„Lets work“ - Liederabend

„Lets work“ – Liederabend

Theater Duisburg – Foyer III, 3. März 2022

Heute haben wir einen Außentermin. Auf dem Weg dahin sind wir nun einige von 4.000 Demonstranten, die sich auf dem Opernplatz versammeln, um ein starkes Zeichen gegen Putins Krieg in der Ukraine und für ein friedliches Europa zu setzen.

Der Besuch des Liederabends erfolgte auf Empfehlung des Intendanten, Herrn Michael Steindl. Dieser sind wir sehr gern nachgekommen, um uns ein durchweg stark gesungenes und gespieltes Theaterstück zum Thema Arbeit – und im Besonderen zum Struktur- und Lebenswandel im Ruhrpott – mit zu erleben. Aber bevor es soweit ist, hat jeder von uns auch noch eine Hochleistung zu erbringen: Der Aufstieg zum Foyer III.

Da sind wir nicht die Einzigen, die Akteure des Abends laufen zur Höchstleistung auf. Es wird nicht nur ohne Pause gesungen und musiziert, parallel dazu werden auch ununterbrochen (leere) Bierkästen auf und ab gestapelt. Die 50 Kästen werden ständig umgruppiert und damit ändert sich immerfort die Szenerie, passend zum jeweiligen Musikstück. Wunderbar, wie mit wenigen Mitteln so viel unterschiedliche Gefühle ausgedrückt werden können.

Michael Steindl und Wolfgang Völkl haben sich dieses Mal das Thema „Arbeit“ in all ihren Facetten und Entwicklungen vorgenommen. Der musikalische Bogen ist wieder weit gespannt, von Deichkind über Bob Dylan, Geiersturzflug, Wolf Biermann, Peter Alexander, Georg Kreisler, Bruce Springsteen, die Bangles, Janis Joplin, John Lennon u.a. Fünf Schauspieler krempeln die Ärmel hoch und stapeln singend Bierkisten. Angetrieben ohne Unterlass werden sie von Wolfgang Völkl am Klavier. Es gibt keine Pause zwischen den einzelnen Musikstücken, ganz so wie uns Arbeit ohne Unterlass letztendlich atemlos zurücklässt.

Musikalische Leitung:  Wolfgang Völkl

Regie / Bühne:              Michael Steindl

Kostüme:                      Frederike Marsha Coors

Es spielen:                    Katharina Abel, Robin Berenz, Kai Bettermann,
.                                   Adrian Hildebrandt, Tatjana Poloczek, Wolfgang Völkl

Nach der Vorstellung gibt es noch ein kleines Sit-in mit den Akteuren zur Idee und Auswirkungen bis heute hier in Duisburg, zu den Proben, wie lange die Inszenierung allein der Bierkasten-Stapelei gebraucht hat und viele Fragen mehr.

Ein hochinteressanter Abend, der mit vielen neuen Einsichten zum Thema „Work-Life Balance“ aufwartet, geht zu Ende. Bravo!

(Text: Dr. Ralf Tempel und Fotos: Sascha Kreklau (6), Erwin Pottgießer & Dr. Ralf Tempel)


Was ist los in der Ukraine?

Vortrag von Herrn Johannes Pflug

SOCIETÄT DUISBURG e.V., 27. Februar 2022

Unser Neujahrsempfang ist schon wieder der Pandemie zum Opfer gefallen, aber aufgescho­ben ist nicht aufgehoben. Als wir den vorgesehenen Referenten vor zehn Tagen fragten, ob er kurzfristig für heute zur Verfügung stehen könnte, antwortete er mit einem schlichten „Ja“. Überdies kam man schnell überein, das Thema doch abzuwandeln und auf die sich zuspitzende Lage in der Ukraine einzugehen. Aber wer hätte ernsthaft angenommen, dass drei Tage vor unserer Veranstaltung der Krieg dort ausbricht und Putin mit seinen Soldaten einmarschiert?

Der Vorsitzende eröffnet mit nachdenklichen Worten zum Einfall des größten in das zweitgrößte Land Europas. Dieser Überfall ist strategisch vorbereitet, es gibt viele Parallelen mit dem Überfall Hitlerdeutschlands auf Polen. Aber wie können wir uns wieder aus dieser schrecklichen Lage – ein Krieg in Europa – befreien?

Hierzu wird uns unser heutiger Referent, Herr Johannes Pflug, mit seinen profunden Kenntnissen aus seiner langwährenden Arbeit in den Auswärtigen Ausschüssen des Deutschen Bundestages die verzwickte Situation beleuchten. Wie konnte es soweit kommen? Was tragen wir selbst zur Entwicklung der Lage bei? Wie können wir helfen, diese Krise jetzt zu überwinden und für die Zukunft gewappnet zu sein?

Die zeitliche Abfolge ist heute verändert, es kommt erst der Vortrag und dann das Essen. Herr Hobohm hat sich auch wieder spezielle Speisen – natürlich wie immer passend zum Thema – einfallen lassen:

  • Zur Begrüßung gibt’s einen Vodka mit Heringshäppchen,
  • anschließend eine Soljanka (Suppe) mit Zitrone, Schmand und Kümmelbrot,
  • als Hauptgang ein Filet „Stroganoff“ mit Kartoffelstampf und Weißkohl in Rahm und
  • als Nachspeise Wareniki und Syrniki (Gefüllte Teigtaschen & Quarkpfannkuchen) mit Zimtapfel, Honig und Schmand … und alles wird serviert!

Frau Ilse Neuber hat darüber hinaus jedem noch eine kleine, flüssige Wegzehrung (gegen die Kälte) an den Platz legen lassen und der Vorsitzende wurde kurzfristig vor der Veranstaltung beauftragt, für jeden Tisch noch das ukrainische Wappentier, die Nachtigall, erscheinen zu lassen – er zog sich mit einer Origami Arbeit aus der Affäre.

Herr Johannes Pflug schildert zunächst seine Erfahrungen, die er sowohl im Bergbaugebiet im Donezk oder aber auf den Maidan sammeln konnte. Dabei hat er zahlreiche ukrainische Politiker kennengelernt. Sein Interesse an der Ukraine wurde insbesondere durch die Okkupation der Krim angefacht.

Er blickt zurück bis zum Ende des 1. Weltkrieges, da gehörte die Ukraine zum Zarenreich, anschließend gehörte sie zu den vier Gründungsmitgliedern der UdSSR. Die Krim gehörte da noch zu Russland, erst 1954 schenkte Chruschtschow sie der Ukraine, weil diese einen Landzugang zur Halbinsel hatte. Ab dem Frühjahr 1990 zerfiel die Sowjetunion insbesondere durch die Unabhängigkeitserklärungen der baltischen aber auch der Südkaukasus Staaten. Gorbatschow versuchte sich dem Verfall mit dem GUS (Gemeinschaft Unabhängiger Staaten) Vertrag entgegenzustemmen, aber da brach schon die Zeit von Jelzin an. 1991 stimmte die Ukraine mit über 92% gegen einen GUS Beitritt. In der gleichen Zeit separierte Russland Teile von Georgien (Abchasien, Adcharien, Südossetien), in Moldawien Transnistrien, unterstützte Armenien im Krieg um Bergkarabach und führte einen brutalen Krieg gegen Tschetschenien.

Außenpolitisch spiegelte sich die politische und wirtschaftliche Schwäche schon bei der deutschen Wiedervereinigung wider. Der 10 Punkte Plan Helmut Kohls überraschte – wie auch andere europäische Führer – Gorbatschow und Schewardnadse stark. Aber die Zusicherung, die NATO nicht nach Osten weiter auszudehnen, beruhigte zunächst, zumal auch James Baker, damaliger US-Außenminister dem nicht widersprach. Allerdings sah das später George W. Bush, der von den Falken Rumsfeld und Wolfowitz beraten wurde, ganz anders: Wir machen keine derartige Zusage, das russische System ist unterlegen, wir regeln das mit Geld. Es folgte die erste NATO-Osterweiterung mit Polen, Tschechien und Ungarn, gefolgt von der zweiten 2004 mit Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Rumänien, Slowakei und Slowenien. Jetzt haben sich nicht nur ehemalige Sattelitenstaaten unter den NATO-Schirm begeben, sondern nun auch ehemalige Sowjetrepubliken. Dies war sicher ein großer Fehler, die Amerikaner schert das nicht, die Europäer – insbesondere Deutschland – bevorzugten eine NATO-Partnerschaft, haben sich aber mit ihrer Meinung nicht durchsetzen können, Russland protestiert, ohne sich Gehör verschaffen zu können.

Aber wie sah es in der Ukraine aus? Genau wie auch in Russland begann man mit der Privatisie­rung der Wirtschaft, die große Zeit der Oligarchen brach an, sie begannen sich Vermögen anzueignen mit Bestechung, mit gut organisierten Banden die die mit brutaler Härte die Ziele der Oligarchen durchsetzten. Jede freie Wahl wurde von den Oligarchen beeinflusst, selbst bei der letzten Wahl wurde der spätere Gewinner Selenskij von Firtasch (Düngemittel, Gasgesellschaften) unterstützt.

Bei den ersten Präsidenten-Wahlen siegten Personen, die allesamt dem alten KPdSU Kader entstammten. Als Höhepunkt stellt sich die Orange Revolution dar; das Ergebnis der demokrati­schen Wahl wurde von beiden Seiten angezweifelt und im Jahr 2014 geht es nicht um einen formalen Machtwechsel. Es wurde ein grundlegender Systemwechsel angestrebt – mit über 100 Toten nach den Massenprotesten. Als Russland die Krim besetzte, unterstützten die Amerika­ner die Ukraine auch militärisch, ausdrücklich gegen den europäischen Rat. Es kam noch besser: Die wichtigste Europaberaterin Obamas, Nuland, sollte die aufgebrachten Europäer beschwichtigen, aber sie heizte die Dissonanz noch an im Zusammenhang mit der Lage in der Ukraine: „Fuck the EU“, Europa hatte keinen Plan, waren uneins, brachten nur ihren Protest zum Ausdruck = Blanke Tatenlosigkeit. Das konnte Putin nur ermutigen, er unterstützte aktiv die Separatisten im Donezk und Lugansk, auf der Krim ließ er sein Militär ohne Hoheitszeichen einmarschieren. Und Putin ließ die Lage in der Ukraine immer weiter eskalieren, bereitete den Krieg akribisch ideologisch, politisch und militärisch vor. Mit brutaler Gewalt geht Putins Armee gegen die ukrainische Bevölkerung vor, zerstört alles, militärische Einrichtungen wie auch Krankenhäuser und Schulen.

Russland ist von der Welt isoliert, die Resolution des UN-Sicherheitsrates vom 25. Februar 2022 verurteilt das Russlands Krieg auf schärfste, scheiterte aber am Veto Russlands. 11 Mitglieder stimmten dafür, China, Indien, VAR enthielten sich.

Johannes Pflug gibt auch noch einen Ausblick, wie sich die Situation in Russland und in der Ukraine entwickeln wird. Sehr unheilvolle Vorahnungen, die sich niemand wünscht aber dennoch eintreten können. Wir können (und müssen) uns hier mit der Ukraine in jeder Hinsicht solidarisieren.

Ein mit Fakten und intimen, politischen Kenntnissen hoch angereicherter Vortrag endet. Zahlreiche Fragen werden von Johannes Pflug auch noch ausführlich beantwortet.

Ein hochinteressanter Nachmittag, der mit einer Vielzahl von Details zu Russlands Krieg in der Ukraine aufwartete, geht zu Ende.

(Text: Dr. Ralf Tempel, Fotos: Dr. Michael Greeske & Dr. Ralf Tempel)


Weihnachtsfeier

In den Räumen der SOCIETÄT DUISBURG e.V., 11. Dezember 2021

Diese Feier ist immer ein Höhepunkt und gleichzeitig auch ein Abschluss des Jahres. Wir bemerken bereits am Eingang die Lichter im Aufgang und oben die festlich geschmückten Räume mit loderndem Kaminfeuer – entfacht durch Herrn Dr. Michael Greeske – und einem wunderschön geschmückten Baum – gestellt von Frau Marlies Greeske. Wir kommen schnell ins Gespräch bei Glühwein und Plätzchen. Dankbar sind wir für die weiteren, helfenden Hände unserer Mitglieder, die diese schöne Atmosphäre geschaffen haben.

Begrüßt werden wir vom Vorsitzenden, Herrn Dr. Ralf Tempel, er hält eine kurze Rückschau auf ein anstrengendes, aber auch erfolgreiches Jahr mit den elf Veranstaltungen in einem ½ Jahr, die allesamt eine sehr gute Resonanz gefunden haben, wie etwa die Reise in den Spreewald und zahlreiche Vorträge zu Geschichte, Kunst, Wissenschaft und Gesundheit. Hier gilt der besondere Dank unserem Veranstaltungswart, Frau Katharina Tempel, die natürlich auch heute wieder für den Ablauf verantwortlich zeichnet.

Bei der Gestaltung der heutigen Feier werden wir unterstützt vom Duisburger Musiker Jupp Götz. Er kommt nur mit seiner Gitarre und singt Lieder, die wir alle kennen. Zwischendurch erklingen auch bekannte Weihnachtslieder, wie „Alle Jahre wieder“, Leise rieselt der Schnee“ und zum Schluss „O, Du fröhliche“; da singen wir alle laut und deutlich mit.

Aber auch einige unserer Mitglieder haben eine Geschichte parat, mit der sie uns unterhalten möchten:

  • Frau Margret Schultz präsentiert das Gedicht „Feiertage“ (Hanns Dieter Hüsch),
  • Frau Gerda Wilms eine Weihnachtsgeschichte,
  • Frau Jutta Schwarz rezitiert das Kaschubische Weihnachtslied (W. Bergengruen),
  • Herr Armin Stemm präsentiert seinen politischen, heiter-satirischen Jahresrückblick.
  • Unser „Engelchen“, Frau Ilse Neuber, eine Weihnachtsgeschichte, wobei sie dieses Mal über die Terrasse eingeschwebt kommt. Welch eine glanzvolle Schau!

Anschließend wird der Abend gekrönt vom festlichen Weihnachtsessen – unser Gastronom, Herr Klaus Hobohm, hat wirklich kulinarisch alle Register gezogen. Wir sind voll des Lobes.

Aber das war es heute noch nicht: Plötzlich steht der Nikolaus auf der Terrasse und begehrt Einlass. Er wünscht einen Guten Abend, um dann von Tisch zu Tisch zu gehen, den einen oder anderen direkt anspricht bzw. ein kleines Bonmot zu Vergangenem zum Besten gibt. Wir sind erstaunt und manch einer weiß nicht, weder wie ihm geschieht noch wer da hinter der Maske steckt. Das war eine großartige Einlage von Herrn Klaus Hobohm!

Unsere ausgiebigen Gespräche finden in einer fast familiären Atmosphäre statt, so eingestimmt können die Festtage nun kommen!

(Text: Dr. Ralf Tempel, Fotos: Dr. Michael Greeske & Dr. Stefan Koßlowski)


Julia Dauksza: „Autobahn der Freiheit“

Präsentation durch Herrn Frank Wohlfarth, Mitglied der Societät
In der Galerie Wohlfarth in Duisburg, 22. November 2021

Wir sind eingeladen in die „Hinterhofgalerie“ von Frank Wohlfarth im Medienhauskomplex an der Falkstraße 77 in Duissern. Er ist bekannt als Eigentümer des Wohlfarth-Verlags und erfüllt sich mit seiner neuen Galerie einen lang gehegten Wunsch. Er möchte in seiner Galerie ausschließlich Werke von Künstlern zeigen, die er besonders schätzt und die zu „meiner Galerie passen“.
Seine Einladung erfolgte sehr kurzfristig und gilt einer jungen Künstlerin, die er schon einige Jahre begleitet und zu ihm „passt“: Julia Dauksza. Sie arbeitet und lebt in Düsseldorf, war in der Zeit von 2005-2010 an der Kunstakademie Düsseldorf, hier u.a. Meisterschüler bei Prof. Siegfried Anzinger. Seit 2009 stellt sie bei Gruppenausstellungen in den U.S.A. Türkei und Frankreich aus, außerdem hatte sie Soloausstellungen in Deutschland, Polen und Frankreich. Die Soloausstellung in Deutschland erleben wir jetzt mit „Autobahn der Freiheit“ in der Galerie Wohlfarth.
Herr Frank Wohlfahrt stellt die Künstlerin kurz vor. Sie verarbeite mit ihren Bildern und Kompositionen Emotionen, die sie teils über Monate und Jahre antreiben. Die eigenwillige Künstlerin will ansonsten keine ihrer Werke erklären, jeder Mensch hat das Recht der individuellen Inspiration ihrer Arbeiten. Sie sei eine Künstlerin, die Eindrücke aus der unmittelbaren Umgebung aufgreift und verarbeitet. Nun ist ein großer Teil an Eindrücken in den letzten beiden Jahren einfach weggefallen. Was tun? In ihrem Falle: Sie setzt sich in ein Auto und fährt in ihre Vergangenheit und nennt den Weg dahin die „Autobahn der Freiheit“. Alles, was um sie herum passiert, greift sie auf, ob es Kühe des Nachts auf einer Wiese auf der sie gerade im Auto übernachtet oder ob es ein Heuschober mit den Bildnissen Ihrer Mutter und Großmutter sind.
Entdecker Wohlfarth ist sich seiner Sache sicher, wenn er voller Überzeugung sagt: „Ich habe viele Talente entdeckt und begleitet, aber Julia Dauksza ist schon jetzt ein glänzender Rohdiamant, von dem die Kunstwelt noch viel erwarten kann.“

(Text: Dr. Ralf Tempel, Fotos: Dr. Ralf Tempel)