das er nie betreten hat. Weiter führt uns der Weg zu seinem Landsitz Villa nach Sant ́ Agata. Hier wurde er zum größten Grundbesitzer in der Region.
Zwischendurch stärken wir uns im La Buca mit den unterschiedlichsten Arten an Schinken und Pasta, alles frisch hausgemacht: Einfach ein Gedicht.
Abends lassen wir es dann wieder ruhig an der Piazza Brà, direkt an der Arena, ausklingen.
Samstag, 29. August 2015
Heute steht Mantua, umgeben von drei Seen, auf dem Programm, die geschichtsträchtige Stadt der Gonzagas und Schauplatz von Verdis Rigoletto. Ein Haus ist Rigoletto gewidmet, natürlich nur für die Touristen gedacht. Dahinter schließt sich die Piazza Sordello mit Dom an.
Eindrucksvoll ist auch der Palazzo Ducale, ein mächtiger Ziegelbau, der vierhundertfünfzig Wohnräume enthält, erbaut in der Zeit vom 14. bis 17. Jahrhundert und mit den berühmten Fresken von Andrea Mantegnas in der Camera degli Sposi.
Die Basilika Sant’Andrea aus dem 15. Jahrhundert lässt uns aber sprachlos werden: Mächtige, kassettierte Tonnengewölbe ragen über uns in die Höhe, die Kuppel misst über 80m und alles ist auf das Feinste ausgemalt. Gleich nebenan suchen wir dann die Rotonda di San Lorenzo auf, eine romanische Rundkirche, die auf einem antiken Rundbau steht.
Am Abend stärken wir uns wieder im Torkolo. Jetzt sind wir bestens präpariert für die zweite Aufführung in der Arena. Wir erleben NABUCCO, der Höhepunkt bildet der Gefangenenchor mit „Va, pensiero“. Orchester und Chor begeistern dermaßen, dass das Publikum aus den Häuschen gerät. Es gibt ein Dacapo mit „Flieg, Gedanke, auf goldenen Schwingen“. Ein unbeschreiblicher Augenblick.
Anschließend sitzen wir wieder im Cafe Emanuele. Eine der Hauptdarstellerinnen, die Abigaille, defiliert mit ihren Claqueuren zur späten Stunde noch an uns vorbei.
Sonntag, 30. August 2015
Schließlich bewundern wir im zauberhaften Vicenza die Kunst der Architektur-Ikone Andrea Palladio, der hier im 16. Jahrhundert wegweisend bis hin zur Neuzeit, prachtvolle Villen, Paläste und natürlich das weltberühmte Teatro Olimpico erbaut hat.
Zunächst schauen wir uns den Wallfahrtsort Monte Berico an, die Heilige Jungfrau ist erstmalig 1426 einer bescheidenen Bäuerin auf dem Berg erschienen. Danach schauen wir uns den Prototypen vieler Rundbauten an: La Rotonda. Die Villa wurde etwa 1567–1591 geplant und erbaut. In der Innenstadt suchen wir auch das Theater Olimpico auf, das erste freistehende Theatergebäude, das seit dem Ende der Antike in Europa errichtet wurde. Es wird heute noch von Zeit zu Zeit genutzt. Wir wandern weiter entlang der Corso Palladio, die Flanier- und Einkaufsstraße Richtung Justizpalast (Basilica Palladiana) auf der Piazza dei Signori mit der Loggia del Capitanio (Repräsentationssitz der früheren Republik Venedig), dem Stadtturm Torre Bissara und den beiden Säulen aus den 15. und 17. Jahrhundert.
Es geht zurück nach Verona, wo wir uns – dann schon ein wenig traurig – zu unserem Abschlussessen begeben, wie am Anfang im Cafe Dante. Wir lassen alle Eindrücke Revue passieren.
Montag, 31. August 2015
Eine wunderschöne Reise neigt sich dem Ende. Bestens organisiert von unserem Mitglied, Herrn Rolf-R. Arnold, haben wir unglaublich viel erlebt, den Charakter der Gegend als auch die architektonischen und musikalischen Meisterleistungen kennengelernt.
(Text: Dr. Ralf Tempel, Fotos: Roland Stengler, Dr. Ralf Tempel)
Zoo-Führung mit dem Direktor, Herrn Achim Winkler
Zoo Duisburg / In den Räumen der SOCIETÄT DUISBURG e.V., 11. August 2015
Wie gewohnt gibt es seitens der Societätsmitglieder regen Zuspruch zum avisierten Zoobesuch mit unserem Mitglied, Herrn Direktor Achim Winkler.
Gewohnt informativ und schwungvoll führt uns Herr Winkler durch „seinen“ Zoo. Er verweist auf die Bedeutung des Zoos für die Bildung aller, aber auch als Bewahrer vor dem Aussterben bedrohter Arten. Falls wir einen Uhu in freier Wildbahn sehen sollten, so ist das garantiert ein Duisburger!
Geschickt bindet er uns, die Zuhörer und Zuschauer, durch Fragen ein, so dürfen wir raten wie groß eine Giraffe bei der Geburt sein muss und dass der freie Fall bei einer Stehendgeburt doch immer glimpflich abgeht.
Wir lernen, dass Carotinoide unsere Lebensmittel in den appetitlichen Farben rot, gelb und orange erscheinen lassen – das wissen bei uns natürlich alle, die gern kochen. So kommen u.a. Karotten, Paprika und Aprikosen zu ihrer schönen Farbe wie eben auch die Flamingos im Zoo.
Natürlich schauen wir auch bei unseren Flussdelfinen vorbei und erfahren vieles über ihr Leben und warum sie so viel älter werden im Zoo als in der freien Wildbahn. Sie gehören allerdings nicht zu einer aussterbenden Art, so dass sie eines Tages hier nicht mehr zu sehen sein werden.
Ein kleines Stück weiter lernen wir (Zum wievielten Male eigentlich - Es ist zwar gedanklich präsent, aber was war jetzt Gattungsbegriff und was die Art?) die Kamele kennen: Mit zwei, einem oder keinem Höcker. Aber deren Interesse gilt nur dem nahenden Pfleger (und damit dem Futter) – wir verlassen Trampeltier, Dromedar und Lama.
Über die Wildkatzen und Luchse gelangen wir zu den Königen der Tiere, den Löwen, die einzige Katzenart, die in einem Rudel lebt. Der „Chef“ (Löwe) tut sein bestes, er brüllt, dass es uns durch Mark und Bein geht. Aber vielleicht verspürt er nur etwas Hunger, am Gehege steht ein Schild mit dem Vermerk „Fastentag“.
Nach der Führung gehen wir, gemeinsam mit Herrn Winkler, zu unseren Räumlichkeiten, gleich nebenan. Familie Borgards hat einen kleinen Imbiss angerichtet: Es gibt grüne, leckere Bohnensuppe. Dazu schmeckt doch ein Bier hervorragend. Wir sitzen noch lange zusammen, draußen von der Terrasse haben wir einen wunderbaren Blick auf Giraffen, Elefanten und einem vereinzelten Gebrüll von „Piefke“ bei herrlichem Sonnenuntergang eines fantastischen Tages.
(Text: Dr. Ralf Tempel, Fotos: Klaus Brüggemann & Dr. Ralf Tempel)
Sommerfest in der Societät
In den Räumen der SOCIETÄT DUISBURG e.V., 12. Juni 2015
„Sommer ist die Zeit, in der es zu heiß ist, um das zu tun, wozu es im Winter zu kalt war“
(Mark Twain, 1835-1910).
Genau dieser Satz passt zum heutigen Abend – wir erleben einen heißen Sommertag. Gut, dass es zum Abend etwas abkühlt.
Getreu dem Twain’schen Motto möchten wir in froher Runde unser gesellschaftsübergreifendes Sommerfest begehen. Mit uns feiern
- die Deutsch – Britische Gesellschaft,
- die Deutsch – Französische Gesellschaft und
- die Deutsch – Italienische Gesellschaft.
Es ist alles festlich geschmückt; vom Eingang, über das Treppenhaus, vorbei am Kaminzimmer bis hin zum Blumenschmuck auf den geschmackvoll gedeckten Tischen in den Sälen. Aber auch die Terrasse steht dem in nichts nach. Nur mit dem Blick auf Elefanten, Giraffen & Co. ist es nicht mehr weit her, sie suchen bereits am Anfang unseres Festes ihre Nachtquartiere auf. Es gibt aber eine „Entschädigung“ in Form eines Tigers und eines Braunbären in unserem Barbereich. Der Sektempfang befördert die ohnehin gute Stimmung der Gäste, die alle gespannt auf diesen Abend sind.
Die vier Vorsitzenden, Herr Dr. Ralf Tempel, Herr Robert Tonks, Herr Wolfgang Schwarzer und Frau Enza Ruffini-Webb begrüßen die Gäste, damit ist das Fest offiziell eröffnet.
Als Vorspeisen locken u.a. verschiedenste Salate, Tomate Mozzarella, Melone mit Serrano Schinken, Antipasti, Neuseeländische Grünschalenmuscheln auf Meeresfrüchte, gegrillte Riesengarnelen und Jakobsmuscheln mit Meeresalgen. Von der großen Grill- und Räucherstation kommen die verschiedene Würste, Hähnchenbrustfilets, Schweineschinken in der Schwarte, Nackensteaks sowie Salm- und Steinbeißer-Filets , geräucherte Waldpilze, Grillgemüse sowie verschiedenste Saucen. Die „Sommerliche Dessert-Träume“ setzen schließlich dem Ganzen die Krone auf. Dem warmen Sommertag entsprechend können wir zusätzlich zu den sonstigen Getränken außerdem Erdbeerbowle und Kalte Ente genießen! Die Familie Borgards und Team haben wieder Überragendes geleistet – sowohl bei Dekoration als auch beim Essen!
Beim Speisen genießen wir die gepflegte Unterhaltung, viele stellen fest, dass man sich kennt aber schon seit Jahren nicht mehr gesehen hat. Viele nutzen auch die Möglichkeit, gleich ganz auf die Terrasse zu wechseln, der Abend ist schön, der Sonnenuntergang lässt noch auf sich warten. Die Gesellschaften durchmischen sich, ein herrlich gelöste Stimmung.
Herr Robert Tonks ergreift zwischendurch das Mikrofon. Er fragt die Anwesenden, was es mit „Handy Oil“ auf sich haben könnte oder wer vielleicht eine „Handy flat“ sein Eigen nennt? Natürlich sind diese Begriffe bekannt, aber nur wenige machen sich Gedanken, ob diese Begriffe auch außerhalb Deutschlands bekannt sind. In den meisten Fällen ist es nicht der Fall – hier liegt ein klarer Fall von Denglisch vor! Und im Nu werden noch weitere Beispiele zum Besten gegeben; alles sehr amüsant.
Der Abend wechselt in die Nacht, wie im Fluge ist die Zeit vergangen. Ein wahrlich gelungenes Sommerfest. Auf Wunsch vieler Mitglieder sollte dieses Fest im nächsten Jahr wiederholt werden.
(Text: Dr. Ralf Tempel, Fotos: Dr. Michael Greeske, Raymond Jones)
„Der Anfang und die Zukunft des Islamischen Staates in Syrien und dem Irak“
Vortrag von Herrn PD Dr. Jochen Hippler
In den Räumen der SOCIETÄT DUISBURG e.V., 12. Mai 2015
Wieder ein schöner Tag, wir hätten uns auch auf unserer Terrasse versammeln können – nun sind aber die Tische im Innern herrlich eingedeckt. Dazu ist die ganze Dekoration auf das Thema „Morgenland“ abgestimmt – wir werden bereits optisch auf das Thema des Abends herangeführt. Das Menü trägt das Thema weiter, wir werden wieder verwöhnt mit köstlichen Vor-, Haupt- und Nachspeisen, die wir uns genüsslich auf der Zunge zergehen lassen. Dafür herzlichen Dank an Familie Borgards & Team.
Neben den Mitgliedern und Gästen der Societät können wir heute auch Gäste von proDUISBURG begrüßen.
Herr Dr. Hippler ist Politikwissenschaftler und Friedensforscher am Institut für Entwicklung und Frieden (INEF) der Universität Duisburg-Essen, Verfasser dutzender Bücher und Hunderter Artikel zu Themen wie politischer Gewalt, Governance und politischen Identitäten, etwa religiöser oder ethno-nationaler Art im Nahen und Mittleren Osten - also der ausgewiesene Experte!
Der IS (Islamischer Staat) beherrscht die Schlagzeilen – macht sich einen Namen durch grausame Morde auf seinen Siegeszug durch den Irak und Syrien. Wird das so weiter gehen und wie kam es überhaupt dazu? Was ist überhaupt der IS? Und wieso Aufstieg, Fall und Wiederaufstieg?
Der IS hieß nicht immer so, der Name hat sich mehrmals geändert und ist eine seit 2003 aktive dschihadistisch-salafistische Terrororganisation. Gegründet hat sie Abu Musab az-Zarqawi in Jordanien, später ging er nach Afghanistan und war in der Extremistenszene weitgehend isoliert. Es gab Kontakte zu al-Qaida, allerdings konnten sich bin Laden und Zarqawi nicht wirklich ausstehen.
Das änderte sich allerdings mit dem Einmarsch der US Truppen in den Irak im Jahre 2003. Der Irak durch eine säkulare Diktatur von Saddam Hussain zusammengehalten, setzt sich aus vielen verschiedenen Stämmen zusammen, die auch untereinander nicht homogen zu betrachten sind, wie die arabisch schiitischen, arabisch sunnitischen und turkmenischen Stämme, die Jesiden, …
Ihre Blütezeit hatten die Terroristen eigentlich hinter sich. Die Sunniten im Irak fühlten sich zu der Zeit total unterlegen, sie hießen daher jeden willkommen, der zum Mitkämpfen bereit war, egal wie groß der religiöse Unsinn, der damit einherging, war. Plötzlich spielte Zarqawi eine wichtige Rolle, die er ohne Skrupel auslebte.
2005/2006 schloss sich diese Gruppe al-Qaida an – obwohl sich die Anführer nicht ausstehen konnten – allerdings war es dadurch leichter, an Geld bzw. Waffen zu kommen, al-Qaida war halt schon ein Marken-Name! Nun aber empfanden die Sunniten, dass die Dschihadisten schlimmer wüteten als die US Truppen: Es wurde wieder zur Jagd auf al-Qaida geblasen. Der Unterschied bestand darin, dass die Dschihadisten persönlich bekannt waren, so wurden sie nahezu komplett ausgemerzt – keine Eingreiftruppe hätte die sonst eher anonym operierenden Terroristen so erfolgreich bekämpfen können. Al-Qaida war untergegangen – es gab sie im Irak nicht mehr!
Bis 2010 war das Problem mit den Terroristen gelöst. Die Schiiten mit Nuri al-Maliki an der Spitze hatten vorher unbedrängt geherrscht. Es gab eine säkulare Regierung, alle Probleme wurden gelöst, die Dschihadisten waren vertrieben. Erstmals nahmen nun die Sunniten bei Wahlen teil. Sie gewannen sie auch knapp, allerdings wich Maliki nicht von seiner Machtposition. Neun Monate später hat er sich faktisch zur Macht geputscht, unterstützt von den USA und den Europäern, die entnervt ihre Positionen räumten. Die Sunniten fühlten sich verschaukelt, man beschloss den gewaltsamen Widerstand und bat wieder al-Qaida ins Land!
Parallel dazu begann der Bürgerkrieg in Syrien. Die Bevölkerung, die nicht bewaffnet war brauchte Schutz; dieses beförderte das Hineinströmen extremistischer Kämpfer. Die Bevölkerungseinheit zerbrach, was zunächst als Kampf gegen die Regierung begann, endete schon bald als Kampf jeder gegen jeden. Es war eine echte Treibhaussituation und lies al-Qaida vom Irak in Syrien einströmen. Diese Terroristen begriffen sich als Islamischer Staat im Irak und in Syrien (ISIS). Sie verübten Gräueltaten gegen jedermann, unabhängig welcher Stammeszugehörigkeit, sie wandten sich auch gegen die, die sie gerufen und wieder groß gemacht hatten.
Der Höhepunkt der ISIS wurde im letzten Frühsommer erreicht, mit 5.000 Mann setzte man sich gegen ca. 60.000 irakische Soldaten durch, diese haben einfach nicht gekämpft! Für Maliki wollten sie nicht kämpfen, so fiel die modernste Bewaffnung der ISIS zu und innerhalb von sechs Wochen hatte man ein riesiges Gebiet – beinahe widerstandslos – eingenommen. Sie stießen in ein Vakuum vor. Nebenbei konnte man sich an dem Bankenkapital, den Öl-Einnahmen und Erlösen aus Steuererhebungen und den Verkauf von antiken Gegenständen hemmungslos bedienen.
Mittlerweile hatte man sich auch wieder mit al-Qaida überworfen, da man jetzt den IS (Islamischer Staat), das "Projekt Kalifat", und damit faktisch den Alleinvertretungsanspruch für alle Muslime ausrief.
Anschließend steht Herr Dr. Hippler unseren vielen Fragen Rede und Antwort.
Unsere schon hohen Erwartungen an diesem Abend werden bei weitem übertroffen. Wir sind immer noch wie gebannt. Das Hochgefühl hält noch bei den weiteren Tischgesprächen an.
Dieser Abend wird uns lange in Erinnerung bleiben.
(Text und Fotos: Dr. Ralf Tempel)