Julia Dauksza: „Autobahn der Freiheit“

Präsentation durch Herrn Frank Wohlfarth, Mitglied der Societät
In der Galerie Wohlfarth in Duisburg, 22. November 2021

Wir sind eingeladen in die „Hinterhofgalerie“ von Frank Wohlfarth im Medienhauskomplex an der Falkstraße 77 in Duissern. Er ist bekannt als Eigentümer des Wohlfarth-Verlags und erfüllt sich mit seiner neuen Galerie einen lang gehegten Wunsch. Er möchte in seiner Galerie ausschließlich Werke von Künstlern zeigen, die er besonders schätzt und die zu „meiner Galerie passen“.
Seine Einladung erfolgte sehr kurzfristig und gilt einer jungen Künstlerin, die er schon einige Jahre begleitet und zu ihm „passt“: Julia Dauksza. Sie arbeitet und lebt in Düsseldorf, war in der Zeit von 2005-2010 an der Kunstakademie Düsseldorf, hier u.a. Meisterschüler bei Prof. Siegfried Anzinger. Seit 2009 stellt sie bei Gruppenausstellungen in den U.S.A. Türkei und Frankreich aus, außerdem hatte sie Soloausstellungen in Deutschland, Polen und Frankreich. Die Soloausstellung in Deutschland erleben wir jetzt mit „Autobahn der Freiheit“ in der Galerie Wohlfarth.
Herr Frank Wohlfahrt stellt die Künstlerin kurz vor. Sie verarbeite mit ihren Bildern und Kompositionen Emotionen, die sie teils über Monate und Jahre antreiben. Die eigenwillige Künstlerin will ansonsten keine ihrer Werke erklären, jeder Mensch hat das Recht der individuellen Inspiration ihrer Arbeiten. Sie sei eine Künstlerin, die Eindrücke aus der unmittelbaren Umgebung aufgreift und verarbeitet. Nun ist ein großer Teil an Eindrücken in den letzten beiden Jahren einfach weggefallen. Was tun? In ihrem Falle: Sie setzt sich in ein Auto und fährt in ihre Vergangenheit und nennt den Weg dahin die „Autobahn der Freiheit“. Alles, was um sie herum passiert, greift sie auf, ob es Kühe des Nachts auf einer Wiese auf der sie gerade im Auto übernachtet oder ob es ein Heuschober mit den Bildnissen Ihrer Mutter und Großmutter sind.
Entdecker Wohlfarth ist sich seiner Sache sicher, wenn er voller Überzeugung sagt: „Ich habe viele Talente entdeckt und begleitet, aber Julia Dauksza ist schon jetzt ein glänzender Rohdiamant, von dem die Kunstwelt noch viel erwarten kann.“

(Text: Dr. Ralf Tempel, Fotos: Dr. Ralf Tempel)


Völkerwanderung in Europa

Vortrag von Herrn PD Dr. Christoph Eger, LVR-Archäologischer Park Xanten,

Gans-Essen

In den Räumen der SOCIETÄT DUISBURG e.V., 9. November 2021

Wir sammeln uns zunächst wieder in dem schön geschmückten, herbstlichen Kaminbereich. Das Feuer lodert und der Begrüßungssekt tut ein Übriges, unsere Stimmung ansteigen zu lassen.

Der Vorsitzende eröffnet den Abend. Er bedankt sich bei den vielen, die geholfen haben, die Räumlichkeiten so anheimelnd aussehen zu lassen. Er erinnert an die besonderen Ereignisse, die es an diesem Tage in der Vergangenheit gab, nicht zuletzt an 1989 mit dem Mauerfall.

Aber heute begehen wir Sankt Martin. Bevor es zum großen Essen kommt, singen wir dieses Mal a cappella das gleichnamige Lied.

Kommen wir nun zum ersten Höhepunkt des Abends, dem Gans-Essen. Es gibt einen sehr umfangreichen Vorspeisen-Gang, hier allein könnte man sich schon verirren von den vielen verschiedenen Köstlichkeiten. Im Hauptgang wartet auf uns die Gans, als Keule oder Brust, dazu eine Orangen-Apfel-Sauce mit Maronen & Bratapfel, wunderbare Knödel und Apfelrotkohl oder Rosenkohl, je nach Geschmack. Aber auch für die Alternative ist hier gesorgt mit einer auf der Haut gebratenen Lachsschnitte.

Das Thema unseres Abends, zu dem wir Herrn PD Dr. Christoph Eger von der LVR begrüßen, erfordert unsere ganze Aufmerksamkeit. Der Vorsitzenden stellt die Vita von Herrn Eger vor.

Herr Dr. Eger leitet seinen Vortrag mit einer Frage ein: Wann war eigentlich die Völkerwanderung? Um gleich die Aufklärung nachzuliefern: 375 – 568, es könnte aber auch schon 100 Jahre früher anfangen haben. Doch damit beginnt auch schon das Dilemma – oder besser gleich den Plural nehmen – die Dilemmata. Es kann schlicht nicht genau festgestellt werden, wer (als Volk abgegrenzt) da wanderte und genau in welchem Jahr es begann und welches die jeweiligen Ursachen waren. Man kennt einzelne Ereignisse, die man damit verknüpft. Aber genau genommen war es eine Transformation. Das „alte“ Rom siechte – je nach Sichtweise erhaben oder verlottert – förmlich dahin. Die neuen Kräfte, als Barbaren bezeichnet, übernahmen mehr und mehr das Leben der Römer, sei es als Handwerker, in der Verwaltung oder in der Armee. Es ging hier nicht um Auslöschung der alten Ordnung, sondern vielmehr um Assimilierung, nutzen der Vorteile des römischen Lebens. Die Germanen z.B. waren durchaus schon weiter in der Christianisierung als die Römer. Auch wurden nicht immer heftige Schlachten geschlagen; man kann sich das eher als lästiges auf die Füße steigen vorstellen, dass die Barbaren mit den Römern trieben. Mal hier mit der eigenen Stärke den Römern ein paar Zugeständnisse abgeluchst, mal innige Familienbande geknüpft oder sich einfach mal etwas genommen, wenn die Römische Armee gerade anderswo beschäftigt war. Ja, so einfach wie gerade geschildert war es nicht, aber der ständige Druck auf die Außengrenzen des Reiches hatte schon Spuren hinterlassen und die Römer zu Zugeständnissen gezwungen.

Wer waren diese Barbaren? Sehr oft tauchen hier die Hunnen, aus Innerasien stammend, auf. Das Problem, man weiß nicht genau woher und es gab auch nicht „die“ Hunnen, ein Teil strebte nach China, ein anderer nach Persien und die dritte Hauptrute führte Richtung Rom. Und diese Wanderung treibt andere Völker vor sich her, die sich dann auch nach – und auch in Absprache mit – Rom, aufmachten, denn Rom dürstete nach neuen Rekruten, die Verteidigung des Reiches war doch sehr aufwändig. Es kamen später noch Westgoten, die wiederum sich mit den Franken auseinandersetzten, nochmals später die Slaven, die dann weite Teile Germaniens besetzten.

Aber das alles geschah über lange Zeiträume. Man brach auf, suchte neues Land, ging in der bestehenden Bevölkerung auf, zog später abermals weiter, Teile anderer Volksgruppen schlossen sich an. Die Gründe dafür sind vielfältig: Armut einerseits / Anziehung des römischen Lebens andererseits, Unterentwicklung, Bevölkerungsdruck, Umweltzerstörung, Bürgerkrieg oder Unterdrückung. Ob nun nur ein Grund oder gleich mehrere vorlagen ist hierbei einerlei.

Das allgemeine Fazit in der Runde: Aber sieht es heute nicht ähnlich aus? Das Thema Völkerwanderung ist hochaktuell und wird uns weiter begleiten, vielleicht war es immer schon dabei und wird uns ewig erhalten bleiben, egal ob als Reisender oder Gastgeber?

Ein hochinteressanter Abend, der mit einer Vielzahl von Details zur Völkerwanderung aufwartete, geht zu Ende.

(Text: Dr. Ralf Tempel, Fotos: Dr. Michael Greeske & Dr. Ralf Tempel)


Alma Mahler-Werfel - Gefährtin genialer Künstler

Vortrag von Frau Monika Schollin

In den Räumen der SOCIETÄT DUISBURG e.V., 1. Oktober 2021

Die Zeit um 1900 war eine besondere, aufregende Zeit für uns Europäer. Wirtschaftlich ging es durch die Industrialisierung stetig voran. Das hatte positive und negative Folgen. Es gab aber auch in der Kunst ein neues Zeitalter mit Jugendstil und Art Deco. Musiker, Literaten und Maler interpretierten ihre Arbeiten neu. Diese wurden inspiriert durch viele neue Eindrücke manche durch besondere Menschen. Eine dieser Musen war Alma Mahler-Werfel. Eine Frau im Zwiespalt der Betrachtungsweise. Gefährtin genialer Künstler und /oder geniale Selbstdarstellerin? Frau Monika Schollin wird heute etwas Licht ins Dunkle bringen.

Apropos Dunkel, die Tage werden kürzer und kühler, wir haben unseren Kamin wieder angefeuert, es entsteht die bekannte, anheimelnde Atmosphäre, die es vielleicht auch braucht, sich in das Leben eines anderen besser hineinzufühlen.

Die Mitglieder und Gäste werden durch den Vorsitzenden auf das herzlichste begrüßt. Er freut sich, dass man wieder zahlreich der Einladung des Veranstaltungswarts schon eine Woche nach der letzten Zusammenkunft (Kartoffel!) gefolgt ist, zeigt es doch das hohe Interesse an den Vorträgen / gemeinsame Treffen der Societät.

Als wir platzgenommen haben, lässt es sich unser Gastronom nicht nehmen, das heutige Menü selbst vorzustellen. Es ist aber auch nicht einfach österreichische Spezialitäten unfallfrei auszusprechen und gleichzeitig deren wahre Natur zu erkennen, so u.a.: Ochsensattel an Kren, Carpaccio vom Kalbszüngerl mit Ribisl, Pataten-Eierschwammerltorte, faschierte Kräuterlaibchen oder Vorarlberger Lumpasalot. Als Hauptgang Tafelspitz bzw. frisch gebratenen Fogosch und hinterher als ein weiterer Höhepunkt: Kaiserschmarrn!

Aber nun kommen wir langsam zum zweiten Teil des Abends, den Vortrag. Frau Monika Schollin wird ordentlich vorgestellt, dabei kommt auch Ihre Herkunft aus einer bekannten Duisserner Familie zur Sprache: Schlegtendal. Ihre Vorfahren waren allesamt Mitglieder der Societät – u.a. war Gottfried Schlegtendal Bürgermeister der Stadt Duisburg von 1851 bis 1863.

Frau Schollin springt dann direkt in das Thema: Alma = Gefährtin genialer Künstler und /oder geniale Selbstdarstellerin? Jedenfalls war sie eine der umstrittensten Figuren der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Für die einen war sie die große Dame mit großer Ausstrahlung, für andere ein Monstrum, eine Egomanin, die ihr eigenes Profil im Dunstkreis bekannter Genies sucht.

Früh kam sie in ihrem Elternhaus mit großen Künstlern in Berührung und sehr früh zeigte sich ihr Hang zu Macht über andere zu erlangen und diese dann zu erniedrigen.

Mit 17 bemühte sich der Maler Gustav Klimt um sie, mit dem Komponisten Alexander von Zemlinsky hatte sie eine Beziehung, die auf ihrer Bewunderung für den Komponisten und seiner Anerkennung ihrer Begabung, der Musik, basierte.

Gustav Mahler war sofort fasziniert von ihr – dabei waren beide sehr unterschiedlich, Mahler zeigte kein Verständnis für ihre kompositorischen Ambitionen. 1901 entschied Alma Schindler sich, den 19 Jahre älteren Komponisten und Wiener Operndirektor Gustav Mahler zu heiraten, aber damit hörten ihre eigenen Arbeiten zur Komposition auf. Zwei Töchter und später ein Sohn erblickten das Licht der Welt, ihre Empathie hielt sich hier in Grenzen. Das Ehepaar sah sich mit einem steigenden Berg von Schulden konfrontiert, trotz der enormen Arbeitsleistung Mahlers ging es nur langsam voran, Alma vereinsamte und ging kleine Flirts / Liebschaften ein.

Krach an Mahlers Arbeitsplatz führte zur Übersiedlung nach New York, er formte das „New York Philharmonic Orchestra“, was mit sehr viel Arbeit verbunden war und zur weiteren Entfremdung der Eheleute führte. Alma begann zu trinken und nahm immer mehr die Gestalt einer Walküre an. Eine Kur in Tobelbad, einem kleinen, in Mode gekommenen Kurort in der Steiermark, sollte sie auf bessere Gedanken bringen, hier lernte sie Walter Gropius kennen. Es stürzte ihre Ehe in eine Krise und Mahler wurde empfohlen, Sigmund Freud aufzusuchen, der ihn auch empfing. Freuds Diagnose: Alma liebe ihren Vater, sie sucht nach solchem Typus, Mahlers Alter ist gerade das, was sie anzieht, Gustav wiederum liebe seine Mutter und suche diesen Typus der vergrämten und leidenden Mutter, dass wolle er auch unbewusst von seiner Frau. Mahler begann sich nun intensiv um die Zuneigung seiner Frau zu bemühen. Er widmete ihr seine 8. Sinfonie. Aber bald darauf, schwer erkrankt, verstarb Gustav Mahler. In Wien war Alma dank der Witwenpension und des Erbes Mahlers eine wohlhabende Frau mit beträchtlichem Vermögen und heftig umworben. Sie war verzweifelt, gewöhnte sich aber schnell an die neue Freiheit, mit 32 Jahren hatte sie ein großes Bedürfnis für Anerkennung und Befriedigung.

Die Affäre mit Oskar Kokoschka dauerte drei Jahre, im Rückblick sah Alma es als dreijährigen Liebeskampf: „Niemals zuvor habe ich so viel Krampf, so viel Hölle, so viel Paradies gekostet“. Kokoschkas größtes Problem war seine Eifersucht auf andere Männer und auf den toten Mahler. Aber in dieser Zeit entstanden Kokoschkas wichtigste Bilder.

Alma taktierte zwischen Gropius und Kokoschka. Antisemitische Züge nahmen immer mehr Besitz von ihr, aber die alte Liebe zu Gropius flammte wieder auf. Auch andere Größen der Zeit standen auf der Matte, wie Gerhard Hauptmann, Hans Fitzner oder Siegfried Ochs. Was Walter Gropius bewog, Alma zu heiraten, verstand niemand, aber ihre Tochter Manon kam zur Welt.

In Almas Salon in Wien trafen sich Komponisten, Maler, Wissenschaftler und Politiker. Bei der 38-jährigen fand sich auch der elf Jahre jüngere Franz Werfel ein, sie verliebten sich sofort ineinander. Zunächst blieb Alma bei Gropius, aber auch Kokoschka war nicht weit …

Schließlich war die Ehe doch am Ende, Gropius nahm alle Schuld auf sich, obwohl das Verhältnis zwischen Werfel und Alma bekannt war. Im Berlin der 20er Jahre betörte sie ihre Gäste in Restaurants mit ihrer Vitalität – Essen und Trinken, also „raffinierte, komplizierte und sichtlich teure Speisen und vor allem reichlich schwere Getränke“ waren die Basis, um Menschen an sich zu binden.

Alma kaufte ein Palazzo in Venedig, versuchte den Nachlass von Mahler besser zu vermarkten und Werfels Romane bekannter zu machen, letzterer war ihrer Herrschsucht nicht gewachsen.

Sie tröstete sich immer häufiger mit Alkohol, heirate kurz vor ihrem 50sten Geburtstag noch Franz Werfel – bald hatte man sich aber nichts mehr zu sagen. Sie hielt Hof in ihrem Wiener „Palast“ (Salon), zu dem wieder Politiker, Künstler und Wissenschaftler kamen, ein Besucher berichtete irritiert über die sexuell aufgeladene Atmosphäre im Hause Mahler-Werfel: „Sex war das Hauptgesprächsthema, und meistens wurden lärmend die sexuellen Gewohnheiten von Freunden und Feinden analysiert“.

Alma demütigte Werfel, allein ihm fehlte die Kraft sie zu verlassen. Die Judenverfolgung trieb sie durch halb Europa, schließlich gelang die Flucht nach Amerika. Sie gingen, wie andere, nach Los Angeles. Mit dem schriftstellerischen Erfolg verbesserte sich die finanzielle Lage, es ermöglichte dem Ehepaar, in Beverly Hills eine komfortablere Villa zu erwerben. Aber bald darauf starb auch Werfel, ihr Leben wurde immer stiller und zurückgezogener.

Sie lebte extensiv – ihre vulkanartige Wirkung auf Menschen war legendär. Ihr Leben – das war vor allem ihre Begeisterungsfähigkeit für alles Künstlerische. Sie war die Muse großer Künstler, die selber nicht (sein) konnte.

(Text: Dr. Ralf Tempel, Fotos: Dr. Michael Greeske)


Die Kartoffel - Die tolle Knolle

Vortrag von Herrn Dr. Ralf Tempel & Reibekuchen-Essen

In den Räumen der SOCIETÄT DUISBURG e.V., 24. September 2021

Ein ganz interessanter Nachmittag / Abend steht an: Zunächst der Vortrag über die Kartoffel und danach das Essen von Reibekuchen. So war es bereits vor einem knappen Jahr geplant, fiel aber – wie so viele andere Veranstaltungen – sehr kurzfristig COVID zum Opfer. Also heute ein Nachholtermin! Aber wer denkt, es ist alles wie immer, der irrt. Wir fangen heute zwei Stunden früher an, damit können wir ausführlicher Erntedank feiern. Und es ist alles bestens präpariert: Der Weg aufwärts in unsere Räumlichkeiten ist gesäumt von den verschiedensten Kürbissen. Oben angekommen empfängt uns ein anheimelndes Feuer im Kamin, wahrlich, es ist gemütlich. Ebenfalls hat es uns der Tischschmuck angetan: Schön dekoriert mit Erika, Weinlaub, Vogelbeere und Kürbisschen auf Jutesack, einfach umwerfend. Das Ehepaar Dr. Michael und Marlies Greeske zusammen mit dem Veranstaltungswart, Frau Katharina Tempel, und dem Gastronomen, Herr Klaus Hobohm, haben uns hier ein Lächeln ins Gesicht gezaubert, welches den ganzen Abend über nicht nachlassen wird.

Es ist heute vieles anders, der Vorsitzende, Herr Dr. Ralf Tempel, begrüßt zwar die Mitglieder und Gäste wie immer, aber er hat auch einen geänderten Ablauf zu verkünden. Es wird – nach dem Begrüßungscocktail – kein Sekt, sondern Beeren an Vodka – mit einem warmen Gruß aus der Küche begonnen: Kartoffelrösti mit Parmesan, Scharfe Kartoffelspalten mit Knoblauchmajo und Döppekooche werden serviert. Dazu gibt es – auch natürlich – Kartoffel-Schnaps, in Form eines Vodkas. Und nun kommt schon der Vortrag. Während der Vorsitzende, der heutige Vortragende, denkt, er kann sich hier schnell durchwurschteln, stellen der stellvertretende Vorsitzende und unser Gastronom alles auf den Kopf: Der Vortragende wird durch Herrn Dr. Greeske ordentlich vorgestellt und der Gastronom verkündet, er wird dem Vortragenden heute assistieren, natürlich ohne Absprache – es soll ja helle Freude aufkommen!

Der Vortrag beginnt und Dr. Ralf Tempel lässt sich durch den nunmehr anwesenden „Assistenten“ nicht groß stören. Er berichtet vieles zur Geschichte, zum Aufbau, zu den verschiedenen Sorten, zur Verbreitung, zum Erscheinungsbild der s.g. Knollnase, zur Vergiftungsgefahr, zu mehr oder weniger sinnvollen Anwendungen außerhalb der Küche und die verschiedensten Sprüche im Zusammenhang mit der Kartoffel. Bei Nennung verschiedener Sorten hebt Herr Hobohm verschiedenste Knollen, die er extra beschaffen konnte, in die Höhe – so anschaulich war es nicht vorgesehen, aber eine tolle Idee. Auch bei der Einteilung der Kochtypen in „Mehlig kochende Speisekartoffel, Typ: B-C und C (blau)“ rieselt nebenan Mehl aus einer Tüte hernieder.

Der Vortragende hatte zuerst Bedenken über ein Thema zu referieren, bei dem ein Großteil des Auditoriums selber profunde Kenntnisse darüber aufweisen kann. Da der Referent es aber vermied, irgendetwas zur Zubereitung selber zu sagten, konnte er auch diese Klipper erfolgreich umschiffen. Und schließlich war der Vortrag auch sehr locker und dazu sehr illustrativ angelegt. Ein wirklich unterhaltsamer und trotzdem informativer Vortrag,

Nun können wir uns ganz der Kartoffel hingeben: Pellkartoffeln, Kräuterquark, Leinöl, Rheinische Riewekooke, hausgemachter Apfelkompott, Rübenkraut, Räucherlachs, Lachs-Caviar-Creme – die Reibekuchen sind einfach köstlich und ganz frisch zubereitet!

Wir verwenden noch viele Gedanken an den Vortrag und das Essen und sitzen noch lange zusammen, niemand möchte gleich nach Hause.

(Text: Dr. Ralf Tempel, Fotos: Dr. Michael Greeske)