„Die Stadtarchäologie und die Ergebnisse der letzten fünf Jahre“
am 13. Mai 2011

Text und Bilder von Dr. Ralf Tempel

Herr Dr. Herrmann ist bereits fünf Jahre in Duisburg. Heute stellt er uns seine Arbeit näher vor. Er betont die Teamarbeit (insgesamt vier wissenschaftliche und darüber hinaus weitere technische Mitarbeiter). Die Randbedingungen sind – gerade unter Berücksichtigung der städtischen Finanzen – eher als Herausforderung zu begreifen. Nicht zuletzt deswegen, hat er auch die Zielstellung neu formuliert: Ausdehnung der Grabungen über das gesamte Stadtgebiet; vornehmlich immer dann aktiv werden, wenn sich Hinweise auf geschichtliche Funde bei Umbauten von Industrieanlagen, bei Leitungsbau oder Hausneubau ergeben.

Das ist aber nur der nach außen sichtbare Teil der Arbeit eines Archäologen, der zweite befasst sich mit der Archivierung und umfasst die Dokumentation – Zeichnen und Erfassen – der Funde. Letzteres erinnert sehr stark ans Zusammensetzen eines Puzzles.

Die Stadtarchäologie gibt’s in Duisburg seit mehr als 100 Jahre, dabei deutlich durch zwei Schwerpunkte geprägt:

  • Die alte Römersiedlung im Westen als Bestandteil des Niedergermanischen Limes, welcher demnächst Weltkulturerbe werden soll,
  • Seit den 80er Jahren die Duisburger Stadtmitte

Seit nun fünf Jahren gibt es diese Aufteilung nicht mehr, das Interesse erstreckt sich über das gesamte Stadtgebiet. Funde aus jüngster Zeit stammen aus dem Mittelalter, aus der Zeit 8. – 2. Jahrhundert v.Chr. und aus der Altsteinzeit (Neandertaler).

  • Besonders erwähnenswert sind der Fund eines eisenzeitlichen Brandgräberfeldes in Rheinhausen aus dem 8.-3. Jahrhundert  v. Chr. Es handelt sich dabei um ca. 3.000 – 4.000 Urnengräber (aus Ton, in Topfform). Der Fundort lässt dabei auf Handel und Viehzucht als Haupterwerbsquelle schließen.
  • Es gab aber auch eine gemeinsame Siedlung von Germanen und Römern im 1. Jh. v. Chr. (wobei die Römer erst später dazu kamen). Die Germanen kamen vorher über den Hellweg aus Mitteldeutschland.

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Friemersheim: Karolinger Königshof (bestehend aus Wehranlage, Burg und Kirche) aus dem 8. Jh.

Baerl: Wichtiger Römischer Militärpunkt aus dem 4. Jh.

Rumeln: Fränkischer Friedhof aus dem 7. Jh., Körpergräber mit Beigaben in Tongefäßen

Rheinübergang Mündelheim – Serm: Im freien Germanien, aber von Römern kontrolliert – hier blühte der Zwischenhandel mit Germanien

Mittelmeiderich: Ist hervorgegangen aus einer Hofstelle mit Kirche im 7. Jh., idealerweise am alten Ruhrlauf gelegen

Huckingen: Hat eher städtischen Charakter im 5. Jh. entstanden und weist eine parallele Entwicklung (Pferdewechselstation, Zoll) zu Duisburg zur damaligen Zeit auf. Der Steinhof ist das letzte romanische Gebäude aus dem 12. Jh., das wir hier noch vorfinden

Kloster Hamborn: Ebenfalls aus dem 12. Jh. Hofstelle und Kirche als Stiftung von Adligen

Duisburg: Hier sind die besonderen Bereiche am Burgplatz, Königsgallerie und alle Bereiche der alten Stadtmauer, die als äußere Befestigung der Königspfalz diente

Näheres ist auch im Internet zu finden unter Archäologische RuhrZeiten
(http://www.ruhrzeiten.de/DuisburgMittelalter.htm).

Wir haben einen sehr detaillierten Überblick zu den archäologischen Aktivitäten in Duisburg erhalten, das meiste unbemerkt von vielen von uns bisher. Wir werden in Zukunft mit wachen Augen unsere eigene Geschichte betrachten.
Vielen Dank Herr Dr. Herrmann.

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