Pakistan unter Spannung, außen wie innen?

Vortrag von Herrn Priv.-Doz. Dr. Jochen Hippler, Duisburg

SOCIETÄT DUISBURG e.V., 14. Juli 2023

Einen spannenden Abend verspricht die vorliegende Einladung. Herr Dr. Hippler, ein besonderer Kenner Pakistans – hat eine Zeitlang dort gelebt und gearbeitet, wird uns aufklären. Es geht um eine Weltgegend, die von sowohl offen als auch verdeckt ausgetragenen Konflikten nur so strotzt: Pakistan. Es wird von chronischer Instabilität geplagt mit starken, ethnisch-religiösen Unruhen.
Nach außen sichtbar ist der „ewige“ Streit mit seinem Nachbarn Indien (beides seit den 90er Jahren Atommächte) um die Region Kaschmir, einem Hochgebirgsraum des vorderen Himalayas, man überzieht sich gegenseitig mit Androhungen von Krieg, lässt aber auch gern verdeckt Untergrundkämpfer rekrutieren und vor Ort agieren. Dann gibt es auch noch die lange Grenze zu Afghanistan mit den Verstecken und die Unterstützung für Taliban-Kämpfer auf der einen und der Kooperation mit den Amerikanern auf der anderen Seite. Und als wäre das nicht genug, gibt es immer wieder große Naturkatastrophen, wie im letzten Sommer der außergewöhnlich starke Monsunregen mit großflächigen Überschwemmungen im Süden.
Wer jetzt denkt, es wird eine „normale“ Abendveranstaltung mit Essen und Vortrag im Großen Saal, sieht sich getäuscht, angenehm enttäuscht. Der Vorsitzende bittet zum Cocktail-Empfang nach draußen auf die Terrasse unter den großen Sonnensegeln. Es ist herrliches Sommerwetter und warum sollten wir nicht das Essen und den Vortrag im Freien genießen?
Unser Gastronom, Herr Klaus Hobohm, hat sich des Themas umfassend angenommen: Er serviert am Tisch, allerdings wie es im mittleren Osten Brauch ist: Es gibt fast alles gleichzeitig in kleinen Schalen präsentiert. Jeder kann nehmen nach was und wie viel es ihm gelüstet. Und es ist orientalisch abgeschmeckt! Allein die Vorspeisen lassen die Zunge nur so schnalzen: Mezze, Orientalischer Linsensalat, Honigkarotten arabisch, Falafel, Hühnerpfännchen an Minz-Joghurt, Auberginen-Curry, Meerrettich-Lachs und ofenfrische Pita. Viele sind hier bereits überwältigt, aber mit den Hauptgerichten setzt Herr Hobohm noch einen drauf: Hähnchen Tandoori mit glasierten Balsamico-Zwiebeln & Reis und Saibling mit mild-saurem Linsengemüse & Schmörkes. Ein Gedicht!
Dazu gibt es entsprechende „Musikalische Liturgien aus dem pakistanischen Punjab“, große Sonnensegel halten die drückende Sonne ab, wir schauen zwischendurch auf das umgebende Grün und fühlen uns in Ort und Zeit versetzt.
Aber irgendwann wird es Zeit für den zweiten Teil des Abends. Es wird aber kein Vortrag, es ist eher eine Erzählung. Und wieder werden wir in Raum und Zeit versetzt. Herrn Dr. Jochen Hipplers Darlegungen beziehen sich auf die Frage, warum ist Pakistan politisch so instabil und wie sieht es dort mit der Religion / dem Islam aus?
Ja, es gibt Islamismus und auch Terrorismus und ja, es gibt verschiedene politisch und kulturell-religiöse Faktoren für die Instabilität in Pakistan. Ausgangspunkt war im August 1947 das Ende der britischen Kolonialherrschaft und die Teilung des indischen Subkontinents in die unabhängigen Staaten Indien und West- und Ost-Pakistan (später Pakistan und Bangladesch). Während Indien hauptsächlich Hindus beheimatete, war Pakistan nun die Heimat der Muslime.
Wie es überhaupt zu einer Eskalation zwischen zwei Religionsgruppen kommen konnte, hing mit der britischen Wahrnehmung der südasiatischen Gesellschaften zusammen. Die Kolonialbürokratie hatte sie auf Religionsgruppen reduziert. Unter Hindus verstanden die Briten alle, die nicht Christ, Jude, Buddhist oder Muslim waren. So entstand allmählich ein mehr oder weniger homogener „Hinduismus“ in Indien. In Pakistan fand sich dann der Rest. Doch es gab keinen Islamismus in reiner Ausprägung. Es gab nun einen säkularen Staat für Muslime, aber ohne geeinten Glauben. Pakistani haben eher ein seltsames Verhältnis zum Islam, welcher hier ein unislamisches, lokales Gebilde ist. Heilige stehen im Mittelpunkt, sie legen ein gutes Wort bei Gott ein, helfen in jeder Notsituation, lösen alle Probleme auch mit nicht-islamischer Handhabung. Das ist der Kern der weit verbreiteten Volksfrömmigkeit. Der Islamismus kam mit Sufi-ideologischer Offenheit. Es gibt keine Mullahs (Richter) sondern die Sufi-Kultur, die besteht in Sozialarbeit, Medizin, Psychotherapie und v.a.m. Es ist der Ursprung des Islam in Pakistan.
Es entstand ein säkular, nicht unbedingt demokratisch, geführtes Land. Bis 1970 gab es keine Wahlen, dafür ständige Regierungswechsel und manchmal putschte die Armee. Die bestehenden Parteien waren eher ein Club einer Familie, alle sind miteinander verknüpft und in der Regel Großgrundbesitzer. Bei den Generälen ist die ideologische Ausrichtung von weltlich bis geistlich, ganz wie die Situation es erfordert. Korruption blüht unter allen Regierungen, jeder kann danach auch dieser angeklagt und inhaftiert werden. Keine günstige Voraussetzung für Stabilität, weder für Gesellschaft noch Wirtschaft. Diese Polarisierung besteht bis heute fort, es ermöglicht auch dem Militär, immer wieder einzugreifen. Allerdings wollen die Militärs auch nicht ewig herrschen, denn dann könnten die gesellschaftlichen, sozialen und wirtschaftlichen Probleme ja ihnen angelastet werden. Das will niemand!
Aber der globale Islam ist auch in Pakistan auf dem Vormarsch, kommend aus der Armut in Verbindung mit Korruption. Herr Hippler beschreibt eine Situation: Eine Straße wird gesperrt von jungen Menschen, die die Einführung der Scharia fordern. Auf die Entgegnung von ihm, sie hätten doch schon ein Rechtssystem, wozu noch ein zusätzliches und in Teilen grausameres dazu stellen? Die jungen Menschen antworten, was nützt das vorhandene Gesetz, wenn man sich mit einem Grundbesitzer oder Verwandten eines Regierungsmitgliedes streitet und in keinem Fall Recht bekommt? Dann lieber ein schlechtes Gesetz, vor dem alle gleich sind – das bietet die Scharia!
Ein Exkurs durch die aktuelle Lage der Gesellschaft in Pakistan mit unheimlich tiefen Eindrücken in die Befindlichkeiten der Moslem, die doch ganz anders sind als die in den weiter westlich gelegenen Gottesstaaten
Wir nehmen es Herrn Hippler ab, dass er auch gut und gern acht Stunden so weitererzählen könne, deshalb brechen wir hier ab und bedanken uns überschwänglich. Die Fragen, die jetzt noch kommen, werden genauso ruhig und detailliert beantwortet, wie zuvor.

(Text: Dr. Ralf Tempel und Fotos: Dr. Michael Greeske, Jutta Schwarz & Dr. Ralf Tempel)


Krieg in der Ukraine - Eskalation des neuen kalten Krieges?

Vortrag von Herrn Johannes Pflug

SOCIETÄT DUISBURG e.V., 27. April 2023 in der Freimaurerloge Duisburg

Heute sind wir zu Gast bei einem Verein mit einer fast genauso lang zurück reichenden Geschichte wie die der Societät: Der Freimaurerloge Duisburg.
Wir betreten einen großzügig bemessenen Empfangsraum, wie alle zugänglichen Räume hell und licht eingerichtet, und werden hier herzlich begrüßt. Der Empfang gerät fast familiär, die Societät-Mitglieder kennen sich schließlich gut. Heute sind auch einige dabei, die sonst eher weniger häufig den Veranstaltungen beiwohnen, aber schließlich hat man nicht alle Tage die Gelegenheit, einen Blick in die inneren Räumlichkeiten der Freimaurer zu werfen. Die Logistik für Hausherrn, Veranstalter und Gastronomen waren herausfordernd, wir können nun feststellen: Der Aufwand hat sich gelohnt!
Nach dem Empfang gehen wir hinüber zum Veranstaltungsraum und nehmen Platz. Die eigentliche Veranstaltung kann beginnen, zunächst die Ansprache des Vorsitzenden, dann das Essen und schließlich der Vortrag.
Dr. Ralf Tempel bedankt sich beim Hausherrn, diese Veranstaltung hier ermöglicht zu haben. Insbesondere werden die Gäste aus den Reihen der Loge begrüßt. Besonderer Dank geht an alle, die diese Veranstaltung ermöglicht haben.
Societät und Loge sind beides „alte“ Vereine mit einer langen Geschichte mit vielen Gemeinsamkeiten und einigen Unterschieden. Für die Gemeinsamkeiten spricht sicher, dass es zu allen Zeiten Menschen gegeben hat, die Mitglied in beiden Vereinen waren.
Sehr dankbar sind wir, dass Herr Johannes Pflug uns wieder als Vortragender zur Verfügung steht mit einem Thema, das sich nahtlos an den Vortrag aus dem Vorjahr, mit dem Beginn von Putins Krieg in der Ukraine, anschließt: Befinden wir uns jetzt bereits in einem neuen, kalten Krieg?
Aber natürlich gibt es heute nicht nur etwas für den Magen und den Kopf, auch an die Seele wurde gedacht: Wir konnten den Pianisten und Komponisten – Herrn Benedikt ter Braak – gewinnen, uns am Flügel Proben seines Könnens zu präsentieren.
Die Tische sind gedeckt, Herr Klaus Hobohm und sein Team haben wieder gezaubert, wir sind begeistert von seinen lukullischen Köstlichkeiten. Ausführlich ergeben wir uns den dargebotenen Speisen und Getränken.
Als der Geräuschpegel steigt ist der Punkt gekommen, den heutigen Vortragenden, Herrn Johannes Pflug, durch den Vorsitzenden ordentlich vorzustellen. Er steht uns nunmehr zum sechsten Mal mit seinem umfangreichen, politischen Wissen zur Verfügung.
Der Titel des Vortrags wurde leicht erweitert und lautet nun: „Das Ende der europäischen Nachkriegsordnung und die Konfrontation der Supermächte“, und erweitert die ursprüngliche Themenwahl.
Herr Pflug beginnt mit der Nachkriegsordnung, während in Europa im Ergebnis der Potsdamer Konferenz Deutschland unter den Machtblöcken aufgeteilt wurde, besetzte die USA Japan und teilte mit der UdSSR die Halbinsel Korea (Südkorea als territorialer Flugzeugträger).
Damit begann auch der kalte Krieg, die USA begriffen sich auch als Weltmacht mit globalen Interessen; sie stehen in Asien vor der chinesischen und sowjetischen Haustür und betonen ihren Beistand für alle freien Völker, die sich der angestrebten Unterwerfung durch bewaffnete Minderheiten oder durch äußeren Druck widersetzen.
In Europa gibt es eine Vertiefung und Erweiterung des Europäischen Integrationsprozesses, aufgezeigt wird der Weg von den Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl bis hin zur Osterweiterung. Während es in Europa ein Gleichgewicht des Schreckens gibt, sind es in Afrika und Asien Stellvertreterkriege. Ab den 90er Jahren kommt es zu vielen Post-sowjetischen Kriegen, Ziel (spätestens ab der Regentschaft Putins) ist die Wiederherstellung des sowjetischen Einflussbereiches, d.h. „Rückgewinnung“ der ehemaligen Sowjetrepubliken.
In Europa denkt man weiter in der Kategorie „Wandel durch Handel“, was insbesondere sehr der deutschen Wirtschaft entgegenkommt und wir wissen es heute: Eine trügerische Sicherheit! Autoritäre Strukturen bilden sich wieder heraus, dazu passt der Rückzug der USA und der Aufstieg Chinas als globale Ordnungsmacht – damit gibt es nur noch zwei globale Supermächte. Beide sind nicht nur wirtschaftlich und militärisch (USA immer noch deutlich stärker) auf einer Augenhöhe, sondern sie sind auch globale Ordnungsmächte in ihren Einfluss Sphären. Dieses neue Machtverhältnis spiegelt sich auch im Ukraine Krieg. China wird hier die Vermittlerrolle zugetraut. Russland wird zum kleinen Bruder Chinas, fällt damit auf einen Zustand nach dem Zerfall der Sowjetunion zurück.
Dort beeinflussen sie die Wirtschaft, die Handelsbeziehungen, die Währungsstabilität, die innere und äußere Sicherheit der zur Einfluss Sphäre gehörenden Staaten, Qualität und Ausmaß der Digitalisierung, Gesetze, Ordnungssysteme und Regeln.
Welch ein „globaler“ Streifzug durch die Politik in den letzten 70 Jahren!
Heute ist es uns wieder gelungen, Kunst, Kultur, Politik und Gastronomie unter einen Hut zu bringen, sehr zur Freude aller Anwesenden.

(Text: Dr. Ralf Tempel und Fotos: Dr. Michael Greeske & Dr. Ralf Tempel)


Der Frühling ist da!

„Der Frühling ist da!“ – Ein Abend mit Liedern und Gedichten

SOCIETÄT DUISBURG e.V., 31. März 2023

Voller Sehnsucht warten wir auf den Frühling, und das schon seit mehr als zwei Monaten. Ende Januar waren wir schon mal soweit, dass wir glaubten, nun kommt der Lenz – seitdem aber blieb es frisch und oft auch noch nass dazu!
Genug davon, nun feiern wir den Frühling; Kein Vortrag heute, einfach zusammensitzen und die Gedanken nur so fliegen lassen. Auch animieren uns dazu die österlich geschmückten Räume (Dank an unsere Mitglieder Frau Marlies Greeske und Frau Jutta Schwarz). Dazu ein guter Tropfen und ein guter Happen. Für letzteres sorgt unser Gastronom Klaus Hobohm mit seinem Team. Was wollen wir mehr?
Aber natürlich können wir noch mehr. Drei unserer Mitglieder (Frau Margret Schultz, Frau Jutta Schwarz und Frau Loni Kreuder) verstärken die frühlingshafte Stimmung mit Gedichten über den Lenz, andächtig lauschen wir anderen den Stimmen.
Zusätzlich hat unser Veranstaltungswart, Frau Katharina Tempel, die noch zwei Künstler der Extraklasse eingeladen und das Programm drumherum gestaltet hat: Herrn Benedikt ter Braak und Frau Juliane Laghanke. Ersterer verzaubert uns mit seiner Spielweise an unserem doch schon betagten Klavier, letztere begeistert mit ihrer glockenhellen, melodischen Stimme. Welch ein Traum! Sind es zunächst die deutschen Volkslieder, die wir alle kennen und nach Möglichkeit auch mitsingen (einmal sogar als Kanon!), wird es später mehr internationale Lieder – allesamt dem Thema Frühling (und der damit einhergehende Sonne) gewidmet.
Ein wunderschöner Abend!

(Text: Dr. Ralf Tempel und Fotos: Dr. Michael Greeske)


Was ihr wollt

Ein Abend mit den Herren Michael Steindl und Kai Bettermann, Theater Duisburg

SOCIETÄT DUISBURG e.V., 3. Februar 2023

Das Zitat von William Shakespeare passt perfekt zu diesem Abend. Wir wollen einen informativen und interessanten Abend erleben, bei einem guten Tropfen und einem hervorragenden Essen. Und so soll es auch kommen!
Der Vorsitzende eröffnet den Abend, er begrüßt alle Anwesenden und bedauert gleichzeitig sehr, dass der Veranstaltungswart, Frau Katharina Tempel, seit nun fast neun Jahren eine Veranstaltung – krankheitsbedingt – nicht selbst wahrnehmen kann. Dabei hat sie sich gerade auf diesen Abend sehr gefreut. Nun werden noch unsere beiden Vortragenden vorgestellt – was nicht nötig wäre, da allseits bekannt – Herr Michael Steindl wird uns unser Duisburger Schauspielhaus mit seinen Bühnenplänen vorstellen und was so alles für die diesjährige Saison auf dem Plan steht … und er bringt „Verstärkung“ mit: Herrn Kai Bettermann, den so geschätzten Schauspieler und Barden unseres Hauses. Wir sind schon ganz gespannt.
Unser Gastronom, Herr Klaus Hobohm, und sein Team haben sich wieder großartig ins Zeug gelegt. Ein großes Thema heute ist Fisch, dieses spiegelt sich sowohl bei den vielen köstliche Vorspeisen als auch beim Hauptgang wider. Hier sensationell: Skrei, der norwegische Winterkabeljau, an Rahmwirsing und Kartoffelstampf – einfach ein Gedicht. Der kulinarische Teil des Abends hat schon mal sehr gepasst!
Die beiden Künstler werden vom Vorsitzenden ordentlich vorgestellt, erst der Intendant Schauspiel, der aber so viel mehr ist, nämlich auch Regisseur, Autor, Dramaturg, Beleuchter, Tonmeister und, und, und … Dann der singende Schauspieler, der während der Pandemie „Fenstersingen“ veranstaltete und letztes Jahr auf die Walz ging (oder genauer: er fuhr mit dem Rad). Zwei beeindruckende Charaktere.
Herr Steindl legt auch schon los mit „Was ihr wollt“. Shakespeares Theater unterscheidet sich vom heutigen. Das Globe war eher ein kleiner Raum mit einem Balkon, die Vorstellung fing um 2 Uhr am Nachmittag an und dauerte zwei Stunden maximal. Es gab auch Gemeinsamkeiten, beide haben mit der Pandemie zu tun, wir mit Corona und er damals mit der Pest – also schwierige Zeiten für alle.
Theater machen bedeutet fahrendes Volk zu sein, sich ständig zu verändern und neu zu erfinden. Er erlebt das schon in der Kindheit, sechsmal ist er umgezogen. Der Besuch der Theaterakademie Spielstatt Ulm war prägend, nicht nur um die Sprache, sondern den ganzen Körper zu beherrschen und sich expressiv auszudrücken.
Das ist das Zeichen für Herrn Bettermann, Frank Sinatras „I get no kick from champagne“ zu singen und er nimmt im wahrsten Sinne den Ball, ach nein, drei Bälle parallel dazu auf und jongliert diese unter riesigen Applaus!
Der Ball geht zurück an Herrn Steindl. Er schildert seinen Beginn am Stadttheater. Er hat eine Empfehlung für die Besetzung der freien Stelle als künstlerischer Leiter des Schauspiels. Zunächst ist er nicht überzeugt, ein Theater ohne eigenes Ensemble! Also nur Produktionen einkaufen, nicht selber aufbauen, gestalten, formen? Man kann ja mal zum Vorstellungsgespräch – natürlich unverbindlich – gehen. Ihm gegenüber sitzt der uns allen bekannte Rolf-Rüdiger Arnold, das Gespräch läuft sehr locker, man schwimmt auf der gleichen Welle. Dann wird gleich noch eine Begehung nachgeschoben. Er läuft durch endlose Gänge, ersteigt Treppen, um sich dann in einen großen Raum, sichtlich unaufgeräumt, eine Rumpelkammer, wiederzufinden. Ein idealer Ort, um ein Theater zu etablieren, heute bekannt als Foyer III. Herr Steindl nennt es „Spieltrieb – Jugendclub“. Seit 2005 haben ca. 800 Vorstellungen stattgefunden, von den insgesamt 250 „Spieltrieblern“ (Jungen Menschen zwischen 16 und 23 Jahren) haben etwa 40 im Theater ihre Heimat gefunden. Wirklich eine Erfolgsgeschichte.
Und so kommen wir fast unbemerkt zu einem Sänger, der auch sehr gern schauspielerte, Freddy Mercury. Und schon ist die Reihe an Kai Bettermann, er schrieb 2001 ein Musiktheaterstück „Being Freddy Mercury“, welches im Juni dieses Jahres zum 25. Mal aufgeführt werden wird. Er trägt „Bohemian Rhapsody“ a cappella vor. Welche Macht der Stimme und der Körperbewegung! Und erzählt noch einiges aus dem Leben. Anschließend präsentiert er „Nathalie“ von Gilbert Becaud. Alle sind hingerissen von der Vorstellung.
Wieder geht der Ball zurück an Herrn Steindl. Er wirbt für das Theater, jetzt insbesondere für die bevorstehenden 44. Duisburger Akzente. Er kommt zurück zum Anfang, wie eine Naturgewalt – hier die Pandemie – den Spielbetrieb, den Glauben der Zuschauer an das Stattfinden der Veranstaltung und nicht das Verschieben auf einen späteren Termin oder gar einer Absage. Dieses Vertrauen wieder herzustellen ist eine der zentralen Aufgaben heute.
Kai Bettermann schließt ab mit „The wonder of you“ von Elvis Presley. Wir haben Gänsehaut, Wieder überzeugt uns sein Gesang und seine Körperbewegung, jetzt setzt er aber dem Ganzen noch die Krone auf, er wirbelt um die eigene Körperachse, selbst Kasatschok und Breakdance Elemente halten Einzug.
Wir sind begeistert! So ein Duo hatten wir noch nie. Ein Abend, den wir nicht vergessen werden!

(Text: Dr. Ralf Tempel und Fotos: Dr. Michael Greeske)