Kaffee- und Grillnachmittag

Auf der Terrasse der SOCIETÄT DUISBURG e.V., 11. Juni 2021

Welch eine Freude, ein Zusammentreffen nach über acht Monaten wieder in der Societät – und dann bei einem solchen Wetter!
Es sind aber auch viele Dutzende Arbeitsstunden nötig gewesen, um unsere Räumlichkeiten wieder so frisch herzurichten. Gerade die Terrasse erstrahlt im frischen Glanze. Sehr zu pass kommen uns auch die neuen Sonnensegel, so dass wir jetzt auch noch vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt sind – so kann der Sommer kommen.
Natürlich wissen wir um Corona – unsere Mitglieder verhielten und verhalten sich immer noch vorbildlich. Aber heute musste es eben sein, wir treffen uns auf der Terrasse, alle sind fertig geimpft bzw. wenigstens getestet, so dass wir ohne schlechtes Gewissen zusammensitzen.
Ein Thema für heute ist nicht vorgegeben, es gibt keinen Vortrag wie sonst üblich bei unseren Veranstaltungen, dafür haben sich die Mitglieder viel zu erzählen. Und damit das nicht ganz so trocken wirkt, haben wir heute auch den renommierten Klaviervirtuosen Benedikt ter Braak eingeladen. Er spielt Liedgut von Barock bis Jazz.
Unser Caterer, Herr Hobohm, eröffnet den Nachmittag mit Kaffee & Kuchen. Beides mundet wunderbar, aber insbesondere die vielen – und vor allem kleinen – Teilchen lassen uns die ganze Vielfalt genießen. Mit Erzählen geht die Zeit dahin.
Etwas später wird der Grill angeheizt. Wir sind erwartungsfroh, es gibt leckere Salate, Fleisch, Fisch und Gemüse vom Grill. Wie die Zeit vergeht, einige von uns merken es erst, als es bereits nach Mitternacht ist. Aber: Die Vorfreude auf die nächsten Treffen ist immens.

(Text: Dr. Ralf Tempel, Fotos: Dr. Michael Greeske & Dr. Ralf Tempel)


Corona Pandemie

Das letzte Jahr war für uns alle sehr ungewöhnlich und niemand hätte sich am Anfang solch einen Verlauf vorstellen können. Das gesellschaftliche Leben wurde und es wird weiter stark eingeschränkt bleiben, eine Erholung unserer gesellschaftlichen Situation zeichnet sich erst sehr viel später ab!

Wir sind überwältigt von den vielen Rückmeldungen unserer Mitglieder zur gegenwärtigen Situation und den Verlust unseres gesellschaftlichen Lebens – die Begegnungen untereinander sind durch nichts zu ersetzen. Alle sehnen wieder „richtige“ Veranstaltungen herbei.

Wir, der Vorstand und der Beirat, bitten Sie, bleiben Sie der Societät weiterhin gewogen. Sobald es wieder möglich sein wird, werden wir um rege Teilnahme an unseren Veranstaltungen und Nutzung unserer Räumlichkeiten werben – auch für Ihre privaten Feiern. Dabei können auch kleinere Veranstaltungen durchgeführt werden, bei denen nur Weinlaube, kleiner Saal oder nur der Kaminbereich genutzt werden können.

Aber vor allem: Bleiben Sie gesund!

Ihr

Dr. Ralf Tempel (Vorsitzender)


Kultur- und Studienreise nach Weimar

15.-19. September 2020

Dienstag, 15. September – Anreise nach Weimar

Zeitig fahren wir los, schon um 8:00 Uhr. Die Müdigkeit ist schnell verflogen, als wir zusammenkommen. Rudi, unser Busfahrer, erwartet uns, wir finden einen frisch gebrühten Kaffee nebst frischen, belegten Brötchen vor. So fängt der Tag gut an. Das Wetter meint es ebenfalls sehr gut mit uns – übrigens die ganze Zeit über auf unserer Reise -, so dass eine fröhliche, erwartungsvolle Stimmung aufkommt.

In Weimar erwartet uns zunächst das Hotel Elephant am Marktplatz, nur einen kurzen Spaziergang von Palais und Nationaltheater entfernt. Es gehört zu den geschichtsträchtigsten und renommiertesten Hotels Deutschlands. Nach umfassender Renovierung erstrahlt das Traditionshaus seit Oktober 2018 in neuem Glanz.

Wir treffen uns mit unserer lokalen Führerin am Hotel, von da aus geht es vorbei an Schloss, Musikhochschule Franz Liszt und der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, die wir gleich noch ausführlich besuchen werden bis zum alten Ginkgobaum am Weimarer Fürstenhaus bis hin zum Park an der Ilm mit Sicht auf Goethes Gartenhaus. Hier suchen wir uns ein schattiges Plätzchen und erfahren viel über Goethes Leben: Wie er an das Fürstenhaus kam und wie er eine stattliche Anzahl von Postern und Titeln erwerben konnte. Wir hören von Charlotte von Stein und dem innigen, gesellschaftlichen Verkehr und der Seelenverwandtschaft; aber auch von Goethes abschiedslosen Aufbruch nach Italien, der sie tief verletzte. Wir erfahren über die Begegnung mit Christiane Vulpius, sie zieht sehr schnell in sein Gartenhaus, führt seine Wirtschaft und lebt mit Goethe in „wilder“ Ehe zur Entrüstung der Weimarer Gesellschaft. Es erfolgt die späte Heirat, weil sie mutig Goethes Werke, sein Haus und ihn selbst gegen die Franzosen verteidigt hat.

Ein paar Schritte weiter stoßen wir auf das Goethe-Hafis-Denkmal. Es erinnert an den deutschen Dichter Goethe und den persischen Dichter Hafis aus dem 14. Jahrhundert. Es besteht aus zwei gegenüberstehenden Stuhlskulpturen aus einem Block gearbeiteten Granit. Sie symbolisieren Begegnung und Zusammengehörigkeit von Okzident und Orient und zugleich die Geistesverwandtschaft beider Dichter.

Ein paar Schritte zurück kommen wir wieder zur Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek. Zunächst „Herzogliche Bibliothek“, gegründet von Herzog Wilhelm Ernst. Den Namen von Herzogin Anna Amalia erhielt sie erst 1991, als Anerkennung für die großen Verdienste, die sie mit dem Ausbau der Bibliothek erwarb. Berühmt ist ihr ovaler und über drei Geschosse reichender Rokokosaal. Am Anfang des Jahrtausends wurde mit einem Ausbau zu einem Bibliothekszentrum mit zwei unterirdischen Magazinen für 1,4 Millionen Bücher begonnen. Anfang August 2004 begann man mit dem Umzug der Bücher. Unterdessen kam es am 2. September 2004 zum Brand der Bibliothek. Diese ist mittlerweile wieder vollständig hergerichtet. Es harren aber noch viele sogenannte „Aschebücher“ der sehr aufwändigen Restauration.

Wir kehren von diesem Höhepunkt unserer Reise in den „Elephanten“ zurück. Hier wartet später dann ein vorzügliches Menü auf der Terrasse auf uns – einfach phantastisch.

Mittwoch, 16. September – Eisenach

Ein kräftiges Frühstück wird uns für den Tag wappnen. Es steht ein strammes Programm auf dem Plan. Im Herzen Deutschlands liegt Eisenach. Vielleicht etwas verträumt, aber mit so viel Geschichte und Geschichten. Die erste Station ist Johann Sebastian Bach, 1907 eröffnete die Neue Bachgesellschaft aus Leipzig das Bachhaus Eisenach als erstes Bach-Museum. Es erhielt den Auftrag „alles das zu sammeln und aufzubewahren, was Johann Sebastian Bach und sein Lebenswerk angeht“. Da hatten die Eisenacher aber Glück, denn das ursprüngliche Geburtshaus lag ein paar Meter entfernt. Wir brechen von hier aus auf, die Innenstadt zu erkunden; später werden wir hierher zurückkommen.

Das nächste Ziel ist das Lutherhaus. Luther verbrachte hier die wichtigsten Jahre seiner frühen Jugendzeit an der Lateinschule zu St. Georgen. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich zuerst als Kurrende-Sänger. Später erinnerte er sich gerne an seinen Aufenthalt in seiner „lieben Stadt“.

Wir kommen am letzten, verbliebenen Stadttor, dem Nikolaitor, vorbei. Weiter geht es Richtung Markt, hier fallen sofort ins Auge:

  • der Georgsbrunnen, auch „Gülden-Manns-Brunnen“ von 1549, der im Spätmittelalter zugleich ein Symbol der städtischen Marktgerichtsbarkeit war,
  • das Rathaus von 1508 im Renaissancestil und
  • die Georgenkirche, in der schon Martin Luther in der Zeit der Reformation predigte, wodurch sie zu einem der ältesten protestantischen Gotteshäuser überhaupt wurde.

Ein paar Meter weiter kommen wir noch an einer kleinen Kuriosität vorbei: Das als „Handtuch“ bezeichnete Fachwerkhaus ist eines der schmalsten und kleinsten bewohnten Häuser Deutschlands. Es hat eine Breite von nur 2,05m und eine Grundfläche von 20m².

Nun gelangen wir am Martin-Luther-Gymnasium an. Das Gebäude stammt aus dem 13. Jahrhundert und wurde zu Ehren der Heiligen Elisabeth von Thüringen gebaut. Es diente als Dominikaner-Kloster, wurde aber während der Reformation aufgelöst und ab 1544 als Schule genutzt.

Jetzt kommt die Mittagspause gerade zur rechten Zeit. Wir kehren ein in die altehrwürdige Schänke Augustiner Bräu, es gibt Gulasch bzw. ofenfrischen Schweinsbraten mit Thüringer Klößen und Rotkohl, wirklich köstlich!

So gestärkt begeben wir uns zurück zum Besuch des Bach-Hauses. Wir tauchen ein in das Leben von Bach, wir können nachempfinden, wie er komponierte und auch für seine Kinder auf den vielen Instrumenten spielte. Aber auch wir kommen in den Genuss, Klänge von alten, historischen Instrumenten zu hören – einfach einzigartig.

Nun zum weiteren Höhepunkt: Der Wartburg. Die über 900-jährige weltbekannte Wartburg thront von Weitem sichtbar über der Stadt Eisenach. Der Sage nach soll Ludwig der Springer die Gründung der Wartburg mit den folgenden Worten verkündet haben: „Wart! Berg, du sollst mir eine Burg werden!“ Sie ist nicht nur Burg schlechthin, sondern Zeuge deutscher Geschichte und zählt seit 1999 zum UNESCO-Welterbe. Die Wartburg erzählt von der höfischen Kunst des Mittelalters. Die Heilige Elisabeth lebte und wirkte dort. Martin Luther übersetzte das Neue Testament. Die Stube der Burgvogtei – authentischer Wohn- und Arbeitsraum des Reformators von Mai 1521 bis März des Folgejahres und seit Jahrhunderten Ziel unzähliger „Pilger“ – darf zugleich als Geburtsstätte der Lutherbibel und unserer modernen Geschichte gelten. In nur elf Wochen übersetzte er auf der Wartburg das Neue Testament – und schuf damit nicht nur einen Bestseller, sondern auch die Grundlage der deutschen Schriftsprache. Noch dazu wurde das Fest der Burschenschaften hier abgehalten und Wagner schrieb die romantische Oper „Tannhäuser“. All das verleiht der Wartburg noch heute ihre besondere Anziehungskraft und ihren Reiz, dem wir ebenfalls verfallen.

Geschafft, staunend und glücklich fahren wir zurück nach Weimar. Wir genießen einen weiteren schönen Abend mit Abendessen auf der Terrasse im Hotel Elephant.

Donnerstag, 17. September – Erfurt

Früh fahren wir nach Erfurt mit seinen Brücken und Türme, Brücken sorgen für Verbindung – Türme verschaffen Weit-Sicht. Erfurt bietet von beiden Bauwerken mehr als genug und trägt deshalb den Beinamen „erfordia turrita“ – das türmereiche Erfurt. Er soll ihr von Martin Luther verliehen worden sein.

Unweit der Altstadt verlassen wir den Bus. Schon stehen wir vor der Kaufmannskirche, sie diente einst als Stapelkirche, d.h. hier wurden Waren zwischengelagert. Gleich um die nächste Ecke stehen wir vor dem Haus zum Stockfisch. Der Waidhändler Paul Ziegler ließ auf einem mittelalterlichen Keller ein dem Zeitgeschmack der Spätrenaissance entsprechendes attraktives Wohn- und Geschäftshaus bauen. Stockfische waren im Mittelalter und in der frühen Neuzeit ein begehrtes Fernhandelsgut.

Der Waidhandel prägte das Wirtschaftsleben Thüringens im Mittelalter mit. Damit eng verbunden waren die Entwicklung der Weberei und des Tuchgewerbes, das vielen Menschen Arbeit, Verdienst und Wohlstand bescherte. Bauern in ungefähr 300 Thüringer Dörfern beschäftigten sich mit dem Waidanbau.

Ein paar Schritte weiter stehen wir vor dem Haus Kaisersaal. Hier fand 1808 der Erfurter Fürstenkongress von Kaiser Napoleon I. und Zar Alexander I. statt. Beide Kaiser trafen einander häufig und ließen keine Gelegenheit aus, in der Öffentlichkeit die Herzlichkeit ihrer Beziehung zu demonstrieren. Hierzu dienten auch die prachtvollen Theateraufführungen der Comédie-Française im Kaisersaal. Inhaltlich kamen sie sich allerdings keinen Schritt näher.

Wiederum ein paar Meter weiter stehen wir auf dem Wenigemarkt mit Ägidienkirche. Seinen Namen erhielt der Markt in Abgrenzung zum Domplatz, dem „großen Markt“ Erfurts. Die Ägidienkirche bildet mit ihrem Torbogen den östlichen Zugang zur Krämerbrücke. Wir laufen hindurch und stehen auf der Krämerbrücke.

Die Krämerbrücke weist eine beidseitige, geschlossene Brückenbebauung mit Fachwerkhäusern auf. Sie ist die längste durchgehend mit Häusern bebaute Brücke Europas. Die 79 m lange Gewölbebrücke besteht aus Kalk- und Sandsteinmauerwerk, sie weist sechs Tonnengewölben mit lichten Weiten zwischen 5m und 8m auf. Letztere bestimmen auch die Breite der darüber gebauten Häuser mit den entsprechenden Läden. Also wird hier nur mit „kleinen“ Dingen gehandelt. Ein schönes Beispiel ist Goldhelmschokolade, wo wir auch direkt eine Kostprobe genießen können – eine der Extraklasse!

Wir gehen hinunter zur Gera und schauen von da auf die Brücke. An dieser Stelle erfolgte schon immer die Querung der alten Via Regia über die „wilde Gera“.

In Sichtweite steht die „Studentenburse“ an der Gera, sie diente ab dem Jahr 1418 mittellosen Studenten der alten Universität Erfurt als Unterkunft. Unmittelbar dahinter treffen wir auf die Michaeliskirche. Seit 1392 war sie Universitätskirche der Universität Erfurt. Die Lehrgebäude der Universität lagen ihr direkt gegenüber, darunter später das Collegium Maius.

Nun haben wir das Gasthaus „Zum Güldenen Rade“ erreicht, eine Pause tut not. Es gibt Köstritzer Schweinekammbraten in Schwarzbier-Sahne-Sauce oder Sauerbraten mit Apfelrotkohl, beides mit Thüringer Kloß und wiederum sehr köstlich.

In unmittelbarer Nähe stoßen wir auf einen weiteren Augenschmeichler, dem Fischmarkt. Hier stehen solch imposante Bauwerke, wie das neugotische Rathaus sowie bedeutende Bürgerhäuser von reichen Waidhändlern. Diese verleihen dem Platz einen besonderen Reiz, so wie das Haus „Zum roten Ochsen“ mit dem Figurenfries über dem Erdgeschoss, welches die Wochentage und die griechischen Musen darstellt. Wesentlich bescheidener ist das Haus „Zur güldenen Krone“, in dem die Posthalterei untergebracht war. An der Nordseite des Fischmarktes fällt die prächtige Renaissancefassade des Hauses „Zum breiten Herd“ auf.

Wir halten kurz an der Predigerkirche, welche wir ebenfalls besichtigen.

Unmittelbar darauf werden wir auf eine urmenschliche Eigenschaft hingewiesen. Wir sehen auf Knetsch-Ecken, aus dem Mittelalter stammenden, rechts und links der Eingangstür befindliche, hockerähnliche Sitze mit einer bequemen Anlehnungsmöglichkeit. Dort trafen sich die Frauen und (oder Männer) nach getaner Arbeit und „knetschten“ miteinander, tauschten Neuigkeiten aus oder tratschten über gemeinsame Bekannte.

Eine Ecke weiter stoßen wir auf weitere Waidhäuser, leicht zu erkennen an den hohen Dachaufbauten mit großzügiger Anzahl von Luken, die der Belüftung der doch stark riechenden Waid dienten.

Und schon stehen wir vor dem Wahrzeichen Nr. 1: Das imposante Ensemble von Marien-Dom und St. Severi Kirche am Domplatz, beides katholische Kirchen. Wir besuchen den Dom und nehmen uns Zeit. Ein wirklich beeindruckendes Bauwerk. Wir haben nun einen umfassenden Eindruck von Erfurt erhalten.

Auf halbem Wege zurück nach Weimar machen wir Pause am Napoleonstein, wo sich 1808 Napoleon I. und Alexander I. voneinander verabschiedeten. Wir genießen die „Kalte Schnauze“ die unser liebes Mitglied, Frau Marlies Greeske, mitgebracht hat.

Am späten Abend haben wir noch einen besonderen Höhepunkt: Das Kammerkonzert „Barocker Trompetenzauber“ im Foyer des Deutschen Nationaltheaters in Weimar. Es ist besonders, da auf historischen Instrumenten gespielt wird, es ist aber auch deshalb ein besonderes Konzert, da die Künstler seit Beginn der Pandemie nun ihr erstes Konzert geben – alles sehr bewegend.

Zum Abschluss des Abends bekommen wir im Hotel Elephant ein spätes Abendessen mit Suppe, Kanapees und Blechkuchen. So lassen wir den Tag Revue passieren.

Freitag, 18. September – Weimar (II)

Wieder starten wir früh, dieses Mal zu unserem zweiten Stadtrundgang in Weimar. Auch heute beschränken wir uns auf einige, wenige Höhepunkte. Bevor wir zum ersten kommen schauen wir schnell noch an Goethes (Frauenplan) und Schillers (Schillerstraße) Wohnhaus vorbei um kurz danach vor dem Nationaltheater halt zu machen. Goethe machte das Weimarer Theater berühmt, später wurde es dort auch politisch: Die Weimarer Republik wurde hier aus der Taufe gehoben – als Hort der deutschen Klassiker, kein Ort in Deutschland schien humanistisch gesehen unverdächtiger – aber auch die Nazis erkannten die Symbolkraft von Weimar.

Gegenüber steht das barocke Stadtpalais und der langjährige Witwensitz von Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach. Hier fanden ihre berühmten Abendgesellschaften im Tafelrundenzimmers statt. Das ehemalige Wohnzimmer, der Grüne Salon, gehört zu den authentischsten Räumen, die die Wohnkultur um 1800 widerspiegeln. Sehenswert auch der Festsaal mit seinem Deckengemälde, hier fanden auch ab 1833 Sitzungen des Landtages statt.

Danach begeben wir uns zu der spätgotischen Stadtkirche Sankt Peter & Paul und der ebenso alten Bebauung am Herderplatz. Der Platz lädt herrlich zum Verweilen ein, was wir auch ausgiebig und genüsslich tun.

Nachher laufen wir in Richtung des bauhaus museums, u.a queren wir den „Graben“, einer Gegend, wo Handwerker entlang der alten Stadtmauer ihre Häuschen mit Arbeitsstätte und darüber liegendem Wohnraum hatten.

Das bauhaus museum wurde anlässlich des bauhaus Jubiläums im September 2019 eröffnet. Ein Rundgang gibt Einblicke in die verschiedenen Phasen des Aufbruchs in die Moderne. Wir bekommen einen Eindruck davon, dass das bauhaus weit mehr war als nur ein Architekturstil von solch Größen wie Mies van der Rohe und Walter Gropius. Von Keramik über Möbel, Leuchten, Textilien bis hin zu Werken der bildenden Kunst – es war eine bunte Mischung – ein Wohnkonzept. Viele der hier erdachten Dinge wurde auch produziert, sowohl für eine kleine Schicht mit edlen Materialien aber auch für die breite Masse, bei der Wert auf Bezahlbarkeit gelegt wurde. Alles Wirken diente der Veränderung, Verbesserung und Gestaltung der Gesellschaft.

Nach draußen gelangen wir über die Himmelsleiter, die uns nach unten führt. Beeindruckt laufen wir Richtung Elephanten. Für manche gibt es noch einen Zwischenstopp auf der Schillerstraße in einem Eiscafé.

Dann heißt es sich zurecht zu machen für das Abschluss Gala-Dinner im Hotel Elephant. Es ist der letzte Abend und wir sind alle überrascht, wie schnell die Zeit vergangen ist. Es gibt noch viel und lange zu erzählen.

Samstag, 19. September – Heimreise & Point Alpha

Nach dem Frühstück geht’s nun zurück, aber nicht ohne einen Schlenker.

Das letzte Ziel ist Point Alpha, der Punkt, an dem sich NATO und Warschauer Pakt in Zeiten des Kalten Krieges am dichtesten gegenüberstanden – auch bekannt unter dem Namen „Fulda Gap“. Im normalen Dienstbetrieb hatten die Amerikaner hier rund 40 Soldaten jeweils für vier Wochen im Camp stationiert, in der Anfangszeit durchaus nur in Zelten. Gegenüber standen die Grenztruppen der DDR, beide durchaus auf Augenhöhe (in den beiden Beobachtungstürmen) und nur 50m entfernt. Dieses Bild erinnert unbedingt an den Anfang unserer Reise: Das Goethe-Hafis-Denkmal (Zwei sich gegenüberstehende Stühle) in Weimar. Nur Kommunikation kann unterschiedliche Positionen überwinden und etwas Neues entstehen lassen. So schließt sich wieder einmal ein Kreis. Und wir dürfen mittlerweile 30 Jahre Wiedervereinigung begehen!

Wir sehen uns die Grenzbefestigung auf dem ehemaligen „Todesstreifen“ an. Heute ist es das „Grüne Band“ mit der über Jahrzehnte unberührten Flora und Fauna. Dazu kam eine unglaubliche Kombination von einmaliger Berglage, ungestörten Waldbereichen und offen gehaltenen Landschaften.

Im Detail sehen wir uns zunächst im US-Camp um, wir nehmen den Geruch des Kiefernwaldes auf und gehen dann wenige 100m zum blauen „Haus auf der Grenze“ mit seinen Details zur Entwicklung des Grenzregimes der DDR und dem Leben der Bevölkerung an und mit der Grenze.

Wirklich zum Schluss versammeln wir uns am Bus und genießen ein letztes Mal Rudis leckeres 3-Gänge-Menü. Über sechs Jahre Zusammenarbeit mit dem Unternehmen „Weltenbummler“ geht zu Ende. Uns stehen alle die Tränen in den Augen.

Eine erlebnisreiche Fahrt endet wieder an der Societät. Die gewonnen Eindrücke werden wir nicht vergessen.

(Text Dr. Ralf Tempel und Fotos: Klaus Hobohm, Dr. Michael Greeske & Dr. Ralf Tempel)


Kunst im öffentlichen Raum - Duisburger U-Bahnhöfe

Rundgang mit Frau Dr. Katharina Lepper

19. August 2020

Wir haben uns für unser Vorhaben wirklich einen schönen Tag ausgesucht, sonnig und nicht zu warm, so dass die Begeisterung an diesem Unternehmen jedem Teilnehmer beim Treffen schon im Gesicht geschrieben steht. Wir sammeln uns vor dem Zoo, gehen gemeinsam zur zugehörigen, nunmehr provisorischen, Straßenbahnhaltestelle und fahren bis zur Station „Rathaus“.

Dieser wird von uns Duisburgern eher selten genutzt. Gleich als erstes weist Frau Dr. Lepper darauf hin, dass alle unsere U-Bahnhöfe nicht nur die eigentlichen Bahnsteige, sondern auch die Zugänge dazu, Kunstwerke darstellen. Davon können wir uns sogleich überzeugen, indem wir den ganzen Bahnsteig durchmessen zu dem ersten Zugang, direkt an der Königstraße, um dann zurück über den Bahnsteig zum Ausgang am Rathaus zu gelangen. Zwischendurch erzählt uns Dr. Lepper, wie es zu dieser – in Deutschland eher unüblichen – künstlerischen Gestaltung kam.

Wir steigen aus und Dr. Lepper erklärt, dass die heutigen Sichtachsen nicht unbedingt mit den alten Straßenverläufen zu tun haben. In den 60er Jahren hatte man die Vision der vernetzten Städte entwickelt, beispielsweise schlug man Schneisen für Autobahnen, um die Ruhrstädte auf kürzestem Wege miteinander zu verbinden. Duisburg diskutierte über eine U-Bahn, schließlich wollte man auch hier ein Weltstadt-Gefühl aufkommen lassen. Den oben gewonnen Platz kann man für eine Promenade nutzen. Eine Planung dafür gab es 1970 immer noch nicht, dafür mussten noch 6…7 Jahre ins Land gehen.

1980 beschloss die Stadt, dass Künstler die Gestaltung der neuen Bahnhöfe übernehmen sollen – in enger Zusammenarbeit mit den beauftragten Architekten. Grundsätzlich sollten sich beide Seiten auf Formen, Farben und Material einigen. Jeder Künstler war dann frei in der künstlerischen Realisierung „seines“ Bahnhofs.

Hier am Rathaus haben sich der Architektur Helmut Kohl und der Künstler Prof. Manfred Vogel verewigt, in weitgehend in den Farben gelb und blau gehaltenen emaillierten Blechen, aufgelockert hin und wieder mit einem roten Tupfer, alles drei Primärfarben. Als Motive erkennt man die Silhouette der Stadt, aber ebenfalls andere, bekannte Kunstwerke, die scheinbar richtiggehend karikierend ausgeführt (wie z.B. zu W. Lehmbruck) sind.

Von hier laufen wir durch den ältesten Teil der Altstadt zum Bahnhof „Steinsche Gasse“. Architektur und Wandgestaltung stammen von Walter Volkmann. Wir erkennen viele kleinformatige, quadratische Keramikkacheln in Weiß, in verschiedenen Grau-, Grün-, Braun- und Blautönen, zusammengestellt wiederum zu größeren Quadraten mit kleinen Diagonalen zum Aufbrechen der strengen Struktur. Nach unten zu werden die Farben dunkler; Grün steht für Vegetation, Hellblau für den Himmel. Schmale, weiße Metallpaneele, an denen farbige Streifen abgesetzt und Langfeldleuchten integriert sind, zieren die Wände. Die Kleinteiligkeit hier stellt die Vielgliedrigkeit des darüber befindlichen Geschäfts- und Wohnviertels dar.

Wir steigen schließlich in die nächste U-Bahn und fahren eine Station weiter bis zum „König-Heinrich-Platz“, sicherlich der künstlerische Höhepunkt der U-Bahnstationen. Architekt Klaus Ulrich Zigan und die Künstler Isa Genzken und Prof. Gerhard Richter gestalteten diese Station, die doppelstöckig ausgeführt wurde. Hier finden wir abstrakt und modern gestaltete, farbige Emaille auf Edelstahlplatten und Spiegelglas, typisch für Richter. Im untersten Stock ebenfalls farbige Emaille und Edelstahl. Hier aber so ausgeführt, dass weitgestreckte ellipsoide und kreisförmige Strukturen hervortreten, sicherlich eher Isa Genzken zuzuordnen. Auch die Zugänge sind besonders: Von Westen kommend empfängt uns ein abstraktes Emaille-Bild von Gerhard Richter, von Osten kommend erkennen wir die geschriebene historische Stadtgeschichte Duisburgs.

Wieder steigen wir in eine Bahn und fahren eine sehr lange Station unter der Ruhr und Teile des Hafens bis „Auf dem Damm“. Architekten waren Kornelia Raberg und Heinrich Jochems, als Künstler fungierte Prof. Eberhard Bosslet. Wir sehen geometrische Strukturen, den Techniker an Kühlkörper erinnernd, in Wahrheit kommunizierende Verbindungen, die ein Kommen und Gehen darstellen (sollen).

Eine Station weiter gelangen wir zum „Meiderich Bahnhof“. Architekt war Jörg Husarek, Künstler war Tomas Riehle. An den Wänden des Bahnsteigs finden wir großformatige S/W-Fotos von 16 Rheinbrücken. Bei der Deckenkonstruktion herrschen Edelstahl und Aluminium vor, die Wände sind ebenfalls mit Edelstahl verkleidet. Der Boden ist in Blau gehalten und soll den Fluss und sein Fließen wiedergeben, Meiderich ist schließlich von mehreren Flüssen umgeben.

Und schon geht’s zurück. Ausklingen lassen wir das Ereignis in der Duisburger Lindenwirtin. Hier bekennen auch einige Mitglieder, dass sie die U-Bahn so noch nicht gesehen hätten. Wir sehen die Kunst als begehbaren Raum – Einzigartig! Und: Es ist schade, dass es Duisburgs Marketing nicht versteht, mit diesem unglaublichen „Pfund“ in aller Öffentlichkeit zu wuchern. Wir genießen sichtlich diesen interessanten Nachmittag.

(Text: Dr. Ralf Tempel, Fotos: Christoph Koßlowski)