und Helmut Maintz, Dombaumeister am Dom zu Aachen: „Die Sanierung der Mosaiken und der Marmorverkleidung im Aachener Dom“

am 22. Februar 2012

Text und Bilder von Dr. Ralf Tempel

Heute erwartet uns wieder einmal ein außergewöhnlicher Höhepunkt: Es kumulieren Inhalt und Form zu einem besonderem Ergebnis –  und das gleich in zweifacher Hinsicht.

Die strenge Kälteperiode der vergangenen 14 Tage haben wir hinter uns gelassen, den Frühling kann man nun schon erahnen; da kommen wir zusammen und erfreuen uns beim Eintreten des brennenden Kamins, des Sektempfangs und der Ereignisse, die da kommen werden.

Gans besonders herzlich begrüßen wir Frau und Herrn Teuber, die heute zum Gegenbesuch in unserer Societät weilen. Herr Teuber ist Vorsitzender der Sozietät Moers, die im letzten Jahr ihr 230-jähriges Stiftungsfest feiern konnte.

Zunächst verwöhnt uns Familie Borgards mit einem extra ordinären Fischbüffet, wobei besonders Spezialitäten aus Nordsee und Bad Zwischenahn im Mittelpunkt stehen.  Von Baby-Lobster über Lachs, Hering, Aal, Forellen … – angerichtet als Salate, in Töpfen, frisch gebraten auf der Haut in der Pfanne, mit Zitronengras, Algen usw. usf. – einfach ein Gedicht!

Und als wäre dies nicht genug, werden wir einen exzellenten Vortrag zu hören bekommen: Herr Helmut Maintz, Dombaumeister am Dom zu Aachen, berichtet über „Die Sanierung der Mosaiken und der Marmorverkleidung im Aachener Dom“.

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Herr Maintz studierte in Aachen und ist seit 1986 in der Dombauleitung tätig, ab 1997 als Dombauleiter und ab 2000 als Dombaumeister. Der Aachener Dom hat keine eigene Dombauhütte mehr.

In lockerer Art berichtet Herr Maintz vom Aachener Dom (eigentlich die Bischofskirche des Bistums Aachen), geweiht der Hl. Maria zu Zeiten von Karl dem Großen. Der heutige Dom besteht aus mehreren Teilbauten: das karolingische Oktogon in der Mitte ist das älteste und wichtigste Bestandteil des heutigen Doms.

Der Dom gehört dem Domkapitel (nicht etwa dem Bischof oder Bistum), bestehend aus sieben Geistlichen und dem Domprobst, letzterer ist auch der Hausherr. Der karolingische Teil ist bereits über 1.200 Jahre alt (welches jetzt auch durch Funde bewiesen werden konnte) und gehört seit 1978 zum UNESCO Weltkulturerbe – damit länger als der Kölner Dom (erst 18 Jahre später), der darüber hinaus viel jünger ist, da er doch erst im vorletzten Jahrhundert fertig gestellt worden ist. Überhaupt läßt Helmut Maintz immer mal wieder kleine „Spitzen“ Richtung Kölner Dom fliegen. Alles sehr amüsant und unterhaltend!

In den letzten 25 Jahren konnte fast vollständig der Außenbereich restauriert werden; insgesamt wurden 35 Mio. Euro investiert. Jetzt aber musste man nach innen gehen, weil große Schäden gesichtet worden sind. Schäden sind im Gemäuer (Erdbeben im Jahr 803) in Form von Rissen, im Marmor (stetiges Umwandeln in Gips) und im Holz zu erkennen. Eine der großen Quellen für Schäden rührt von der Verschmutzung durch Besucher – jährlich 1,5 Millionen – her:

  • Abrieb der Schuhsohlen (und was da alles anhaftet)
  • Atemluft (CO2) und Luftfeuchte ergibt Kohlensäure, die den Marmor in Gips verwandelt
  • SO2 legt sich mit anderen Partikel in der allgemeinen Luft als schwarze Schicht auf alles

Und was verwundert: Der Dom steht auf einer Therme. Diese erhöht die Grundwassertemperatur auf 28°C in einer Tiefe von fünf Metern.  Alles das ist nicht unbedingt dazu angetan, den Bestand des Bauwerks in Unermessliche zu steigern. Eher ist eine fortwährende Instandhaltung gefragt, zurzeit hechelt man aber in Form von Instandsetzung dem nagenden Zahn der Zeit hinterher. Es ist ein großes Ziel von Herrn Maintz, diesem hinterher Hecheln irgendwann ein Ende zu setzen – das dürfte aber noch andauern.

Allerdings muss hier auch gesagt werden, dass die prächtige innere Ausstattung erst mit Preußen’s Hilfe möglich war, vorher waren im Innern weitgehend nur unverputzte Ziegelmauern zu sehen. Erst Hermann Schaper konnte Kaiser Wilhelm II. davon überzeugen, den Dom wieder so herzurichten, wie er ursprünglich ausgesehen haben könnte!

Also wurde herrliches Mosaik innen aufgebracht, das älteste stammt von 1880 und wurde industriell hergestellt; anders hätte man die Kosten nicht in den Griff bekommen. Aber gerade dieses Mosaik bedurfte einer umfangreichen Aufarbeitung; teilweise waren einzelne Steinchen herausgefallen, mal taten sich ganze Spalten im Mauerwerk auf, mal sprengte ein eingelagertes Eisenteil das Einlegebett heraus – zeitweise waren bis zu 14 „Mosaiker“ gleichzeitig tätig.

Aber auch die Kapitelle hatten es bitter nötig, sie wurden mit Spiritus und Wattestäbchen gereinigt, besonders kritische Stellen auch mit einem Laser; diejenigen die hier gearbeitet haben, wissen, wie sich Sisyphus gefühlt haben mochte.

Besonders stolz ist Helmut Maintz auf die Spendenbereitschaft der Besucher, obwohl ungefähr ein Drittel der benötigten Mittel von Bund / Land / Stadt, ein weiteres vom Dombauverein beigesteuert werden, muss ca. ein weiteres Drittel aus Spenden beigebracht werden. Das hat man immer geschafft, und das hofft man auch die kommenden Jahre fertig zu bringen.
Wir haben noch lange zusammengesessen und diskutiert – wieder ein hervorragender Abend in der Societät!

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