E-Mobilität - Wer kriegt die Kurve?

Vortrag von Herr Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer,
Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen,
Gründer und Direktor des CAR (Center Automotive Research)

In den Räumen der SOCIETÄT DUISBURG e.V., 9. Mai 2017

Der Sektempfang lässt uns ungezwungen ins Gespräch kommen, manche haben sich länger nicht gesehen und freuen sich einander begrüßen zu können. Das Wetter lädt sogar ein, nach draußen auf die Terrasse zu gehen mit Blick auf Elefanten und Giraffen und die Sonne steht noch weit weg über dem Horizont.

Der Vorsitzende, Herr Dr. Ralf Tempel, begrüßt alle Mitglieder und gibt einen Abriss zu den Geschehnissen der letzten zwei Wochen: Eine fantastische Reise in die Champagne, ein Hackerangriff auf unsere Webseite und dessen erfolgreiche aber auch aufwändige Abwehr, die Beendigung der Zusammenarbeit mit dem bisherigen Caterer Feinkost-Kersten und die Suche nach einem neuen, Wiederherrichten der Terrassen  und Anschaffung neuer Möbel (dieses Mal Tische und Stühle).

Aber nun können wir die Kunst des neuen Caterers gebührend würdigen: Frau Bianca Wilk und Herr Torsten Finke haben die Räumlichkeiten hervorragend hergerichtet, die Tische sind wunderbar eingedeckt und die offerierten Speisen erinnern an die guten alten Zeiten, auch wenn die gerade erst ein knappes halbes Jahr her sind. Die Bedienung ist flink, es klappt alles wie am Schnürchen, die Anwesenden sind begeistert.

Nach dem Essen ergreift der Vorsitzende abermals das Wort, er stellt unseren heutigen Gast, Herrn Professor Dudenhöffer kurz vor. Er weiß vermutlich mehr über Autos als sonst ein Mensch auf der Welt, kann die globale Exportstrategie von den renommiertesten Firmen der Autobranche analysieren aber häufig ist er Polarisierer, Agitator, Voranprescher, Ideengeber oder oft auch Nervensäge für Deutschlands wichtigste Industrie.

Prof. Dudenhöffers Einstieg: In Deutschland beginnt augenblicklich die Auslieferung von Pizzas mittels Roboter (sieht aus wie die Spielzeug Ausgabe des russischen Mondautos „Lunochod“). Einen Grund, warum das automatisch fahrende Auto immer weiter um sich greifen wird, benennt er auch gleich selbst: Das größte Problem im heutigen Verkehr ist der Mensch, vielmehr seine Entscheidungen, die sowohl falsch als auch zu spät fallen und so zu gefährlichen Situationen bzw. zu der hohen Zahl von Verkehrstoten und -verletzten führen. Das größte Risiko – also den Menschen – aus der Entscheidungskette im Straßenverkehr zu eliminieren könnte somit hilfreich sein. Die weitere Digitalisierung der Mobilität wird weiter voranschreiten. Wie sieht denn aber der Ist-Zustand aus?

„Die heile Welt“ bietet seitens der Auto-Hersteller vor allem eine Vielzahl von verschiedensten Karosserievarianten für den Kunden (Plattform-Strategie). In den Industrieländern herrscht Sättigung mit 600…750 Autos je 1.000 Einwohnern, d.h. jedes neu verkaufte Auto verdrängt ein altes in die Schrottpresse. Die Hersteller lassen sich immer wieder neue Karosserie Modelle (SUV für die Straße, nun auch noch ein SUV als Cabrio) einfallen, um einen Ersatz der bestehenden Fahrzeugflotte zu erreichen. Die globalen Zuwächse lassen sich nur noch in Südostasien, heute zum Großteil in China, erreichen.

Die Auswirkungen des Autoverkehrs auf die Umwelt sind vielschichtig, so hat z.B. der Eisbär mit dem CO2 Ausstoß ein Problem, da ja seine Eisscholle immer mehr zusammenschmilzt. Die freiwillige Selbstverpflichtung von 2008 zur Reduzierung des Ausstoßes auf 140g/km erweist sich als Makulatur, dieses wird in der Regel nur auf dem Rollenprüfstand in warmer Halle erreicht. Die Praxiswerte liegen um ein vielfaches höher. Dabei hat die deutsche Autoindustrie technologisch durchaus profitiert: Energiesparende Autos gibt es nun auch von Mercedes, BMW & Co mit 3-Zylinder Motoren und Start-Stopp-Automatik, die damit wieder zu Technologietreibern wurden. So erreicht man nun offiziell 120g/km, prüft man etwas straßentauglicher, so kommt man wieder bei dem ursprünglichen Wert von ca. 165g/km an. Dazu kommen noch andere – weniger legale – Tricks, wie etwa jetzt ruchbar geworden bei der VW-Diesel Affäre. Nur ist VW dabei ein kleiner Sünder, da sind ganz andere, die ein Mehrfaches an NOx ausstoßen. Die mittelfristigen Konsequenzen sind klar: Weg von den Verbrennungsmotoren, Vorreiter ist hier Kalifornien, dass ab 2030 keine neuen „Verbrenner“ mehr zulässt.

Radikale Innovationen müssen also her. Und diese kommen vermehrt nicht aus dem traditionellen Kreis der Autohersteller:

  • Reine Stromer, wie z.B. Tesla
  • Roboter Autos, wie z.B. Google, Apple, Intel & Co
  • Sharing Economy, wie z.B. Uber

Elektroautos mit Brennstoffzelle gibt es hierzulande seit 30 Jahren, der Durchbruch blieb aus, z.T. lag es am Prinzip (Wer hat schon immer Wasserstoff zur Hand?) und die Infrastruk­tur ist nie wirklich in Angriff genommen worden. Allen Musk hat mit seinem elektrisch be­trie­benen Tesla ein stylisches Auto in den Markt geworfen mit einer Reichweite von 500km. Er baut auch gleich noch die Infrastruktur, die dabei benötigten Batterien und die übers Land verteilten Schnellladestationen. So können sich Innovationen leichter durchsetzen.

Bei den Roboter Autos wird auf eine vollautomatische Steuerung vertraut, als Fahrer hat man keinen Stress mehr, kann sich in seinem „Wohnzimmer“ zurücklehnen und mal schnell im Internet shoppen gehen. Man stelle sich vor, ein Porsche ohne Lenkrad, will das ein heutiger Porschefahrer? Aber die autonom fahrenden Autos sind im Kommen, ganz sicher.

Bei Sharing Economy wird Geld über Provisionen verdient, ganz normale Autofahrer stellen ihr Auto und sich selbst als Fahrer zur Verfügung, quasi als personalisierter Taxidienst. Und alle Autobauer denken in dieselbe Richtung, denn wenn sie das nicht tun, verlieren sie innerhalb der Wertschöpfungskette, sie nehmen dann nur noch eine Stelle als Zulieferer, wie heute Hella oder Bosch, ein. Vielleicht ruft man sich ein automatisches Auto, fährt dann ein Stück bis zu seinem Ziel und das Auto sucht sich anschließend selbst einen Parkplatz.

Es wird neue Strukturen geben. Dazu wird auch gehören, dass die klassischen Autohäuser obsolet werden, vielleicht bestellt man sie bei Amazon.  Die Zukunft bleibt spannend. Ein sehr aufschlussreicher Vortrag zur Innovation.

Die sich anschließende Diskussion ist vielfältig, jede Frage findet eine ausführliche Antwort.

Schließlich kann sein aktuelles Buch mit einer persönlichen Widmung erworben werden, wovon reichlich Gebrauch gemacht wird.

Wir genießen diesen Abend sehr und das liegt auch an diesem hervorragenden Vortragenden, der zugleich tiefgreifend, charmant und mit einem Tüpfelchen Humor, den Finger in die (automobile) Wunde legen kann.

(Text: Dr. Ralf Tempel, Fotos: Dr. Michael Greeske)


Fahrt in die Champagne

vom 29. April bis 2. Mai 2017

Samstag, 29. April 2017

Rudi wartet bereits, der Reisebus ist bestens präpariert, uns wird es an nichts mangeln und für die hervorragende Stimmung an Bord sorgen wir selber. Unsere Reise beginnt um 07:00 Uhr vor der Societät. Wir alle sind schon sehr gespannt, was uns in einer Gegend erwarten wird, die für Ihren hervorragenden Schaumwein bekannt ist.

Unterwegs haben wir einen kurzen Stopp in Wasserbillig, eine Ortschaft am Zusammenfluss von Sauer und Mosel im Osten des Großherzogtums Luxemburg. Allerdings ergreifen wir nicht Gelegenheit, uns mit Tabak, Kaffee oder Spirituosen zu proviantieren. Anschließend fahren wir noch einen kleinen Schlenker, unsere Reiseführerin Anne-Catherine steigt in Metz zu. Sie war schon bei unserer letzten Frankreich-Tour durch das Elsass dabei – auf sie wollten wir keinesfalls verzichten.

An diesem Nachmittag besichtigen wir einige Denkmäler der Schlachtfelder des Ersten Weltkrieges. Als erstes betreten wir die Zitadelle von Verdun durch ihren unterirdischen Eingang, um dann eine Rundfahrt mit dem „kleinen Zug“ durch die „Unterwelt“ zu unternehmen, plastisch werden die Grauen und die Tristesse fühlbar. Danach fahren wir zum Fort Douaumont, das größte und stärkste Werk des äußeren Fortgürtels der französischen Festung Verdun in Lothringen. Hier lernen wir den Aufbau einer Festung kennen und das Leben darin. Anschließend kommen wir auch noch am Beinhaus von Douaumont vorbei, einer Grabstätte für die Gebeine der Gefallenen, die nach der Schlacht um Verdun nicht identifiziert werden konnten. Nach allem begreift man die Sinnlosigkeit eines Krieges sehr lebhaft und eindrucksvoll.

Nach einer Pause setzen wir die Fahrt fort und erreichen am Abend Troyes, wir checken schnell im „Hotel de la Poste“ ein, um gleich danach zu Fuß zu unserem, für diesen und den nächsten Abend, vorgesehenen Restaurant zu gelangen.

Sonntag, 30. April 2017

Ein sehr sonniger und warmer Tag erwartet uns und ein ausgedehnter Stadtrundgang steht auf dem Programm. Troyes weist prächtige Fachwerkhäuser auf, die Altstadt hat zudem die Form eines Champagnerkorkens. Wir entdecken die Kathedrale mit ihren herrlichen Fenstern, aber auch kleine Innenhöfe und enge Gassen.

Am frühen Nachmittag setzen wir uns in den Bus und fahren nach Colombey-les-deux-Eglises. Hier lebte General de Gaulle. Dass erst wenige Jahre alte Memorial Charles de Gaulle ist ein großzügig gestaltetes Museum. Von hier haben wir einen herrlichen Blick über das Land. Das Museum zeigt in anschaulicher Weise die Geschichte des französischen Widerstandes im Zweiten Weltkrieg, aber auch die Aussöhnung mit Deutschland. Denn Konrad Adenauer wurde ein Freund des Generals und war der einzige Staatsmann, den er jemals in seinem Privathaus empfing.

Jetzt kommen wir zu einem Programmpunkt, den schon viele entgegenfiebern, steht doch die Reise genau unter diesem Motto „Champagne“. Ein Besuch einer Champagner Kellerei ist ein Muss, heute eine kleine Kellerei in Bligny mit dem Namen Moutaux, ein Familienbetrieb in der 5. Generation. Die Lese der Trauben geschieht per Hand und es wird mehrmals gelesen, um die maximale Reife zu erreichen. Der Champagner setzt sich aus den beiden Trauben Chardonnay und Pinot Noir in unterschiedlicher  Zusammensetzung – je nach Vorlieben – zusammen. Der Chef erzählt en détail die einzelnen Schritte von der Traubenlese bis zur Champagner Reifung. Wir haben die Gelegenheit, einige Champagner zu testen. Wir nutzen im Anschluss die Möglichkeit, das ein oder andere Erzeugnis zu erwerben, der Chef kommt kaum mit dem Ausfüllen der Bestellungen hinterher. Wir sind alle sehr begeistert.

Mit starker Zuladung treten wir die Rückreise nach Troyes an.  Kaum ausgestiegen, wenden wir uns wieder unserem gestrigen Restaurant zu und genießen noch einen schönen Abend.

Montag, 1. Mai 2017

Heute ist Feiertag. In Frankreich werden Maiglöckchen überreicht, wir krönen heute unsere „Maikönigin“, Frau Jutta Bock. Zunächst lassen wir sie schon im Bus hochleben, später statten wir sie auch mit allen Insignien ihrer Macht aus. Entsprechend bedankt sie sich später bei ihrem „Volk“.

Doch zuerst geht’s in den Naturpark der Berge von Reims, hier liegt der Leuchtturm von Verzenay, der heute das Weinbergmuseum beherbergt. Sein Lichtkegel reichte einst bis nach Reims. Wir genießen einen herrlichen Blick über die Gegend und lernen einiges über den regionalen Weinbau und der hiesigen Grundlage, der Kreide.

Nach einer kleinen Pause fahren wir nach Mutigny, zu einem Winzerhof mit Winzerbuffet mit diversen Vorspeisen, Schinken, Roastbeef, Salaten, Käse und Dessert, dazu gibt es Rotwein und Champagner. Anschließend gibt es einen Spaziergang durch die Weinberge und einen Blick auf Epernay. Die Tochter des Hauses, eine angehende Richterin für Weinbaufragen, beschreibt die Vorzüge der Lage und der Arbeiten am Weinstock über das Jahr.

In Epernay befindet sich die prestigeträchtige Champagner-Avenue, an der viele der renommiertesten Champagnerhäuser ihren Sitz haben. Selbstverständlich wartet auch wieder eine Champagnerprobe auf uns, dieses Mal die größte Kellerei „Mercier“. Dort liegen auch die weiträumigen, seit 1871 in den Kreidefelsen gegrabenen Keller, die bis heute zur Reifung und Lagerung des produzierten Champagners dienen. Die Keller liegen in einer Tiefe von ca. 30 m und umfassen Gänge in einer Länge von 18 km, wir befahren einen Teil der Gänge wieder mit einem Bähnchen. Zum Schluss wartet noch ein kleines Gläschen des edlen Getränks auf uns.

Wir fahren zu unserer heutigen Übernachtung mit Abendessen nach Vinay, in die 5-Sterne Hostellerie „La Briquetterie“. Hier werden wir hervorragend umsorgt, wir speisen fürstlich, der Vorsitzende hält gemäß der festlichen und gehobenen Stimmung noch eine kleine Rede und selbst unsere Weinkönigin bekommt noch eine kleine Ehrung seitens des Hotels. Wir beenden den Abend in der Bar.

Dienstag, 2. Mai 2017

Schon bricht der letzte Tag an und damit unsere Rückreise. Zuvor fahren wir aber in die nahe gelegene Abtei „Saint Pierre“ in Hautvillers, wo Klosterbruder Pierre Pérignon, genannt Dom Pérignon, die Méthode champenoise, ein Verfahren der Flaschengärung zur Herstellung von Schaumwein, maßgeblich entwickelt hat. Die Abtei ist einfach aber schön, nach dem Spaziergang machen wir auf noch eine ausgiebige Rast vor dem Bus. Wir lassen nochmals die „Maikönigin“ hochleben, auch manch anderer möchte ein Schlückchen auf den eigenen, gerade vergangenen, Ehrentag ausgeben.

Nun zum letzten Höhepunkt Reims, die Hauptstadt der Champagne. Wir sehen die gotische Kathedrale „Notre Dame“, in dessen prächtigem Rahmen die französischen Könige mit dem göttlichen Öl gesalbt und gekrönt wurden. Wir haben für dieses Bauwerk eine lokale, sehr kenntnisreiche Führerin zur Verfügung, so dass uns nicht das winzigste Detail des Bauwerks entgeht. Sehr interessant: Links neben dem Hauptportal der Kathedrale von Reims steht ein Engel aus Stein, der lächelt. Das ist überaus verwunderlich.

Jetzt noch einen kleinen Schlenker zur großen romanischen Basilika St. Remi. Sie ist wirklich sehenswert. Seit dem 7. Jahrhundert bildete sich am Grab des heiligen Remigius († 533) eine religiöse Gemeinschaft.

Nun ist die Reise aber wirklich beendet. Wir verabschieden uns überschwänglich von Anne-Catherine. Sie war uns eine so liebe Begleiterin, ihre Bemerkungen zur französischen Politik im Allgemeinen und zu den Charakteren aus ihrer privaten Umgebung werden noch lange in uns nachklingen.

Auf ein Wiedersehen – Au revoir!

(Text: Dr. Ralf Tempel, Fotos: Jutta Schwarz, Dr. Michael Greeske & Dr. Ralf Tempel)


Gewissens-bisse

Vortrag von Frau Dr. Annette Chen-Stute, Leiterin des Adipositas Zentrum Oberhausen

In den Räumen der SOCIETÄT DUISBURG e.V., 7. März 2017

Der Sektempfang als Beginn jeder Veranstaltung bei uns in der Societät ist legendär und wieder freuen wir uns – mit einem Glas in der Hand – einander begrüßen zu können. Der Vorsitzende, Dr. Ralf Tempel, begrüßt alle Mitglieder aufs Herzlichste und gibt einen Abriss über die letzte Fahrt zur Elbphilharmonie und einen Ausblick auf die nächste Fahrt in die Champagne und die folgenden Veranstaltungen hier im Hause. Und er fordert alle auf, die neuen Sessel im Kaminbereich für sich zu testen. Gleichzeitig bedankt es sich bei der heutigen Vortragenden, uns schon heute über die „Gewissens-bisse“ aufzuklären. Doch bevor es soweit ist, steht noch unser Essen an, mit Bissen aber ohne (schlechtes) Gewissen.

Aber nun zum Vortrag, unser Mitglied Frau Dr. Chen-Stute wird uns – als Leiterin der Adipositas-Klinik in Oberhausen – sachkundig über unsere Essgewohnheiten und die jeweiligen Konsequenzen aufklären. Begonnen hat sie dort mit der aus der Schweiz stammenden Formula-Diät, die auch in Amerika gerade eine boomende Therapie darstellte. Um es ganz verkürzt zu sagen: ¼ Jahr Einnahme eines Nahrungsersatzes ohne Fettanteile mit der Folge des internen Fett“verbrennens“. Das klappte mehr oder weniger gut. Aus diesem Grunde wurde auch ein interdisziplinäres Team, bestehend aus Ärzten, Psychologen, Ernährungsberatern und Sportwissenschaftlern, zusammengestellt. Diese Maßnahme erwies sich als goldrichtig, um stark übergewichtige Menschen von ihren Pfunden zu befreien.

Gerade von diesen Patienten kam Mitte der 90er Jahre vermehrt die Frage, ob dieses auch bei übergewichtigen Kindern funktionieren kann. Dafür musste eine eigene Therapie ohne „Formula“ her, mit den Eckpfeilern

  • Verhaltenstherapeut + Sportwissenschaftler für die betroffenen Kinder,
  • Psychologe für deren Eltern und
  • der Arzt schwebt über allem.

Während Erwachsene mehr oder weniger selber verantwortlich sind, ist es bei Kindern anders: Auf Basis einer umfangreichen Anamnese können Fragen zur Bindung zum und Probleme im Elternhaus, Essen als Tröster und Kommunikationsabstinenz erörtert und ggf. umgesteuert werden, frei nach dem Motto: „Unter jeder Fettschicht steckt ein trauriges Kind“. Selbst die Therapeuten können dazu lernen!

Auch haben wir genetische Voraussetzungen und damit Veranlagungen: Jeder kennt die beiden bekanntesten Typen des Energieverschwenders (der ehemalige Jäger, der die Beute nach Hause bringt) und des Energiesparers (der, der auf den Herd aufpasst und später der Bauer, der die Nahrung vor der Haustür anbaut). Mit Bedauern schauen die Sparer auf die Verschwender, die ohne eine Nebenwirkung drei Stück Kuchen auf einmal essen können.

Die dicksten Europäer sind wir Deutschen, wir haben die Engländer abgelöst. Die Geburtsgewichte unserer Kinder steigen, der Anteil der Jugendlichen mit Adipositas ebenfalls. Folgeerkrankungen stehen auf der Tagesordnung, umso mehr je höher unser BMI (Body Mass Index). Ab einen Wert von BMI=30 wird es kritisch; Komorbidität wie Diabetes mellitus sind die Folge, die wiederum zu Amputationen, Erblindungen, Niereninsuffizienz, Herzinfarkt und Schlaganfall, aber auch zu Arteriosklerose und Thrombosen führen können.

Als Gegenmittel gilt die stoffwechselgerechte Ernährung, besser eine Ur- als eine Industrienahrung verwenden. Letztere enthält einfach zu viel Fette, zu viele Kalorien, zu wenig Ballaststoffe und Vitamine. Gewissens-bisse sollte die Nahrungsmittelindustrie bekommen!

„Gesundheit bekommt man nicht im Handel, sondern durch den Lebenswandel“
(Sebastian Kneipp).

Und einige der Essensregeln kommen uns sehr bekannt vor, wie die „Kaiser, König, Bettelmann“ Einteilung – mit den notwendigen Essenspausen, damit die Verbrennung der Fettreserven erfolgen kann.

Heute haben die meisten von uns einen Blick hinter die Kulissen werfen dürfen, die sonst nicht im Fokus stehen. Wir erahnen den Aufwand, eine langjährige Gewohnheit aufzugeben und aktiv für einen Wandel einzutreten.

(Text: Dr. Ralf Tempel, Fotos: Dr. Michael Greeske)


Fahrt nach Hamburg

Die neue Elbphilharmonie - Kulturreise mit ArnoldMusic-Reisen

vom 21. bis 24. März 2017

Dienstag, 21. März 2017

Der frühe Vogel fängt den Wurm: Unsere Reise beginnt um 06:00 Uhr von der Societät. Wir alle sind schon seit langem sehr gespannt auf das uns erwartende Musik- und Architektur-Ereignis. Diese Reise ist geplant, organisiert und hervorragend durchgeführt (so viel sei hier schon mal vermerkt) von unserem Mitglied, Herrn Rolf-Rüdiger Arnold. Besonders gespannt sind wir alle auf die Elbphilharmonie, die endlich fertig gestellt werden konnte, nach mehr als 10 Jahren und einen mehr als 10-fachen der zunächst geplanten Baukosten. Aber wie soll das auch anders gehen, wenn schon angefangen wird zu bauen, bevor wirklich das letzte Detail durchdacht ist? Und noch im letzten Jahr stand das Projekt (wie schon oft zuvor) auf der Kippe. Dann aber wurde langsam das Phänomenale, das Schiff, das wogende Wasser, lichtdurchflutet, sonnenstrahlbrechend auf dem alten Speicher sichtbar. Presse und Hamburger nahmen das Projekt nun an, heute sind sie stolz, solch ein Bauwerk vorweisen zu können.

Der Bus setzt sich in Bewegung. Die Fahrt nach Hamburg wird genutzt, uns final auf das Kommende einzustimmen. Rolf-Rüdiger Arnold glänzt mit enormem Hintergrundwissen zu den Künstlern, die wir die nächsten Tage erleben werden. Ebenso verhält es sich mit den Informationen zur Idee und Werden der „Elphie“, eingebettet in der „Renaissance“ der Speicherstadt. Alles wird unterstützt mit den entsprechenden Videos.

Wir kommen flott voran, bis uns auf der Höhe von Bremen die Defekthexe ereilt. Überzeugt, dass schnelle Hilfe uns bald wieder in Bewegung setzen wird, harren wir der Dinge die da kommen. Unsere Stimmung ist prächtig, auch ein etwas glückloser Reparaturservice im Zeichen des großen Sterns und des daraufhin gerufenen Ersatzbusses vermag diese nicht zu beeinträchtigen. Bereits nach 3½ Stunden setzen wir die Fahrt fort und gelangen noch am gleichen Abend nach Hamburg, glücklich, den „Strapazen“ einer Hamburger Stadtwanderung entronnen zu sein.

Wir beziehen unser Hotel, sehr nahe an der Binnenalster gelegen, und machen uns für die Hamburger Staatsoper fein. Es bedarf eines 5-minütigen Fußmarschs, um das Ziel zu erreichen. Wir erleben eine Aufführung von Puccinis „Tosca“ in hervorragender Besetzung: Tatjana Serjan (Tosca), Massimo Giordano (Cavaradossi) und Ambrogio Maestri (Scarpia).

An der Hotel-Bar lassen wir den Tag ausklingen.

Mittwoch, 22. März 2017

Ein sehr sonniger und warmer Tag erwartet uns. Eine ausgedehnte Stadtrundfahrt steht auf dem Programm. Wir umrunden die Außenalster mit den hanseatisch-vornehmen Wohnvierteln Rotherbaum und Harvestehude, entlang des Alsterparks auf der einen Seite und Uhlenhorst und St. Georg auf der anderen. Wir fahren an Rathaus und Börsenviertel vorbei, lassen den Alten Elbtunnel und die Landungsbrücken links liegen, um einen kleinen Stopp beim „Michel“ einzulegen. Weiter geht die Reise zum Hafen, wir fahren über die Köhlbrandbrücke mit den angrenzenden modernen Container Terminals zurück durch den Neuen Elbtunnel mit einem Abstecher zu Speicherstadt und neuer HafenCity.

Endpunkt ist das Fischereihafen Restaurant, welches wir zu Fuß über den Altonaer Balkon erreichen. Wir lernen hier eine ausgezeichnete Küche und ebenso ausgezeichneten Service kennen. Natürlich geben sich hier die Hamburger, aber auch nationalen und internationalen Größen die Klinke in die Hand. Der äußere Eindruck des Hauses strahlt typisches Understatement aus.

Direkt neben dem Restaurant befindet sich der Schiffsanleger „Dockland“. Hier besteigen wir die Barkasse „Buenos Aires“ und schippern durch den Hamburger Hafen, vorbei an verschiedenen Hafenbecken mit Riesen-Containerschiffen (400m lang), Reparatur-Docks und einer Schlickschleuse. Doch dann kommt der Höhepunkt der Tour, wir kommen an der „Elphie“ vorbei und können sie von allen Seiten betrachten. Das steigert unsere Vorfreude auf den heutigen Abend.

In der Speicherstadt werden wir wieder ausgebootet. Wir haben jetzt noch ein wenig Zeit, einen Stadtbummel zu unternehmen. Dann bleibt auch noch etwas übrig, sich für den heutigen Abend frisch zu machen.

Frühzeitig fahren wir zur Elbphilharmonie. Sie ist ein Gebäude der Superlative, die Erbauer hatten zum Ziel, eines der zehn besten Konzerthäuser der Welt zu erstellen. Mit der spektakulären Architektur haben sie gute Aussichten auf reges Besucherinteresse, die Synthese von Tradition und Moderne fasziniert. Die Verbindung aus roten Backsteinmauern und filigranem Glasbau macht das Konzerthaus zum Inbegriff des Hamburger Selbstverständnisses. Der ehemalige Kaispeicher A wurde bis gegen Ende des letzten Jahrhunderts als Lagerhaus, u.a. für Kakaobohnen, genutzt. Er bildet das Fundament für 200.000 Tonnen Kultur: Die Glasfassade verwandelt den aufgesetzten Baukörper der Philharmonie mit 110m Gesamthöhe in einen riesigen Kristall mit immer wieder neuem Erscheinungsbild. Teilweise gekrümmte und eingeschnittene Glaspaneele in der Fassade fangen Reflexionen von Himmel, Wasser und Stadt auf, um sie direkt in die Augen des Betrachters weiter zu leiten.

Schließlich wollen wir vor dem Konzert das Gebäude eingehend in Augenschein nehmen. Es klingt ja auch kompliziert, wenn die Garderobe in der 11. Etage liegt und dann noch vier weitere Etagen die Zugänge zum Großen Saal erlauben. Doch zuvor benutzen wir die Tube, die lange und in sich gebogene Rolltreppe, die zur Plaza führt. Hier hat man einen schönen Blick über die HafenCity. Die offene Architektur lässt uns direkt das Hamburger Wetter spüren. Die Organisation innen ist perfekt. Sicherheitskontrollen laufen ohne Staubildung, das trifft übrigens auch auf die Garderoben und Toiletten zu. Das Treppenhaus windet sich leicht die einzelnen Etagen empor mit immer neuer Perspektive. Alles ist mit Parkett verlegt bzw. holzgetäfelt und an den verbleibenden Stellen weiß gefasst; bei den Zugängen zum und im Saal sehen (auch fühlen, natürlich müssen unsere Finger darüber streichen) wir dann die viel besprochene weiße Haut, bestehend aus Gipskartonplatten, jede individuell gefräst und mit einer einzigartigen Oberfläche aus Vertiefungen, Riefen und pyramidalen Kegeln versehen, um den Schall an jeder Stelle des Saals bestmöglich und im richtigen Verhältnis zu absorbieren und  zu brechen.

Wir erleben das Konzert mit dem Orquestra Sinfónica Simón Bolivar unter der Leitung von Gustavo Dudamel. Im Rahmen des Beethoven-Zyklus hören wir heute die Sinfonien Nr. 7 und 8. Wir haben hervorragende Plätze und können uns eingehend auf die Atmosphäre in diesem Großen Saal einstimmen. Was ist alles schon über die Akustik gesagt oder geschrieben worden, das eigene Erleben ist durch nichts zu ersetzen. Gebannt lassen wir uns keinen Ton entgehen – ein großartiges Erlebnis. Gebührend lassen wir den Abend in der Hotelbar bzw. nebenan im Hofbräuhaus ausklingen.

Donnerstag, 23. März 2017

Am nächsten Morgen erwartet uns ein bedeckter Himmel und ein kalter Wind, eben typisch  Hamburger Wetter. Wir besuchen Speicherstadt und HafenCity. Historie und Zukunft liegen hier direkt nebeneinander. Die alten Speicher - der größte Lagerhauskomplex der Welt - sind wirklich ungeeignet für Containerumschlag, so ist es nicht verwunderlich, dass sie inzwischen umgebaut wurden und heute als Büro, Café oder Museum wiedergeboren wurden. Aber die alten Düfte nach Kaffee, Tabak oder orientalische Gerüche sind teilweise immer noch erlebbar. Eines der beliebtesten Museen, das diese Düfte noch verkörpert ist das Gewürzmuseum „Spici’s“. Hier erfahren wir von der „Kräuterhexe“ alles über Anbau, Bearbeitung, Anwendung, Vorratshaltung und Qualität von Gewürzen.

Gleich nebenan steht die HafenCity, natürlich - im Gegensatz zu den Speichern - hochwasserfest geplant; große Schotts können die Gebäude abriegeln. Hier steht auch die Elbphilharmonie, die wir auch am heutigen Abend wieder aufsuchen werden.

Unweit entfernt finden wir in der Speicherstadt - zwischen zwei Fleeten - das „Wasserschloss“, welches ein Restaurant und ein Teekontor beherbergt. Ausgiebig nutzen wir beide gebotenen Optionen.

Langsam geht’s zurück zum Hotel, ein Teil besucht noch einmal die Altstadt und ein anderer Teil bereitet sich schon intensiv auf den Abend vor.

Heute erleben wir in der „Elphie“ wieder ein Konzert mit dem Orquestra Sinfónica Simón Bolivar unter der Leitung von Gustavo Dudamel, dieses Mal  hören wir die Sinfonie Nr. 9 mit großer Orchesterbesetzung, großem Schlusschor und den vier Gesangssolisten zu Schillers Ode „An die Freude“. Alles sehr mächtig. Wiederum sind wir beeindruckt.

Auch an diesem Abend geht niemand sofort ins Bett, wir sitzen noch lange zusammen und lassen alles in uns nachklingen.

Freitag, 24. März 2017

Schon bricht der letzte Tag an und damit unsere Rückreise. Bevor das aber wahr wird, steht noch ein letzter Programmpunkt an, der Besuch der Gemäldegalerie der Hamburger Kunsthalle. Wir finden uns in der ursprünglichen Pracht des Gründungsbaus im Stil der italienischen Renaissance wieder. Wir sehen Skulpturen von Rodin und Moore, Gemälde von Beckmann, Runge und Friedrich. Den Stolz der Hamburger, sich solch einen Bau leisten zu können, merkt man ebenso unser Führerin an - Hamburg ist einfach das Größte! Und wir können da durchaus zustimmen, Hamburg ist zu jeder Zeit ein Erlebnis.

Anschließend wechseln wir herüber zum „Cube“, der Cafeteria der Kunsthalle. Wir stärken uns für die Rückfahrt und sind am Abend wieder in Duisburg.

(Text: Dr. Ralf Tempel, Fotos: Dr. Michael Greeske & Dr. Ralf Tempel)