Paris L‘amour
Nachdem wir beim letzten Zusammensein der spanischen Kunst gehuldigt haben, wenden wir uns heute der französischen Lebensart zu und natürlich steht die Liebe im Mittelpunkt. Ein „Hoch“ auf unseren Veranstaltungswart, Frau Katharina Tempel, die diese Veranstaltungen immer so perfekt konzipiert und vorbereitet.
Wie immer ist der Abend zweigeteilt mit Essen und Vortrag. Und unser Gastronom, Herr Klaus Hobohm, hat nicht nur französische Speisen für heute vorbereitet, nein, er hat auch die Menükarte in Französisch abgefasst. Hier ein Auszug:
Picandou enrobé de saumon / bacon sauce moutarde de Dijon, Salade de lentilles aux crevettes, Pâte feuilletée au ragoût fin, Figue avec Crème de Roquefort, Bateau chicore au fromage de chèvre, Quiche aux oignons, Variantes de poisson fume *** Boeuf Bourguignon, Ratatouille *** Sélection de fromages français avec raisins et noix, Mousse au Chocolat.
Damit hat sich wieder einmal selbst übertroffen, wir probieren hier und kosten da, wir können gar nicht sagen was besser als das andere sein kann, vergessen die Zeit und schwelgen im höchsten Genuss.
Es wird langsam dunkel und damit Zeit für den zweiten Teil, den Vortrag. Wir sind besonders glücklich einen solchen Kenner der französischen Kultur und Lebensart unter unseren Mitgliedern zu haben, der uns heute von Liebe und Leid in kleinen und großen Gefühlen, im Verhältnis zwischen Mensch und Tier, in den großen Auseinandersetzungen in Geschichte, Gesellschaft und Politik und durch die Zeiten und vor allem in Paris nahebringt. Wolfgang Schwarzer möchte mit uns flanieren, langgehen, wo es schön ist und dabei den Blick schweifen lassen.
Er beginnt mit enttäuschter Liebe des Kurt Tucholsky, in Paris bestattet, zu seinem Vaterland, beschrieben im Gedicht „Park Monceau“: Hier ist es hübsch. Hier kann ich ruhig träumen. Hier bin ich Mensch – und nicht nur Zivilist. … und ruh von meinem Vaterlande aus.
Weiter geht’s über „Der Garten“ von Jacques Prévert mit „Abertausend Jahre Zeit Fassen nicht Die kleine Sekunde Ewigkeit“ … für einen Kuss.
Und dann ist da noch vielleicht das bekannteste Liebespaar in Frankreich mit Pierre Abélard und Héloises. Er der blendend aussehende und streitbare Professor und sie die blutjunge und schöne Theologiestudentin. Sie waren füreinander geschaffen wie der erste Mann und die erste Frau. Selbst nachdem ihr Onkel den Verführer grausam entmannen ließ, kamen sie nicht voneinander los. Ihre Grabfiguren gehören zu der schönsten Grablegung auf dem Cimetière du Père-Lachaise, dem größten Friedhof von Paris.
Im 13. Jh. lebte der Pariser Dichter Rutebeuf, er haderte mit Gott, war zugleich aber ein scharfzüngiger Kritiker von Lug und Trug. Rutebeuf nahm auch gegenüber den Größten kein Blatt vor den Mund und dichtete in seinem Poem „Der verkehrte Fuchs“ über König Ludwig den Heiligen. Im letzten Jahrhundert erfuhr er dank des Chansons „Armer Rutebeuf“ von Léo Ferré wieder eine gewisse Popularität. Wir erleben dieses Lied, sehr einfühlsam gesungen, vom „unbekanntesten“ Weltstar Serge Kerval.
Im 14. Jh. ist Krieg und niemand erzählt die Wirklichkeit so wie François Mirondie, das Leben ist schwer, er fällt immer wieder in die Gosse zurück, erleidet Kerker und entwickelt eine Liebe zu den Jungen einer Maus – Anrührend!
Im 15. Jh. gibt es die lasterhaften Balladen des Francois Villon, „Ich kenne alles, bis auf Punkt und Strich, ich kenn nur einen nicht, und der bin ich.“
Und so geht es weiter durch die Jahrhunderte, die Grisetten fehlen ebenso wenig wie Heinrich Heine, auch nicht Montmartre und Victor Hugos Esmeralda und ihre Verbindungen zu Quasimodo, Gringoire, Phoebus und Frollo.
Bis hin zur zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts, die Liebe von Juliette Greco zu Miles Davis, dem schwarzen Jazz-Musiker, eine Normalität im Nachkriegs-Europa – besonders in Paris – aber eine Ungeheuerlichkeit im ach so modernen Amerika.
Und so geht es weiter durch die Zeiten. Aber am Ende steht der nächtliche Blick über die Seine und Montmartre hin zum Eifelturm und der unvergesslichen Edith Piaf mit dem Lied „Non, je ne regrette rien“.
Und nun haben wir wirklich die Zeit vergessen, aber welch ein unglaublicher Abend!
(Text: Dr. Ralf Tempel, Fotos: Dr. Michael Greeske & Dr. Ralf Tempel)
Meisterwerke der spanischen Malerei durch die Jahrhunderte
Herzlich Willkommen zum spanischen Abend! Der Vorsitzende begrüßt die Anwesenden und stimmt sie auf das Kommende ein: Statt des obligatorischen Sektempfangs erwartet uns heute ein Gläschen Sangria, unser Gastronom hat eine spanische Menüfolge ausgedacht und unser Vortragende wird nicht nur Bilder der spanischen Malschule zeigen sonders sie auch noch mit Hilfe des Akkordeons interpretieren …
Doch zunächst zum ersten Teil: Es wird serviert: Tapas, Tortilla Espanòl, Pimientos de Padron, Chorizo Catalan, Pinchos Morunos, Champignones al Jerez, Cebollas de cereza con pasas, Mojo Verde, Almogrote Picante, … als Hauptgerichte Paella Traditional und Estofado (die werden draußen auf der Terrasse zubereitet) und zum Dessert Manchego und Churros. Fabelhaft wie Herr Hobohm das auf die Beine gestellt hat, wir wähnen uns wirklich in einer Bodega unter der Sonne Spaniens, wir greifen das Gefühl auf und es verlässt uns den ganzen Abend über nicht mehr, welch ein Genuss!
Professor Jacobs ist der ausgewiesene Experte für die spanische Malerei. Natürlich beginnt er mit dem goldenen Zeitalter im 15. / 16. Jahrhundert, in der Blütezeit Spaniens als Weltmacht unter Philipp II. Und selbstverständlich lässt sich der Mächtige porträtieren, in ganz anderer Manier als bisher: Karg und bescheiden, im schwarzen Gewand ohne Zepter, Krone oder sonstige Insignien, sehr wohl aber mit Rosenkranz – legitimiert durch Gott direkt! Ganz so schlicht sind seine Absichten mit El Escorial, dem religiösen und kulturellen Zentrum des Landes – nicht, welch ein prächtiges Symbol seiner politischen Machtfülle.
Das 17. Jahrhundert zählt immer noch zum goldenen Zeitalter, nun jedoch im Barock. Es wird die Mystik von den Malern wieder in den Schoß des Katholizismus zurückgeholt. Die Sevillaner Malerschule zeigt die heilige Familie als normale Spanier von der Straße, ebenso wie die schwarze Seele dieser Weltmacht als jungen Bettler, detailgetreu bis auf das Schwarze unter den Fingernägeln.
Professor Jacobs zeigt uns Hintergründe und zeitlichen Bezug zu jedem Bild. Ohne diese Information verstehen wir die Kunstwerke nicht, jedes Detail hat seine Bedeutung, ist ein Fingerzeig eines Zeitzeichens. Je mehr wir erfahren, umso mehr entdecken wir in den Gemälden. Es ist – ähnlich zum vorangegangenen Essen – eine Explosion der Sinneseindrücke.
Und um das Bild rundzumachen, gibt Professor Jacobs jetzt noch Musik aus der Zeit auf seinem Akkordeon als weitere Dimension des Kunsterlebnisses zum Besten: Er beginnt mit einem von Scarlatti komponierten Fandango zu Goyas „Tanz am Ufer des Manzanares“. Wir durchstreifen mittlerweile das 18. Jahrhundert. Das folgende 19. gebiert die Romantik mit einer Grenzenlosigkeit, die verletzlich wirkt. Ein großer Umbruch erfolgt im 20. Jahrhundert, gleichsam mit dem Verlust der letzten Übersee-Kolonien und Rückfall auf den Status einer nur noch lokalen Macht. Diese Gegenbewegung gibt es auch in der Kunst. So beginnt Picasso ganz konventionell, geht nach Paris, beginnt mit der blauen Periode (durch tiefen Schmerz ausgelöst) und wendet sich später dem Kubismus zu. Miro zeigt mit dem „Bauernhof“ (seiner Eltern) den neuen Impressionismus, der am Anfang kein einträgliches Geschäft darstellt.
Wir sehen jetzt das Bild hinter dem Bild (besser) – eine unglaubliche Fülle an Informationen und neuen Perspektiven, wirklich unfassbar!
Wir sind ganz gebannt. Welch ein phänomenaler Abend!
(Text: Dr. Ralf Tempel, Fotos: Dietmar Rembierz, Dr. Michael Greeske & Dr. Ralf Tempel)
Reisen - Gefahr durch falsche Ernährung?
Nach einer über 16 Monate andauernden Pause treffen wir uns wieder mal zu einem unserer klassischen Abende mit Essen und Vortrag. Es ist noch nicht wieder die „alte“ Zeit, wir haben lange Monate der Isoliertheit durchlebt und alle sehnen sich nach Zusammenkommen und Gedankenaustausch. Beides werden wir heute Abend wieder erleben. Und es gibt einen besonderen Moment: War Prof. Krengel im letztjährigen März unser letzter Vortragender (zum Thema „Pest“, passend zur beginnenden COVID-19 Pandemie), ist er heute nun auch der erste nach dieser langen Phase der Abstinenz. Und, es gibt wieder ein aktuelles Thema mit der Wiederaufnahme der Reisetätigkeit: Wie ernähren wir uns richtig!
Mit dem obligatorischen Sektempfang und der Begrüßung durch den Vorsitzenden beginnt der Abend; es schließt sich ein kleines Zwischenspiel an – analog zum letzten Treffen – mit unserem Mitglied, Frau Helga Rühl, die ihre Streich-Psalter dabeihat und uns mit zwei Stücken auf den heutigen Abend einstimmt: „Himmel und Erde vergehen“ und „Kommt ein Vogel geflogen“. Wunderbar!
Wir gehen hinüber in den großen Saal und können mit dem Abendessen beginnen; Herr Klaus Hobohm hat Außerordentliches auf die Beine gestellt – schon bei den Vorspeisen kann man sich verlieren mit Matjestatar, Rauchlachs, Heilbutt, Serrano Schinken auf Melone, Vitello Tonnato, Roastbeef mit Meerrettich und Geflügelsalat, alles ganz frisch und sehr schmackhaft! Wir werden dazu verleitet, hier mehrfach zuzulangen. Der Hauptgang steht dem aber in nichts nach: Französische Perlhuhn-Brust im Sesammantel, Zürcher Kalbsgeschnetzeltes und à la minute zubereitete, frische Kräuterpfifferlinge – einfach köstlich, wir sind überwältigt!
Aber nun kommen wir zum Teil mit der geistigen Speisung. Herr Professor Krengel wird vom Vorsitzenden obligatorisch vorgestellt, um anschließend seinen Vortrag zu beginnen.
Er beginnt mit der Frage: Warum können wir auf Reisen schneller erkranken als zu Hause? Relativ einfache Antwort: Wir essen die Keime des Kochs mit und in der Fremde kommen wir mit viel mehr Leuten und einer ganz anderen Umgebung in Berührung. Darauf muss sich unser Körper, vor allem aber unser Magen / Darm einstellen. Das gelingt mehr oder weniger gut. Auf Reisen brauchen wir kleine Snacks, fruchtig und geschmacklich hochwertig, dazu etwas zum Durstlöschen. Zu bevorzugen ist stilles Wasser, mit Sprudel macht es die Sache aber lebendiger.
Macht nun Essen krank? Nahrungsmittelallergien sind relativ selten, häufiger hat man es mit Unverträglichkeiten zu tun, wie gegenüber Laktose (Milchzucker), Fruktose (Fruchtzucker) oder Histamin (Abbauprodukt der Aminosäure Histidin).
Und es gelten die alten Regeln:
- Die Menge macht das Gift!
- Cook it, peel it, boil it or leave it!
- Kein Leitungswasser, sondern nur abgekochtes bzw. einwandfreies, abgepacktes Wasser aus original verschlossenen Flaschen, keine Eiswürfel!
- Hände waschen!
Danach geht Professor Krengel eingehend auf Diarrhoen ein, welche Bakterien (Salmonellen, Cholera), Vieren (Noro-, Rota, und Adenovirus) oder Parasiten als Ursache haben können.
Nach dem Vortrag werden Fragen gestellt, die alle von Prof. Krengel beantwortet werden. Welch ein interessanter Abend!
(Text: Dr. Ralf Tempel, Fotos: Dr. Michael Greeske & Dr. Ralf Tempel)
Kaffee- und Grillnachmittag
Welch eine Freude, ein Zusammentreffen nach über acht Monaten wieder in der Societät – und dann bei einem solchen Wetter!
Es sind aber auch viele Dutzende Arbeitsstunden nötig gewesen, um unsere Räumlichkeiten wieder so frisch herzurichten. Gerade die Terrasse erstrahlt im frischen Glanze. Sehr zu pass kommen uns auch die neuen Sonnensegel, so dass wir jetzt auch noch vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt sind – so kann der Sommer kommen.
Natürlich wissen wir um Corona – unsere Mitglieder verhielten und verhalten sich immer noch vorbildlich. Aber heute musste es eben sein, wir treffen uns auf der Terrasse, alle sind fertig geimpft bzw. wenigstens getestet, so dass wir ohne schlechtes Gewissen zusammensitzen.
Ein Thema für heute ist nicht vorgegeben, es gibt keinen Vortrag wie sonst üblich bei unseren Veranstaltungen, dafür haben sich die Mitglieder viel zu erzählen. Und damit das nicht ganz so trocken wirkt, haben wir heute auch den renommierten Klaviervirtuosen Benedikt ter Braak eingeladen. Er spielt Liedgut von Barock bis Jazz.
Unser Caterer, Herr Hobohm, eröffnet den Nachmittag mit Kaffee & Kuchen. Beides mundet wunderbar, aber insbesondere die vielen – und vor allem kleinen – Teilchen lassen uns die ganze Vielfalt genießen. Mit Erzählen geht die Zeit dahin.
Etwas später wird der Grill angeheizt. Wir sind erwartungsfroh, es gibt leckere Salate, Fleisch, Fisch und Gemüse vom Grill. Wie die Zeit vergeht, einige von uns merken es erst, als es bereits nach Mitternacht ist. Aber: Die Vorfreude auf die nächsten Treffen ist immens.
(Text: Dr. Ralf Tempel, Fotos: Dr. Michael Greeske & Dr. Ralf Tempel)