Vortrag von Herrn Professor em. Dr. Hermann Strasser Ph.D.

In den Räumen der SOCIETÄT DUISBURG e.V., 24. Januar 2018

Der Vorsitzende, Dr. Ralf Tempel, begrüßt herzlich alle anwesenden Mitglieder und Gäste. Es ist bewährt und hat somit Tradition, die erste Veranstaltung fremden Ländern zu widmen. Unser Gast und Redner am heutigen Abend, Herr Prof. Strasser, wird sich zum überwiegenden Teil mit den Bayern befassen. Ebenfalls bewährt: Wir begrüßen unsere neuen Mitglieder in der Societät. Gleichzeitig bewährt, aber inhaltlich neu sind das aktuelle Mitgliederverzeichnis, das wir ab heute an unsere Mitglieder ausgeben und die gerade verschickten Spendenbescheinigungen für 2017.

Der Kamin lodert und wir genießen das Begrüßungsschlückchen an diesem 16°C warmen, vorfrühlingshaften Januartag. Für den richtigen Schwung für das Neue Jahr sorgen die beiden Pianistinnen, Juliane Mainka und Anna-Sophie Sczepanek, die vierhändig den Walzer „An der schönen blauen Donau“ von Johann Strauss darbieten.

Nach diesem ersten Höhepunkt folgte der nächste: Passend zur Herkunft unseres Referenten (und natürlich auch zum heutigen Thema gibt es Österreichische / Bayrische Schmankerln wie geselchte Ochsenbrust mit Krensauce, Schweinskrustenbraten an Bier-Kümmelsauce mit Sauerkraut, Serviettenknödel & Kasspatzn mit Röstzwiebeln, aber auch die vielen Vorspeisen und zu guter Letzt auch noch Kaiserschmarrn, welch ein Genuss!

Aber nun zum Vortrag, wir werden mit einem „Grüß Gott miteinander!“ begrüßt, Professor Strasser, geboren im Pongau (Salzburger Land), stellt sich als deutscher Beamter auf Lebenszeit mit österreichischem Pass vor. Überhaupt wird heute Abend eher mit dem Florett als mit dem Säbel die bayrische Art und insbesondere die Politik seziert. „Tschüss“ hat nichts mit den gescheiterten Jamaika Verhandlungen in Berlin zu tun, „Auf Wiedersehen“ wird in Bayern nicht gesagt, sondern „Auf Wiederschauen“, was eigentlich österreichisch ist. Allerdings gehört Österreich (außer Vorarlberg) sprachlich zum bairischen Sprachgebiet. Jedoch sind die Bayern immer schon besonders, man sieht es auch am Ausspruch „Mia san mia!“ Dieser Satz beschreibt bairisches Lebensgefühl und Selbstverständlichkeit. Nur kommt der Spruch ursprünglich aus Wien von Wilhelm Jurek „Mir san vom k. und k. Infanterie-Regiment Hoch- und Deutschmeister Nummero Vier“ und wurde erstmalig auf dem Klavier gespielt.

Alle Menschen nördlich des Weißwurstäquators sollten sich genau überlegen, ob sie den bairischen Dialekt nutzen, ihre Aussprache könnte leicht als Piefkinesisch gebrandmarkt werden. Mit dem Dialekt oder Mundart sagt man das, was nicht geschrieben steht. Und woher kommt nun das Bairisch? Siehe die Schöpfungsgeschichte, am 8. Tag schuf Gott die Dialekte, nur für die Bayern blieb keiner übrig, da sprach Gott: „Ja mei, Bua, dann red hoid so wia i!“.

Österreich und Bayern sind nicht immer gute Nachbarn, gerade bei den Salzkriegen trat die Konkurrenz offen zutage. „Lieber bairisch sterben als kaiserlich verderben“. Dabei scheinen die Bayern an Selbstständigkeitswahn zu leiden, das kann den Österreichern nicht passieren, üben sie sich bereits seit 1918 in Kleinheit. Die Bayern üben da noch ein wenig: Einen Bayern zeichnet preußischer Charme und österreichische Genauigkeit aus – und – Wir Bayern machen uns nicht lächerlich, wir sind so! (Nockherberg 2017: Starkbierprobe „Wir Bayern sind so“). Und die Bayern mögen jeden, nur keine Preußen und Ösis.

Zum Schluss nähern wir uns nun doch der Auflösung, ob die Bayern Tschüss sagen (also aus Deutschland würden schon gern 1/3 der Bayern sich verabschieden, wohingegen die Franken auch ganz gut auf ihren „Kopf“ verzichten könnten). „Tschüss“ ist eine preußische Äußerung (aus den Hanse Städten), abgewandelt aus „Adios“ – Gott befohlen. Das Bairisch kennt aber kein „ü“. Es gibt da fünf Regeln, wie die Bayern das „ü“ umgehen:

  • Ü wird zu U, wie in hüpfen zu hupfa,
  • Ü wird zu I, wie in Strümpfe zu Strimpf,
  • Ü wird zu IA, wie in Füße zu Fiaß,
  • Ü wird zu UI, wie in zerknüllen zu zerknuin,
  • Ü wird zu EA, wie in grün zu grea.

Sollte das alles nicht helfen, dann gibt es auch noch Regel 6:

  • Ü wird zu einem neuen Wort, wie in küssen zu bussln.

Wir erleben einen schönen und amüsanten Abend, sitzen zusammen und lassen uns nochmal alles durch den Kopf gehen.

(Text: Dr. Ralf Tempel, Fotos: Dr. Michael Greeske)