Fahrt zum Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)

Köln und in den Räumen der SOCIETÄT DUISBURG e.V., 25. November 2015

Heute werden wir einige „Highlights“ der DLR in Köln besuchen, Herr Michel Winand von der Presseabteilung wird uns führen. Er verspricht uns, vier interessante Stationen aufzusuchen.
Das DLR ist das deutsche Forschungszentrum für Luft- und Raumfahrt. Natürlich stehen diese Bereiche im Mittelpunkt, aber auch Verkehr, Energie und Sicherheit sind im Laufe der Zeit dazu gekommen. Und noch eine Spezialität kann die DLR bieten: Aktivitäten reichen hier von der Grundlagenforschung bis zur Produktentwicklung.

Das Gelände ist sehr weitläufig, wir sind aber gut gerüstet und haben für entsprechendes Schuhwerk gesorgt. Doch wenden wir uns nun den vier Stationen zu.

Astronauten-Trainingszentrum der ESA

Das Trainingszentrum steht zwar auf dem DLR Gelände, ist aber der ESA unterstellt. Wir können hier die Modelle sowohl der Proton als auch der Saturn V und der Ariane Raketen im selben Maßstab bewundern, ebenso wie das der Internationalen Raumstation ISS.

Hier gehen nicht nur Wissenschaftler ein und aus, auch Astronauten oder eben Anwärter kann man hier treffen. Die dürfen sich dann mit den Details der einzelnen Module der ISS bekannt machen. Ein Höhepunkt sind sicher auch die dazugehörigen Tauchgänge, die das richtige Gefühl für Weltraumspaziergänge vermitteln sollen, die mitnichten Spaziergänge sind sondern gut durchtrainierte Astronauten erfordern.

Luft- und Raumfahrtmedizin

Neben der physischen und psychologischen Ausbildung der Astronauten bedarf es aber noch weiterer Überlegungen, wie z.B. was die optimale Nahrungsgrundlage darstellen sollte und wie mit der Schwerelosigkeit umzugehen ist. Große Zentrifugen stehen für letzteres bereit, wie auch gleich angrenzend die nötigen Untersuchungsräumlichkeiten, die für Langzeittests konzipiert sind und in einem schönen, neuem Gebäude ihren Platz gefunden haben.

Sonnenofen

Aber auch mit der Sonnennutzung wird sich beschäftigt. Die Sonne kann hier über entsprechende Hohlspiegel eingefangen und fokussiert werden, nicht unbedingt für die reine Energiegewinnung, sondern eher für die Materialbearbeitung. Eine Edelstahlplatte mit entsprechend großem Brandloch legt darüber ein beredtes Zeugnis ab. Aber auch Zertifizierungen für die Güte der Glasoberfläche für weltraumtaugliche Sonnenkollektoren werden hier erteilt.

Nutzerzentrum für Weltraumexperimente (MUSC)

Philae landete vor einem Jahr auf dem Kometen Churyumov-Gerasimenko. Für diesen Augenblick gab es eine fast 20-jährige Vorbereitungsphase, in der die Mission geplant und die Rosetta-Sonde und Philae gebaut und anschließend durchs All geschickt wurden. Die Landung verlief nicht ganz wie gedacht und dann auch gleich 3-fach, aber wer konnte schon die genauen Umstände dieser komplizierten Landung im Voraus ahnen? Die Ergebnisse der Mission werden die Wissenschaftler noch einige Jahre beschäftigen. Neben einer 1:1 Kopie der Philae steht auch noch ein Modell des Kometen, auf dem die drei Landeplätze markiert sind.

Während der Kontrollraum für die Rosetta-Mission fast menschenleer wirkt, ist das beim Kontrollraum für die Internationale Raumstation ISS anders. Hier werden Flugbahn, Zustand der lebenserhaltenen Systeme und das periodische Zuführen von Versorgunggütern via ATV-Module genau kontrolliert.

Zurück am Casino endet unsere Führung. Nach 2½ Stunden intensiven Erlebens steht die Rückfahrt nach Duisburg an. Haben wir auf der Hinfahrt schon die frisch belegten Brötchen genossen, so haben es uns jetzt Lebkuchen und Kaffee, beides spendiert von „unserem“ Reiseunternehmen, angetan.

In der Societät angekommen, wartet auch schon ein kleiner Imbiss in Form einer wirklich leckeren Gulaschsuppe und ein Bier / Glas Wein auf uns. Wir lassen das Erlebte nochmal Revue passieren. Und tauschen unsere Gedanken aus.

Dann stößt auch noch unser Mitglied, Herr Radmacher, zu uns und beschert uns eine riesige Mistelkrone. Nun kann die Weihnachtszeit kommen!

(Text und Fotos: Dr. Ralf Tempel)

"TTIP - T/TOP oder T/FLOP?"

Vortrag von Herrn Hans-Jürgen Reitzig, Hauptgeschäftsführer der Niederrheinischen IHK zu Duisburg a.D.

In den Räumen der SOCIETÄT DUISBURG e.V., 11. November 2015

Schon im Vorfeld erhielten wir viel Zustimmung für das Aufgreifen des Themas in der Societät. Das rege Interesse spiegelt sich auch bei den Teilnehmern der Veranstaltung wieder – die Mitglieder sind wieder sehr zahlreich erschienen.

Natürlich gehört zu so einer Veranstaltung auch ein ordentlicher Rahmen, dieses Mal ist es das Gänseessen. Familie Borgards hat wieder aufs Trefflichste die Räumlichkeiten hergerichtet; die Tische sind fein eingedeckt, der Blumenschmuck ist eine Augenweide und der lodernde Kamin sorgt für Behaglichkeit. Und kulinarisch werden alle Register gezogen: Als Hauptgang gibt es Gans, gefüllt mit Äpfeln, Zwiebeln, Maronen, dazu Kartoffelklöße, Apfelrotkohl und Orangensauce. Einfach lecker!

Der Vorsitzende, Herr Dr. Ralf Tempel, begrüßt alle mit einem kräftigen „Hellau“ – es ist Sessionseröffnung – um sogleich zu St. Martin überzuleiten.

Zu Ehren der heute auf den Tellern liegenden Gänse stimmen wir auch noch das gleichnamige Liedchen an, danach gibt es das große Essen.

Unser heutiger Referent ist Hans-Jürgen Reitzig, u.a. von 1993 bis 2004 Hauptgeschäftsführer der Niederrheinischen IHK zu Duisburg. Seit 2000 ist er ebenfalls Präsident der Duisburger „Gesellschaft Casino”. Ab 2005 begann seine zweite berufliche Karriere: Heute ist er als Berater der Regierung von Brunei tätig; er hilft dort, technische Ausbildung nach deutschem Modell einzuführen.

Das alles sind Voraussetzungen für einen erfolgreichen Abend. Herr Reitzig geht zunächst auf die politische Situation rund um die TTIP Verhandlungen ein. Widerstand (wenn auch klein) gibt es bei der europäischen Bevölkerung, vor allem in Deutschland. Hier kommt es schon zu kampagneartigen Demonstrationen. Dabei geht es bei der Verhandlung des Abkommens um den transatlantischen Handels- und Investitionsschutz. Viele Standards sind ähnlich, könnten gegenseitig anerkannt oder kongruent erweitert werden, so dass auf beiden Seiten des Atlantiks die gleiche Schutzwirkung bestünde. Die Bereiche, bei denen Standards noch zu große Unterschiede aufweisen, müssen eben verhandelt werden.

TTIP wäre besonders bedeutsam für Deutschland, die USA ist unser größter Handelspartner, noch vor Frankreich. Allerdings lauert da noch eine ganz andere Gefahr: Die Neujustierung der Obama-Administration hinsichtlich der wirtschaftlichen Ausrichtung der USA, diese wendet sich zunehmend weg von Europa (ca. 530 Mio. Einwohner) hin zu Südostasien (sollten sich die ASEAN Staaten einigen, dann ca. 620 Mio. Einwohner) über den Pazifik. Das Transpazifische Partnerschaft (TPP) Abkommen ist ratifiziert, aber bisher nur von 12 Staaten unterzeichnet.

Was treibt nun die TTIP Gegner um? Sie stört vordergründig, dass mit TTIP dann auch die Chlor-Hühnchen kommen würden, allerdings wird dabei verschwiegen, dass wir selber Antibiotika-Hühnchen im Handel haben. Der nächste Punkt ist, dass die etwaige Zuständigkeit in Streitfällen bei Schiedsgerichten auf privater Basis liegen würde, aber auch diese Vorgehensweise haben wir längst in Deutschland in Form von RA für Wirtschaftsmediation eingeführt. Der dritte Punkt betrifft den Vorwurf der Aushebelung der EU-Standards. Aber auch hier sieht es so aus, dass die Standards bei Umwelt, Medikamentenzulassung, Finanzprodukten und Korruption in den USA strenger ausgelegt sind, lediglich bei der Chemikalienordnung ist Europa etwas rigider. Sehr anschaulich wird das anhand von Korruptionsfällen (FIFA) und Umweltverstößen (VW); hier gehen die Impulse in der Verfolgung der Verfehlungen von den USA aus.

Und mit dem Protest wollen die Gegner gleich auch noch das bereits ratifizierte CETA Abkommen von Canada und der EU rückabwickeln. CETA wurde von 2009 bis 2014 verhandelt.

Die Argumente der Gegner sind nicht stichhaltig, hinter deren Aktionen steckt CAMPACT, ein Ausrüster für den anspruchsvollen Demonstranten, beheimatet in Verden an der Aller. Hier können Sie alles kaufen, um niveauvoll gegen Alles zu sein.

Dabei ist es so, dass der Abbau von technischen Handelshindernissen – und um nichts weiter geht es hier – den Lebensstandard der jeweiligen Menschen erhöhen. Technische Handelshemmnisse erweisen sich immer als größer als etwaige Zölle. Von diesen Abkommen werden nicht nur große Konzerne profitieren, sondern auch die KMUs. Das Wachstumspotential liegt in der Industrie bei +40%, in der Landwirtschaft gar bei 60%.

Fazit: TTIP muss ein Erfolg werden, anders würde TPP den Standard setzen und Europa würde von der Weltwirtschaft langsam aber sicher abgekoppelt werden.

Lange steht Herr Reitzig für die vielen Fragen zur Verfügung. Sicherlich können nicht alle restlos geklärt werden, das war auch nicht der Sinn des Vortrages, aber das Fördern der Sensibilität für die Notwendigkeit eines derartigen Abkommens wurde erhöht.

Diesen Abend werden wir noch lange in Erinnerung behalten.

(Text: Dr. Ralf Tempel, Fotos: Dr. Michael Greeske)


Pilsen - Reise zur Kulturhauptstadt 2015

Nordböhmen 10. - 13.10.2015

Unsere langersehnte Reise zur Kulturhauptstadt 2015 Pilsen (der anderen neben Mons), zum letzten Aufenthaltsort von Giacomo Casanova und zum Schloss der drei Kaiser steht an.

Samstag, den 10. Oktober 2015

Sehr früh treffen wir uns vor der Societät – alle sind gespannt und guter Laune – es ist noch dunkel als der Bus kommt und wir pünktlich losfahren können. Es dauert aber nicht lang bis die Sonne aufgeht, wir fahren in einen herrlichen Herbsttag hinein. Unterwegs gibt es einen Stopp und da dieser in Thüringen liegt, probieren wir eine entsprechende leckere Rostbratwurst. So gestärkt kommen wir unserem ersten Ziel, Marienbad, langsam näher, aber nicht ohne kurz vorher Franzensbad etwas genauer anzuschauen.

Pünktlich kommen wir danach in Marienbad an; wir werden sogleich in Empfang genommen. Unsere Führerin Theresia zeigt uns die Kleinstadt, deren Bedeutung erst im 19. Jh. heranwuchs und am Anfang des 20. Jh. zur vollen Blüte kam. Die Besonderheit besteht darin, dass die Stadt um den Park herum gebaut wurde. Damit liegen die wichtigsten Quellen, überdacht durch Kolonnaden, mitten in der Stadt im Park, von jedem einfach zu erreichen.

In Marienbad sprudeln mehr als 40 verschiedene Mineralquellen, die dank ihrer chemischen Zusammensetzungen für verschiedene Heilkuren verwendet werden.

Ein „Highlight“ ist die Singende Fontäne – eine Chorografie verschiedener Fontänen, unterlegt mit Musikstücken aus den Werken W. A. Mozart, B. Smetana, A. Dvořák, F. Chopin, J.S. Bach, sie lässt alle zwei Stunden die Passanten für einige Minuten innhalten.

Einer der vielen, berühmten Gäste war König Edward VII (1841-1910) von England. Er bevorzugte die Rudolfquelle, gespeist durch Glauber-Mineralwasser. Ein eigenes Badehaus wurde errichtet und die Geschichte erzählt, dass er zum Zwecke der Reduzierung der Leibesfülle in einen hölzernen Bottich gesperrt wurde, aus dem er nicht eher befreit wurde bis die eigens eingebaute Waage einen Erfolg der Trinkkur nachweisen konnte.

Auch Chopin und Goethe ließen sich hier gern sehen, letzterer hat sich – 72-jährig – in das 17-jährige Fräulein Ulrika von Levetzow verliebt. Obwohl sie ihm sehr zugetan war, hat er auf seinem Heiratsantrag nur eine unklare Antwort bekommen, er sollte sich darüber allerdings nur wenig gewundert haben, da der Legende nach, er schon ihrer Mutter und Großmutter den Hof gemacht haben soll.

Im „City Caffee“, bei einem Stück Kuchen und einem Kännchen Kaffee, genießen wir den schönen Nachmittag. Langsam kommt die Dämmerung und wir haben noch ein gutes Stück Weg vor uns.

Spät kommen wir dann in unserer Herberge für die nächsten Tage, im Schlosshotel Zbiroh, an. Es ist stockfinster, kein Licht weist uns den Weg. Aber als alte Pfadfinder finden wir was wir suchen. Oben dann auf dem Berg erwartet uns ein kolossales Schloss – schnell sind die Zimmer bezogen und uns zieht es in die Schloss-Taverne. Hier werden wir bereits erwartet; es gibt ein umfängliches Menü mit einem kräftigen Happen vom Rind und einheimisches Bier (Pilsner), dazu auch den einen oder anderen Becherovka.

Voll der verschiedensten Eindrücke fallen wir in unsere Betten.

Sonntag, den 11. Oktober 2015

Als erstes gibt es heute die Schlossführung. Das „Schloss der drei Kaiser“ - deren frühere Besitzer hießen Rudolf II., Karl IV. und Siegmund von Luxemburg. Einst war es eine frühgotische Burg, heute erstrahlt das Schloss im Stil der Neorenaissance.

Um das Ende des 12. Jh. wurde die romanisch-gotische Burg Zbiroh als ältester tschechischer Adelssitz das erste Mal geschichtlich erwähnt. Es beherbergt den tiefsten Brunnen Europas und damals auch den Templerorden. Seine heutige Gestalt als großes Renaissance-Schloss nahm das Schloss Zbiroh am Ende des 16. Jahrhundert mit Rudolf II., Kaiser des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation, an.
Es ist bis heute ein Magnet für viele prominente Persönlichkeiten. Einer von ihnen ist zweifellos der berühmteste Maler Böhmens, Alfons Mucha. Fast 20 Jahre lebte er im Schloss (zwei Räume sind ihm gewidmet) und hier war er auch als Großmeister der Freimaurer aktiv.

Leider erfahren wir nichts, trotz intensiven Fragens, über die jüngere Vergangenheit. So hören wir nichts darüber, dass sich in den letzten beiden Kriegsjahren ein SS-Stab hier eingerichtet hatte, um Feindsender abzuhören. Dabei wird auch von geheimen Gängen und ein Geheimversteck, von einem Flugzeug, dass viele Kisten brachte und das die SS-Leute Hals über Kopf ohne ihre Habe fliehen mussten, wo ist der Inhalt der Kisten, ging es dabei gar um das berühmte Bernsteinzimmer?
Ebenfalls erfahren wir nichts zur Übernahme des Schlosses durch die Kommunisten, der Ort verschwand für 50 Jahre von der Landkarte. Die umliegende Bevölkerung dachte, es sei ein Militärhospital, in Wirklichkeit war hier der Nachrichtendienst des Warschauer Paktes untergebracht, um den Nato Funkverkehr auszuspionieren.

Am späten Vormittag machen wir uns dann auf nach Schloss Dux. Wir fahren durch die schöne nordböhmische Landschaft, nichts erinnert mehr an die krankenden Wälder von vor 30 Jahren, als die Abgase der alten Braunkohlekraftwerke den sauren Regen brachten.

Sehenswert am Böhmischen Mittelgebirge sind besonders die markanten Kegelformen der Berge im südwestlichen Teil des Gebirges, gebildet durch große Mengen basaltischen Magmas infolge Vulkanismus, die sich aus einer fast ebenen, baumlosen Landschaft des Eger-Grabens erheben.

Gegen Mittag kommen wir in Dux an. Wir halten an der Sankt Barbara Kapelle. Neben dem Eingang hängt hier die Grabplatte von Giacomo Casanova, das eigentliche Grab ist nicht mehr auffindbar. Aber unsere Damen lassen es sich nicht nehmen, einmal die Hand auf die Platte zu legen. Dabei war Giacomo nicht nur Frauenversteher, sondern auch ein Finanzgenie, der z.B. zur Sanierung der Staatskasse in Frankreich die Lotterie einführte. Aber auch viele andere Geldgeschäfte wurden von ihm eingefädelt und als Ergebnis dessen er sehr oft seinen momentanen Aufenthaltsort wechseln musste.
Man(n) kann sich mit Sicherheit darüber streiten, aber als Schönling hat er auch zu seiner Zeit nicht gegolten, dafür war er aber unerhört beeindruckend und dazu ebenso groß – um die 1,90m – so dass er alle in seiner Umgebung um mindestens eine Haupteslänge überragte. Er hatte aber so seine faszinierende Art, sich Frauen zuzuwenden.
1784 traf Casanova in Wien den Grafen Joseph Karl von Waldstein, der ihm 1785 das Angebot machte, als Bibliothekar auf Schloss Dux zu arbeiten. Casanova verbrachte dort die letzten 13 Jahre seines Lebens, die von Eintönigkeit und ständigem Streit mit den anderen Schlossbewohnern geprägt waren, während derer er aber auch seine umfangreichen Memoiren schrieb. Zwei Räume sind heute noch Casanova gewidmet.

Dem Schlossherren kam es aber vor allem darauf an, einen geistreichen und charmanten Unterhalter für seine zahlreichen Gäste an seiner Seite zu haben. Beide liebten das ungezwungene Leben. Zu den Persönlichkeiten, die in enger Beziehung zum Schloss standen, zählen Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Frédéric Chopin und Ludwig van Beethoven, der hier konzertierte und dem Grafen Ferdinand Ernst von Waldstein das als „Waldstein-Sonate“ bekannte Klavierwerk widmete.

Zurück im Zbiroh, schütteln wir unsere Beine aus und umrunden die Burg. Danach führen uns unsere Füße direkt wieder in die Schloss-Taverne. Wir sind schon neugierig, auf das heutige Menü. Dieses fiel deutlich kärglicher aus als gedacht, dafür versuchte uns der „singende“ Kellner in Stimmung zu bringen, was einigen Mitreisenden sichtlich gefiel. Leider gab es auch einige Misstöne an diesem Abend, vor allem verursacht durch das Personal, das versuchte Leistungen bei einigen von uns doppelt abzurechnen, aber auch die Qualität des Weines schien über Nacht merklich gelitten zuhaben, ohne dass es sich auf dem Preis ausgewirkt hätte.

Montag, den 12. Oktober 2015

Heute fahren wir nach Pilsen. Die Strecke dahin ist relativ kurz und wir finden schnell die Brauerei, die einen modernen Eindruck auf uns macht.

Wir sehen noch ein Brauereimodell vom Ende des 19. Jahrhunderts, ein Sudhaus aus den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts und können die historischen Keller am Schluss der Führung bewundern, wo bis heute im traditionellen Verfahren, wie zu Zeiten des ersten Braumeisters, Pilsner Urquell gebraut wird. Aber die gesamte Produktionsanlage – das moderne Sudhaus und die Abfüllanlage wurden vor ca. 10 Jahren neu errichtet. Dass Bier aus so wenigen Zutaten besteht (die wir natürlich alle – bis auf das Wasser – auch probiert haben), verblüfft uns immer wieder. Mälzerei, die sogenannte Malzdarre (Trocknung), den Schwelkraum (Vortrocknen des Grünmalzes), das Labor und die Keller. Aber mindestens ebenso beeindruckend sind die riesigen Sudkessel, die wir wie selbstverständlich umrunden können. Höhepunkt ist die Verkostung des ungefilterten Pilsner Urquell in den historischen Kellern der Brauerei.
Anschließend halten wir Mittagstisch im eigenen Restaurant, natürlich bei Braten, Knödeln und einem Gläschen Pilsner.

Nun raffen wir uns aber doch noch auf, die Stadtbesichtigung steht an. Pilsen war jahrzehntelang eine graue Industriestadt. Bekannt ist den meisten das Pilsner Urquell, Skoda (was weit mehr als nur PKW ausmacht) und vielleicht noch der Puppenspielers Josef Skupa mit seinen Puppen Spejbl und Hurvínek.

Mittlerweile ist die Altstadt restauriert und steht unter Denkmalschutz. Es dominieren Jugendstilbauten. Das höchste Bauwerk der Stadt ist die St. Bartholomäus-Kathedrale, welche kurz nach der Stadtgründung erstmals belegt ist, ein mächtiges gotisches, dreischiffiges Bauwerk mit der spätgotischen Sternberg-Kapelle und dem viereckigen Turm. Das Rathaus stammt aus dem 16. Jh. und ist im Renaissancestil erbaut. Zwischen Rathaus und Kathedrale befindet sich die im Jahre 1691 errichtete Pestsäule. Nur zwei Straßen entfernt steht die Große Synagoge aus dem 19. Jahrhundert (zweitgrößte nach der in Budapest) und wurde im maurisch-romanischen Stil vollendet. Erwähnenswert ist noch das Franziskanerkloster mit der Mariä-Himmelfahrt-Kirche, die 1295 gestiftet wurde und damit zu den ältesten Bauten zählt.

Das Wetter ist sehr schön, wir können uns ein wenig draußen in den Straßencafés von dem vielen Erlebten erholen. So verbringen wir die Zeit angenehm neben der Kathedrale bis es uns dann langsam Richtung „Schwejk“ zieht. Hier genießen wir ein deftiges, leckeres Abendessen.

Dienstag, den 13. Oktober 2015

Wir fahren zurück und nehmen Abschied. Über Selb verlassen wir Böhmen. Nun freuen wir uns nun schon auf Weimar. Hier machen wir einen ausgedehnten Zwischenstopp. Es ist auf einmal sehr kalt geworden. Deshalb machen wir uns gleich zur Stattführung auf – Startpunkt ist der Goetheplatz.

Wir sehen das Deutsches Nationaltheater, das einst von Goethe gegründete Hoftheater bietet heute Oper, Schauspiel und Konzerte, weiter geht es zum Schillers und dann zu Goethes Wohnhaus und weiter zum 200-jährigen Ginkgo Baum am Weimarer Fürstenhaus. Von hier aus gibt es einen kurzen Abstecher zum Park an der Ilm, von den Weimarern kurz “Goethepark“ genannt, mit Ausblick auf Goethes Gartenhaus. Wieder zurück, kommen wir an der Herzogin Anna Amalia Bibliothek vorbei mit Blick auf das Stadtschloss, welches der Regierungssitz und Wohnstätte der Herzöge und Großherzöge von Sachsen-Weimar-Eisenach war.

Danach geht’s zum Marktplatz mit Rathaus, Cranachhaus und dem Hotel Elephant. Hier schlagen einige von uns zum zweiten Mal zu: Thüringer Rostbratwurst. Zurück führt uns der Weg vorbei an St.-Peter-und-Paul zum Bus.

Wir sind einhellig der Meinung, dass Weimar sich unbedingt gelohnt hat und die Führung ein Interesse auf „mehr“ geweckt hat. Sicherlich werden viele von uns hierher zurückkommen, dann aber um auch etwas mehr Kunst zu genießen, sei es im Staatstheater, bei Konzerten oder in einem Museum.

Spät am Abend kommen wir geschafft aber glücklich in Duisburg an. Eine schöne Reise hat ihren Abschluss gefunden.

(Text und Fotos: Dr. Ralf Tempel)


Besuch des Landtages

Landtag NRW / In den Räumen der SOCIETÄT DUISBURG e.V., 2. September 2015

Eine lange vorbereitete Veranstaltung findet heute statt. Auf Einladung unseres Mitgliedes, Herrn Holger Ellerbrock, MdL, kommen wir heute in den Landtag von Nordrhein-Westfahlen.
Den Anfang bildet ein Sicherheitscheck, aber das kennen wir ja vom Flughafen. Ab diesem Moment haben wir eine ständige Begleitung vom Besucherdienst. Es läuft alles wie am Schnürchen. Die Übergabe unserer Gruppe von einem Programmpunkt erfolgt jeweils auf die Minute pünktlich.

Zunächst bekommen wir eine Einführung zum Landtag (alles ist kreisförmig angeordnet – so fühlt sich jeder gleichberechtigt) selbst und zur heutigen Tagesordnung. Es wird der Kalender des Landtages erläutert, hauptsächlich geht es da um die Unterteilung in sitzungsfreie (aber nicht arbeitsfreie), Fraktions- und Plenarsitzungstage. Letztere dienen hauptsächlich der Information des Wahlvolkes, die Fraktionssitzungen zum Informationsaustausch unter den Arbeitsgruppen der Fraktion und die sitzungsfreien Tage zur Kontaktpflege zu den Wählern im Wahlkreis.

Es wird auch begründet, warum bei Plenarsitzungen nur ca. 50% der Mitglieder anwesend sind, der Rest arbeitet weiter in den Arbeitsgruppen bzw. wird die Zeit für persönliche Gespräche unter den Abgeordneten genutzt. Nur bei den „eigenen“ Themen ist die jeweilige Präsenz erwünscht.

Anschließend wohnen wir der Plenarsitzung bei. Man erkennt leicht, dass die Abgeordneten ein Schnitt der Bevölkerung darstellen; es gibt durchaus bei dem einen oder anderen Verwunderung zum Debattenstil.

Nach einer Stunde ist die Schnupperei beendet, wir treffen unser Societätsmitglied, Herrn Ellerbrock, zu einem Gespräch. Zunächst stellt er sich kurz vor, wo seine Schwerpunkte in der Vergangenheit lagen und wie er sich heute für die Wähler engagiert.

Die Fragen, die von uns gestellt werden, finden eine detaillierte Erwiderung. Wir können Herrn Ellerbrocks Erfahrungen bemerken, keine bleibt unbeantwortet, jeder Einwurf pariert. Zu seiner persönlichen Glaubhaftigkeit gehört aber auch sein Standpunkt, dass er sich bei Fragen seiner Wähler zu Spezialthemen, die nicht seinem Fachgebiet entstammen, gern von seinen Kollegen beraten lässt und eine ernsthafte Antwort dann später erteilt.

Viele Fragen aus der aktuellen Politik tauchen auf, wir merken nicht, dass die eine Stunde wie im Fluge vergangen ist. Aber da ist ja noch der Besucherdienst!

Wir bedanken uns sehr für die aufschlussreiche Diskussion, wünschen Herrn Ellerbrock persönlich und der FDP alles Gute.

Zum Abschluss hält der Landtag noch Kaffee und Kuchen in seiner Kantine für uns bereit. Wir greifen gern zu.

Nach diesem interessanten Nachmittag im Landtag fahren wir wieder zurück zur Societät. Hier erwartet uns schon Frau Borgards mit ihrer köstlichen Kartoffelsuppe und ein Schlückchen Bier / Wasser.

Es gibt viel auszutauschen, die Stimmung ist prächtig. Nur schwer können wir heute auseinander gehen.

(Text und Fotos: Dr. Ralf Tempel)