Text und Bilder von Dr. Ralf Tempel
Wieder einmal geht’s hinaus, sich die technische Umgebung etwas näher anzuschauen. Auf unserer ersten Tour in 2012 fahren wir den kurzen Weg nach Essen – immer die untergehende Sonne im Rücken. Es ist sehr kalt aber trocken, mit einem Satz: Ein herrlicher Wintertag neigt sich langsam dem Ende zu.
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Als wir ankommen, ist es bereits dunkel; wir werden von Herrn Rainer Kupfer begrüßt. Er ist bereits seit sechs Jahren im Ruhestand aber immer noch leidenschaftlicher „Rundführer“ für Besuchergruppen im WAZ-Druckhaus. Zunächst sehen wir einen Unternehmensfilm, der die Aktivitäten der WAZ-Medien Gruppe darstellt, mit eigenen regionalen und lokalen Zeitungen, aber auch Beteiligungen an Radiosendern und Online Redaktionen. Die Gruppe ist in zehn europäischen Ländern vertreten mit 16 Verlagen und Druckhäusern, davon fünf in Deutschland. Herr Kupfer skizziert kurz alle Produktionsschritte einer Zeitung im Druckhaus, von der Papierrolle bis zum Versand unserer „Morgenlektüre“.
Inzwischen steht auch unser zweiter Führer, Herr Gerd Illmer, zur Verfügung – so teilen wir uns auf und marschieren in Richtung Versandstraße. Dort sehen wir die zahlreichen Laderampen, die sich um dieser Zeit noch verwaist ausnehmen. Es geht nach nebenan in den Papierkeller. Zahlreiche 20 bis 24 Kilometer (42g/qm) langen und 1,5 Tonnen schweren Papierrollen sind hier gestapelt, dieser Vorrat reicht für ca. drei Monate. 50 Tausend Tonnen werden davon im Jahr umgesetzt. Hier wird das Papier für die einzelnen 4-Farb-Druckmaschinen, die genau ein Stockwerk höher stehen, von Rollenwechslern zur Verfügung gestellt. Diese ermöglichen einen fliegenden Rollenwechsel – der Druckprozess braucht nicht unterbrochen werden, auch wenn das Papier auf einer Rolle mal zu Ende geht.
Eine Etage höher laufen die fertigen Tageszeitungen nach der Produktion über Endlosketten in die Versandstraße und werden dort mittels modernster
Technik im Eiltempo um Beilagen und Prospekte ergänzt. Sollte irgendwo im Produktionsprozess ein Fehler auftreten – wie zum Beispiel ein Papierabriss – so können die noch nicht komplett zusammengestellten Zeitungen in diesen Endlosketten zwischengespeichert werden, ohne die anderen Drucklinien anhalten zu müssen.
Schon geht es eine weitere Etage höher zur Druckplattenherstellung. Unsere Betriebsführer beschreiben, wie eine Zeitungsausgabe in den einzelnen Redaktionen zusammengestellt wird – Redaktionsschluss ist um 19:00 Uhr, dann wird dieser Inhalt Seite für Seite elektronisch hierher – an das Druckhaus – geschickt. Jetzt muss alles schnell gehen: Zunächst werden die Druckplatten hergestellt – vier für jede Seite (jeweils für die Farben rot, blau, gelb und schwarz). Früher waren sie aus Blei; heute bestehen sie aus beschichtetem Aluminium, die zunächst belichtet und anschließend entwickelt werden. Insgesamt werden 1,4 Millionen Platten im Jahr verbraucht.
Nun bewegen wir uns hinüber zu den eigentlichen Druckmaschinen. Wir stehen unmittelbar vor dem Anfahren der Rotationsmaschinen. Obwohl hier durchgehend gearbeitet wird (3-Schichtbetrieb, sechs Tage die Woche) geht’s so richtig erst gegen 20 Uhr los, zunächst für die Tageszeitungen, die eine weite Reise vor sich haben, danach dann die einzelnen lokalen Ausgaben aus der weiteren, und später, der näheren Umgebung. Jetzt kommen die einzelnen Druckplatten herüber und werden auf die Trommeln aufgespannt. Das Anfahren ist ein diffiziler Prozess – es werden die s.g. „Makulatur Exemplare“ erstellt, die Rotationtrommeln drehen sich nur langsam. Der zuständige Drucker kontrolliert für „seinen“ Druckturm die Farbsättigung, die Justage der einzelnen Farben zueinander und der Falzung. Immer wieder entnimmt er ein Exemplar und kontrolliert auf Fehler. Ist er endlich zufrieden gestellt, nimmt die Druckmaschine richtig Fahrt auf. Die ersten Exemplare gelangen in die Versandstraße und von da an die einzelnen Laderampen.
Wieder einmal sind wir mehr als beein“druckt“ und fahren mit vielen neuen Kenntnissen zurück zur Societät.