Lesung mit Herrn Dieter Kaspers
In den Räumen der SOCIETÄT DUISBURG e.V., 20. Mai 2016
Wir treffen uns zu der üblichen Zeit. Das Team um Johanna Borgards erwartet uns schon. Neben dem sonst üblichen Schlückchen Sekt gibt es heute auch Erdbeer-Bowle zur Begrüßung – eine tolle Überraschung.
Der Vorsitzende begrüßt die Anwesenden. Es ist etwas Unruhe im Saal, noch hat nicht jeder seinen Platz gefunden oder denkt vielleicht der ein oder andere, dass wir uns bei dem schönen Wetter auch auf die Terrasse hätten setzen können? Bekannt wird auch der Hintergrund für die heutige Lesung: Herr Dr. Tempel (heute) und Herr Kaspers (nach dem Krieg) leb(t)en in dem gleichen Haus!
Aber nun wenden wir uns den kulinarischen Genüssen zu. Die Vorspeisen sind köstlich, dabei so leicht wie ein Maien-Abend eben sein kann. Natürlich ist viel Fisch dabei, auch beim Hauptgang wird damit nicht gegeizt: Spargelragout mit Schrimps, Mai-Scholle Finkenwerder Art, aber auch Lammfilet an Fenchelgemüse und Rückensteak mit Spargel überbacken, dazu die verschiedensten Beilagen. Das Dessert ließ ebenfalls keine Wünsche offen – wir fühlen uns einfach gut.
Danach hat unser Mitglied, Frau Leni Weck, noch eine Geschichte für uns, eine gut Überleitung: Es werden Begriffe, wie etwa Xerox, Fax, Pille und Wiener Wald aufgezählt, die die Älteren unter uns als Kind noch nicht kannten, da es sie noch nicht gab. Die heutige Generation kennt diese Begriffe aber weitgehend auch nicht, weil sie sie nicht verwenden. Diese rapide Entwicklung sind wir mitgegangen, haben wir mitgestaltet, die unterschiedlichen Lebensweisen erzeugen eine Kluft zwischen den Generationen, wir haben es überlebt, wenn es nicht einen besseren Grund zum Feiern gibt?
Nun aber zur Lesung, Herr Dieter Kaspers ist zwei Jahre vor dem 2. Weltkrieg geboren, heute bedeutete es, ein Kriegskind zu sein, damals gehörte man einfach der Nachkriegsgeneration an. Er war nicht traumatisiert, aber er hat unauslösliche Erinnerungen an diese Zeit des Krieges und danach. Anekdoten aus dieser Zeit erzählt er amüsant und tief bewegend, er ist ein genauer Beobachter, wie es wohl die meisten Kinder sind, obwohl immer wieder von seiner Umgebung betont wird, dass er zum Verstehen der Vorgänge um ihn herum noch nicht alt genug wäre. Und er ist sehr traurig darüber, dass er Eltern und Großeltern nicht über die Zeit befragt habe, was hätten sie alles noch erzählen können – es ist vieles verloren gegangen, dem möchte er entgegen wirken, nicht zuletzt mit dem Buch und den zahlreichen Lesungen.
Herr Kaspers erzählt leicht, aus der Sicht eines Kindes, immer gerade heraus, einfache Episoden aus dem Leben, auch wie das Grauen alltäglich wird, in dem Duisburg in Schutt und Asche gelegt, die Nachbarin durch die Gestapo nachts abgeholt wird oder die Familie nach dem Krieg wieder den Kaiserberg erreicht. Er ist dabei – nicht mehr und nicht weniger.
Wir sind ganz gespannt, natürlich stoßen wir uns gegenseitig an, wenn Begriffe wie Zinkbadewanne, Große Wäsche, Kinderlandverschickung oder Schwedenspeisung fallen.
Anschließend werden noch viele Fragen gestellt, die Herr Kaspers alle beantwortet. Danach signiert er noch zahlreiche Bücher, wir wissen ja, was man Schwarz auf Weiß unterm Arm wegtragen kann …
(Fotos: Dr. Michael Greeske, Text: Dr. Ralf Tempel)