Vortrag von Herrn Johannes Pflug, ehemaliges MdB

In den Räumen der SOCIETÄT DUISBURG e.V., 10. Januar 2016

Es ist ein Jahresauftakt nach Maß: Das Wetter ist grandios (sonnig und wolkenlos) – ganz anders als der Wetterbericht am Tag zuvor uns noch verhieß.

Der Vorsitzende, Herr Dr. Ralf Tempel, begrüßt die versammelte Gesellschaft mit den Worten von Novalis: „Begrüße das Neue Jahr vertrauensvoll und ohne Vorurteile, dann hast du es schon halb zum Freunde gewonnen“.

Und so wollen wir es fürs ganze Jahr halten und fangen damit heute an: Herr Pflug wird uns seine Erfahrungen vor allem als Mitglied des Europarates (2005 – 2013, jetzt Ehrenmitglied) und da als Vorsitzender der deutschen Delegation für die Parlamentarische Versammlung der gemeinsamen Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik der EU im Umgang mit Nordkorea.

Zunächst werden wir aber verwöhnt von zwei exzellenten Künstlerinnen, Frau Anna-Sophie Sczepanek und Frau Juliane Mainka, die uns Klassik auf dem Klavier zu vier Händen darbieten, wir fühlen uns dabei ein wenig wie beim Neujahrskonzert im Goldenen Saal des Musikvereins in Wien.

Aber dann geht es los, Herr Pflug hat eine ganze Reihe von Bildern von seinen zahlreichen Reisen nach Nordkorea mitgebracht, wir tauchen ein in eine unbekannte Welt, teilweise bekannt aus Presse und Fernsehen, aber auf jeden Fall befremdlich wirkend.

Herr Pflug kommentiert die Bilder, nennt die Namen seiner Gesprächspartner, ordnet die Treffen zeitlich und politisch ein – ein immenses Arbeitspensum und das große Interesse, in Nordkorea einen Wandel hin zu einer Annäherung zur restlichen Welt zu bewirken, werden sichtbar.

Sein Vortrag behandelt jedoch nur ein Thema: Das nordkoreanische Atomprogramm.

Wir erfahren einiges über dessen Entwicklung von den Anfängen 1967 mit einem 2MW Forschungsreaktor bis hin zum erfolgten Wasserstoffbomben Test diese Woche. Er beschreibt lebhaft die Versuche von China, den USA und auch der Europäer, Einfluss auf Nordkoreas Atompolitik zu nehmen. Ausdruck dafür war 1985 die Unterzeichnung des Atomwaffensperrvertrages. Jedoch wurde dies 1994 konterkariert, als Nordkorea aus der Internationalen Atom Energie Organisation austrat, jeder befürchtete – berechtigterweise – die Entwicklung von eigenen Atomwaffen, ebenso wie die Entwicklung von Trägerraketen.

Leider haben die USA die getroffenen Vereinbarungen auch nur halbherzig mit Leben gefüllt, es wurde Heizöl, aber nicht die versprochenen Leichtwasserreaktoren geliefert. Weitere Gespräche, u.a. die 6-Parteiengespräche, verliefen im Sande. Aber auch die südkoreanische Politik war nicht immer dazu angetan, die Situation zu entschärfen. Überhaupt sollte man nochmals Revue passieren lassen, wie es zur Zweistaatenbildung kam, die USA wollten nach dem 2. Weltkrieg unbedingt ein Stück Festland vor der Türe von Russland und China.

Aber was will Nordkorea und wie soll es weitergehen? Wie kann das paranoide Verhalten Nordkoreas abgebaut werden – trotz der amerikanischen Eingruppierung von Nordkorea in die Achse des Bösen und deren mögliche Konsequenzen, wie der Angriff der USA auf den Irak zeigt. Die Kernwaffentests sollen die USA abschrecken, Nordkorea anzugreifen. Ebenso sollen Verhandlungen auf Augenhöhe erzwungen werden aber auch das Überleben des Kim Clans gesichert werden durch Demonstrationen vermeintlicher Stärke und allgegenwärtiger Einschüchterung und Unterdrückung.

Eine Entschärfung der gefährlichen Situation, also ein Wandel, kann nur durch gegenseitige Annäherung bei gleichzeitigem internationalem Druck herbeigeführt werden, betont Johannes Pflug zum Abschluss.

Wir sind ganz im Banne der umfangreichen Schilderung der Situation in und um Nordkorea.

(Text: Dr. Ralf Tempel, Fotos: Dr. Michael Greeske)