Spaziergang mit Frau Dr. Katharina Lepper
Am Kaiserberg, 13. & 27. Juli 2016
Es ist bereits die zweite Führung, die erste fand vor 14 Tagen statt; die Aufteilung in zwei Gruppen erfolgte aufgrund des großen Zuspruchs.
Wir nähern uns dem Ehrenfriedhof vom Zoo her. Der Weg führt sanft bergan. Kurz vor der Kuppe sehen wir linker Hand die später errichtete Umfassung des Ehrenfriedhofs.
Hier, inmitten des Duisburger Waldes, finden wir eine Anlage vor, die aus dem Anfang des letzten Jahrhunderts stammt. Als die Stadtverordnetenversammlung Duisburgs wenige Wochen nach Kriegsbeginn die Anlage eines Friedhofs für die in Duisburger Lazaretten an ihren Wunden verstorbenen (und einigen wenigen dorthin überführten) Soldaten beschloss, schuf sie ein Monument der Erinnerung, das einen einmaligen Platz in der Gesamtheit der Soldatenfriedhöfe in allen am Krieg beteiligten Nationen einnimmt. Dabei ging man damals davon aus, dass es nur eine geringe Anzahl (ca. 100) von Toten geben würde.
Das Denkmal ist kein monarchistisches Herrscher-Denkmal mehr, im Gegenteil, es tritt uns als neoklassizistisches gegenüber, mit fast nüchtern zu nennende Grabstellen in Reih und Glied.
Im Dezember 1914 wurde die Ruhestätte „In der Stille des Waldes“ eingeweiht; die Vorsondierungen für die darin stehende Denkmalfigur liefen fast parallel, die zu Beginn 1915 in einem Wettbewerb ausgeschrieben wurde – angefragt wurde u.a. Wilhelm Lehmbruck (1881-1919), der jedoch rasch ausschied. Die Auftragsvergabe erfolgte Mitte 1915 an Hubert Netzer (1865-1939), dessen Modello (1915) nach dem Krieg in Bronze zur Ausführung und zur Aufstellung gelangte. Die Siegfried-Statue stellt keinen Superhelden dar, er steckt nach gewonnener Schlacht das Schwert in die Scheide. Der Blick richtet sich auf die Gräber der einfachen Soldaten. Der Wald reichte damals bis unmittelbar an das Denkmal heran, aus optischen Gründen wurde noch eine steinerne Pergola im Halbkreis herum installiert.
Wenige später (1922) erfolgte – ohne Ausschreibung – zusätzlich die Aufstellung des „Sitzenden Jünglings“ (1916/17) von Wilhelm Lehmbruck. Dieses war ganz bewusst als Gegenpol zum heroischen Siegfried aufgestellt worden. Aber Lehmbrucks Arbeit galt unter den Nazis als „entartet“. So wurde die Plastik als „Metallspende des deutschen Volkes“ gute zehn Jahre später klassifiziert und vom Kaiserberg entfernt. Sie sollte ins Ausland verkauft werden, nur dieser Handel kam nicht zustande. Letztendlich wurde die Plastik 1944 durch eine Fliegerbombe zerstört.
Weiter geht’s durch den zweiten Zugang in Richtung der Kuppe des Duissernschen Berges, so der Name aus der Vor-Kaiserberg-Zeit, darauf stand das Kaiser-Wilhelm-Denkmal, ein Reiterstandbild auf hohem Sockel. Nur fand das Denkmal im Zweiten Weltkrieg als oben erwähnte „Metallspende“ Verwendung.
Weiter gilt es noch einen Blick über die großartige Sedan-Wiese zu erhaschen, bevor wir am Teich mit Grotte vorbei Richtung „Lindenwirtin“ hinuntersteigen.
Dort sitzen wir noch lange zusammen und sprechen über das gerade erlebte. Einige unter uns hätten es sich nicht so schön und interessant vorstellen können.
(Fotos & Text: Dr. Ralf Tempel)