Fahrt nach Berlin

mit Konzert der Berliner Philharmoniker in der WaldbühneDrucken

vom 23. bis 27. Juni 2016

Donnerstag, 23. Juni 2016

Diese Reise ist anders als all die anderen vorher: Eine Idee – so leicht dahin gesagt vor einem Jahr – bricht sich bahn: Die Berliner Philharmoniker bei ihrem Abschlusskonzert in der Waldbühne erleben. Nur, solch eine Reise wird nirgends angeboten, also macht sich unser Veranstaltungswart, Frau Katharina Tempel, daran, diese Reise zu planen. Es werden fünf aufregende Tage werden, bei schönstem (heißem) Wetter und fantastischen Erlebnissen. Vielleicht das i-Tüpfelchen aber bietet der Vorsitzende, Herr Dr. Ralf Tempel, als geborener Berliner kennt er sich in der Stadt aus. Man merkt den beiden deutlich an, dass sie von dieser Stadt begeistert sind.

Die  Fahrt nach Berlin vergeht wie im Fluge und wir kommen fast pünktlich in Berlin an. Der Ku’damm öffnet sich vor uns und wir genießen schon mal die gesamten 3.500m das erste Mal im Bus. Am anderen Ende steht unser Lindner Hotel „Am Ku'Damm“; wir übernehmen unsere Zimmer und machen uns kurz frisch, denn anschließend geht es gleich wieder rein in den Bus und unsere Stadtrundfahrt beginnt. Für diesen Zweck haben wir den Berliner Architekten, Herrn Peter Grosch, engagiert. Als Mitglied im Rat für Stadtentwicklung und der Architektenkammer Berlin kennt er sich phantastisch mit der städtebaulichen Substanz aus; er kennt die Gebäude und deren Hintergründe, auch wie beim „Alten“ Fritz gebaut und wie im 13. Jh. aus den beiden Siedlungen links und rechts der Spree (Cölln und Berlin) die Stadt Berlin wurde. Wir sehen uns Charlottenburg an, den Tiergarten, wir fahren vorbei an protzigen (auch Landes-) Botschaften, die meisten natürlich erst nach der Wende errichtet. Im Osten der Stadt sind noch immer alte Mietshäuser zu sehen, sehr oft wieder instand gesetzt und der vielen kleinen Innenhöfe beraubt - so gibt heute deutlich mehr Platz als früher - aber auch mit Ausnahmen bei der Rekonstruktion, eine werden wir uns am Samstagabend näher ansehen.

Am Ende der ersten Stadterkundung ragt unser Ziel steil auf: Das „Andel’s“ mit seiner „SkyKitchen“. Ehrlich, bodenständig und unkompliziert empfiehlt uns unser Sterne-Küchenchef Alexander Koppe ein spannendes Menü, das den vielseitigen Charakter der Hauptstadt nicht besser wiedergeben kann. Wir entdecken die „Moderne Interpretation deutscher Produkte mit einem Touch Globalität“ und „Erleben Berliner Raumgefühl auf dem Teller in Begleitung eines unglaublichen Ausblicks!“

Freitag, 24. Juni 2016

Der Vormittag steht zur freien Verfügung. Viele nutzen die Gelegenheit, den Ku’damm rauf und runter zu bummeln, aber auch der Tauentzien mit dem KaDeWe ist nicht weit.  Noch vor 20 Jahren drohte dieses Gebiet zu Gunsten der neuen, alten Mitte zu veröden. Jetzt boomt es hier wieder, die vielen Neubauten zeugen davon.

Am frühen Nachmittag haben wir einen Termin mit einem Duisburger Bundestagsabgeordneten im Paul-Löbe-Haus, ein Teil des Bandes des Bundes, dazu zählen noch das Bundeskanzleramt und das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus. Dieses Band verbindet symbolisch Ost- und Westteil der Stadt über die Spree hinweg. Leider können wir Herrn Mosblech nicht persönlich sprechen – der EU-Ausstieg der Briten kam völlig unvorbereitet; sein Mitarbeiter, Herr Basten, beantwortet unsere Fragen. Gesehen haben wir Herrn Mosblech dann doch noch von der Zuschauertribüne des Plenarsaales im Reichstag, wie er kurz bei der 2. Lesung zum Anti-Terror-Gesetz vorbeischaute – bis zur Abstimmung am Ende musste er ja nicht bleiben. Anschließend gehen wir noch hoch zur Kuppel, es sind draußen immer noch 36°C im Schatten.

Wir fahren zurück ins Hotel und bereiten uns auf den Abend vor. Zu Fuß gehen wir hinüber ins Europa-Center. Gleich am Eingang finden wir die 13 Meter hohe Uhr der fließenden Zeit vor. Es ist 18:00 Uhr und wir sehen das Wasser / die Zeit durch die Glaskugeln fließen.

Auf der ersten Etage finden wir die Kartoffelkiste, wir stärken uns bei einfachem, aber köstlichen Essen für die Veranstaltung bei den „Stachelschweinen“ im Keller des gleichen Hauses. Wir müssen uns keine Sorgen mehr um die aktuelle politische Weltlage machen. Dagegen gibt es doch etwas, wie auch für alle anderen Leiden dieser Welt! Nur eine kleine „Betäubung“ und wir bekommen nichts mehr mit.

Anschließend lassen wir den Abend im Alt Berliner Biersalon gegenüber unserem Hotel ausklingen.

Samstag, 25. Juni 2016

Heute Morgen betreten wir die Museumsinsel. Diese ist einzigartig: Fünf große, außergewöhnliche Museen auf einer kleinen Insel, einige vor mehr als 150 Jahren einzig für die beherbergten Ausstellungsobjekte errichtet, warten auf uns.

Wir beginnen im Neuen Museum, startend mit unserem sehr versierten Führer Mohamed. Im Keller machen wir uns mit dem Begräbnisritus und den vielen Göttern im Alten Ägypten vertraut. Jahrtausende lang ändert sich daran nur wenig. Doch Echnaton veränderte das Leben der Ägypter grundlegend, es sollte nur noch einen (Sonnen-) Gott geben – wie wir heute wissen nur vorübergehend. Allerdings ist seine Ehefrau viel bekannter: „Die Schöne“ oder Nofretete – deren Büste bildet den Höhepunkt des Hauses.

Anschließend haben wir die Möglichkeit noch andere Museen auf der Insel anzuschauen; einige begeben sich ins Alte Museum, andere in die Alte Nationalgalerie um da die Werke des Klassizismus, der Romantik, des Biedermeier, des Impressionismus zu betrachten. Wir sehen sehr viel und merken erst hinterher die Anstrengung. Zum Glück können wir uns im Hotel erholen.

Am Abend dann ziehen wir wieder los, dieses Mal wartet ein typischer Altbau auf uns, das Vorderhaus fehlt, im ehemaligen ersten Innenhof gibt es einen typischen Biergarten, das Hinterhaus weist u.a. auch zwei Tanzsäle (einschließlich eines Spiegelsaals) auf, bekannt unter dem Namen „Clärchens Ballhaus“. Wir finden einen Saal im „Old style“ vor, nehmen Platz und es wird aufgetischt. Nach dem Essen fängt auch die Musik an zu spielen und einige schwingen das Tanzbein, ein wunderbarer Abend!

Sonntag, 26. Juni 2016

Der frühe Morgen steht zur freien Verfügung. Einige nutzen ihn zum Besuch des Gottesdienstes in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche. Anschließend genehmigen wir uns einen Frühschoppen im Alt-Berliner Biersalon, gleich über der Straße und rund um die Uhr geöffnet.

Zur Mittagszeit startet unsere Bootstour durch das Regierungsviertel  und viele unbekannte Gebiete, entlang der Charite, an Plötzensee und am Flughafen Tegel. Über die Havel kommen wir wieder zurück zur Spree mit der ehemaligen Unterkunft des Innenministeriums und der Beamtenschlange. Schön das Leben am und das (Schiffs-) Gedränge im Wasser zu sehen. Und: Es ist sehr angenehm, neben der Stadtführung mit anderer Sicht, auch noch speisen zu können. Mit vielen neuen Eindrücken verlassen wir das Schiff, damit ist es nicht genug, wir unternehmen eine weitere Stadtrundfahrt, unserer Vorsitzender, Herr Dr. Ralf Tempel, lässt sich nicht lange bitten und hängt noch eine Stadtführung per Bus an, vorbei an Synagoge und Monbijou-Park in der Oranienburger (Berlins gehobenster Straßenstrich), Hackeschen Höfen, Alex, Gendarmenmarkt mit Deutschem und Französischem Dom & Konzerthaus sowie am Checkpoint Charly. Nun noch eine kleine Pause im Hotel und der Höhepunkt der Reise kann kommen.

Nun fahren wir zur Waldbühne, ein Jahr Vorfreude ist schlagartig vorüber. Gut ausgerüstet mit Sitzkissen, wärmende Kleidung (prophylaktisch, man weiß ja nie), ausgezeichnetem Picknick-Paket vom Lindner und ausgezeichneter Stimmung (Freude pur) streben wir unseren, reservierten Plätzen zu. Von dort haben wir gute Sicht und ausgezeichnete Akustik, wieder hervorragend organisiert wie alles an dieser Reise. Dieser Berliner Abend verwandelt sich in „Einen Tschechischen Abend“ mit den Philharmonikern unter Leitung von Yannik Nezet-Seguin, mit der Violonistin Lisa Batiashvili mit sehnsuchtsvollen aber auch humoresken Werken von Bedrich Smetana und Antonin Dvorak. Unbeschreiblich schön ist diese Aufführung, dazu sitzen wir unter einem herrlichen Himmelsdach mit eigener, immer wieder sich ändernder Zeichnung bis zur fast völligen Dunkelheit. Dieses Gefühl wird bleiben.

Als Zugabe gibt es Paul Linkes: „Das ist die Berliner Luft“, ein Stück zum Mitklatschen und Mitpfeifen, wovon das Publikum rege Gebrauch macht, sehr zur Freude der Philharmoniker. Und, als hätten wir es vergessen, erinnert uns Yannik Nezet-Seguin daran, dass parallel Deutschland bei der Fußball-EM gespielt hat: Mit übergezogenem Deutschland Trikot betritt er die Bühne und feiert mit uns den 3:0 Sieg über die Slowakei. Was für ein Abend!

Wir fahren zurück zum Hotel und setzen uns erst noch in unser Stammlokal, dem rund um die Uhr geöffneten, auf dem Ku’damm und lassen weit nach Mitternacht alles Revue passieren.

Montag, 27. Juni 2016

Die Abreise steht an. Nicht aber ohne uns auch heute noch Neues anzusehen. Unser Führer, Herr Peter Grosch, zeigt uns heute das Schloss Glienicke und Potsdam. Damit wären wir dann schon auf halbem Wege nach Hause.

Schloss und Park sind wieder prächtig hergerichtet. Prinz Carl von Preußen als Bauherr beschloss nach seiner ersten Italienreise seinen Traum von einer italienischen Villa mit entsprechender Landschaft, entstehen zulassen.

Nach Entwürfen von Karl Friedrich Schinkel wurde die Anlage „antik“ gebaut. Schloss, Casino, Große und Kleine Neugierde wurden im klassizistischen Stil erbaut. Die Baum- und Wiesengründe, hin zur Havel und Blick nach Potsdam  haben wir dem Gartenkünstler Peter Joseph Lenné zu verdanken.

Gleich anschließend fahren wir über die Glienicker Brücke, der Ort wo sagenumwobene Agentenaustausche - und nicht nur die - stattgefunden haben, nach Potsdam rein. Vorbei an Cecilienhof, Schloss Sanssouci mit Bockwindmühle, Neues Palais und Alexandrowka-Siedlung fahren wir bis zum Holländischen Viertel - alles Symbole für des großen Friedrichs freiheitliche Politik: Jeder soll nach seiner Façon glücklich werden - nur er selber fand sich gefangen in seinen Zwängen wieder.

An der St. Peter und Paul Kirche verabschieden wir uns von Peter Grosch. Wir steigen ein und fahren glücklich - mit dem Wissen außergewöhnliches erlebt zu haben - gen Westen …

(Text: Dr. Ralf Tempel, Fotos: Dr. Michael Greeske & Dr. Ralf Tempel)


Sommerfest in der Societät

In den Räumen der SOCIETÄT DUISBURG e.V., 17. Juni 2016Drucken

Sehnsüchtig haben wir diesen Tag erwartet:

Das gemeinsame Sommerfest der Societät mit

  • der Deutsch – Britischen Gesellschaft,
  • der Deutsch – Französischen Gesellschaft und
  • der Deutsch – Italienischen Gesellschaft

findet statt!

Getreu dem Motto von Paul Gerhardt „Geh‘ aus mein Herz und suche Freud in dieser schönen Sommerszeit“ wollen wir diesen Abend verleben. Daran ändert auch der zwischenzeitliche Regenschauer nichts. Hauptsache, den Elefanten gefällt es!

Wie immer ist alles festlich geschmückt; vom Eingang, über das Treppenhaus, vorbei am Kaminzimmer bis hin zu den Blumen auf den geschmackvoll gedeckten Tischen in den Sälen.  Der Sektempfang befördert die ohnehin gute Stimmung der eintreffenden Gäste, die alle gespannt auf diesen Abend sind.

Die vier Vorsitzenden begrüßen gemeinsam die Gäste. Herr Dr. Ralf Tempel verspricht, dass die Sonne ab 22:00 Uhr wieder scheinen wird (es war der Vollmond, der dann wirklich zu sehen war!), Herr Robert Tonks legt eine neue Stilblüte aus seiner „Denglisch“ Schatzkiste frei, Herr Wolfgang Schwarzer gibt ein Jahrhunderte altes Sprichwort von ihm zum Besten, nachdem sich der Sommer vor allem im Kopf abspielen muss, damit es ein Sommer ist und Frau Enza Ruffini-Webb freut sich auf die gemeinsamen Stunden. Robert Tonks meldet sich dann doch noch einmal zu Wort, er erinnert daran, dass die Queen diese Woche ihren 90sten Geburtstag feierte, und da wir sie (die Queen) heute zu Gast haben, lassen wir sie mit einem Ständchen hochleben, es gibt auch noch eine Geburtstagstorte obendrauf! Damit ist das Fest offiziell eröffnet.

Als Vorspeisen locken u.a. gebratene Austernpilze mit Riesengarnelen, farbenfroher Spargelsalat mit Erdbeeren, Antipasti, Mozzarella mit Mango Chili Vinaigrette, Salat mit Erdbeeren und Camembert, Melone mit Parmaschinken und Rucola Salat mit Aprikosen. Der Hauptgang ist nicht minder köstlich mit Rinderbraten aus der Hüfte von der Färse, Kalbsbraten mit Pfifferlingen, Wildschweinbraten auf Fenchelgemüse an Chilischokoladensauce und gebraten Lachsfilet an Hummerkrabbensauce. Eistorte und parfümierter Obstsalat bilden den krönenden Abschluss. Familie Borgards und Team haben wieder Überragendes geleistet!

Beim Speisen genießen wir die gepflegte Unterhaltung, viele stellen fest, dass man sich vom letzten Sommerfest her kennt; wir kommen leicht ins Gespräch.

Nach dem Essen haben wir Anja Lerch zu Gast. Sie singt mit uns die schönsten Volkslieder, wie „Kein schöner Land“, „Bruder Jakob“, „'O sole mio“ und „die Gedanken sind frei“. Natürlich darf auch „Freude, schöner Götterfunken“ nicht fehlen.

Der Abend wechselt in die Nacht, wie im Fluge ist die Zeit vergangen. Ein wahrlich gelungenes Sommerfest. Auf Wunsch vieler Mitglieder sollte dieses Fest im nächsten Jahr wiederholt werden.

(Fotos: Ray Jones, Dr. Michael Greeske, Text: Dr. Ralf Tempel)


„Zwei geschenkte Leben“

Lesung mit Herrn Dieter KaspersDrucken

In den Räumen der SOCIETÄT DUISBURG e.V., 20. Mai 2016

Wir treffen uns zu der üblichen Zeit. Das Team um Johanna Borgards erwartet uns schon. Neben dem sonst üblichen Schlückchen Sekt gibt es heute auch Erdbeer-Bowle zur Begrüßung – eine tolle Überraschung.

Der Vorsitzende begrüßt die Anwesenden. Es ist etwas Unruhe im Saal, noch hat nicht jeder seinen Platz gefunden oder denkt vielleicht der ein oder andere, dass wir uns bei dem schönen Wetter auch auf die Terrasse hätten setzen können? Bekannt wird auch der Hintergrund für die heutige Lesung: Herr Dr. Tempel (heute) und Herr Kaspers (nach dem Krieg) leb(t)en in dem gleichen Haus!

Aber nun wenden wir uns den kulinarischen Genüssen zu. Die Vorspeisen sind köstlich, dabei so leicht wie ein Maien-Abend eben sein kann. Natürlich ist viel Fisch dabei, auch beim Hauptgang wird damit nicht gegeizt: Spargelragout mit Schrimps, Mai-Scholle Finkenwerder Art, aber auch Lammfilet an Fenchelgemüse und Rückensteak mit Spargel überbacken, dazu die verschiedensten Beilagen. Das Dessert ließ ebenfalls keine Wünsche offen – wir fühlen uns einfach gut.

Danach hat unser Mitglied, Frau Leni Weck, noch eine Geschichte für uns, eine gut Überleitung: Es werden Begriffe, wie etwa Xerox, Fax, Pille und Wiener Wald aufgezählt, die die Älteren unter uns als Kind noch nicht kannten, da es sie noch nicht gab. Die heutige Generation kennt diese Begriffe aber weitgehend auch nicht, weil sie sie nicht verwenden. Diese rapide Entwicklung sind wir mitgegangen, haben wir mitgestaltet, die unterschiedlichen Lebensweisen erzeugen eine Kluft zwischen den Generationen, wir haben es überlebt, wenn es nicht einen besseren Grund zum Feiern gibt?

Nun aber zur Lesung, Herr Dieter Kaspers ist zwei Jahre vor dem 2. Weltkrieg geboren, heute bedeutete es, ein Kriegskind zu sein, damals gehörte man einfach der Nachkriegsgeneration an. Er war nicht traumatisiert, aber er hat unauslösliche Erinnerungen an diese Zeit des Krieges und danach. Anekdoten aus dieser Zeit erzählt er amüsant und tief bewegend, er ist ein genauer Beobachter, wie es wohl die meisten Kinder sind, obwohl immer wieder von seiner Umgebung betont wird, dass er zum Verstehen der Vorgänge um ihn herum noch nicht alt genug wäre. Und er ist sehr traurig darüber, dass er Eltern und Großeltern nicht über die Zeit befragt habe, was hätten sie alles noch erzählen können – es ist vieles verloren gegangen, dem möchte er entgegen wirken, nicht zuletzt mit dem Buch und den zahlreichen Lesungen.

Herr Kaspers erzählt leicht, aus der Sicht eines Kindes, immer gerade heraus, einfache Episoden aus dem Leben, auch wie das Grauen alltäglich wird, in dem Duisburg in Schutt und Asche gelegt, die Nachbarin durch die Gestapo nachts abgeholt wird oder die Familie nach dem Krieg wieder den Kaiserberg erreicht. Er ist dabei – nicht mehr und nicht weniger.

Wir sind ganz gespannt, natürlich stoßen wir uns gegenseitig an, wenn Begriffe wie Zinkbadewanne, Große Wäsche, Kinderlandverschickung oder Schwedenspeisung fallen.

Anschließend werden noch viele Fragen gestellt, die Herr Kaspers alle beantwortet. Danach signiert er noch zahlreiche Bücher, wir wissen ja, was man Schwarz auf Weiß unterm Arm wegtragen kann …

(Fotos: Dr. Michael Greeske, Text: Dr. Ralf Tempel)


Frühlingsfahrt zum „Beschwipsten Main“

nach Würzburg, der UNESCO-Welterbestätte

vom 29. April bis 2. Mai 2016

Freitag, 29. April 2016

Früh um 7:00 Uhr fahren wir von der Societät nach Würzburg. Es ist die schönste Reisezeit, die Natur explodiert förmlich, es sprießt das frische Grün überall, nur unterbrochen vom unglaublichen Gelb der Rapsfelder. Die Fahrt verläuft äußerst kurzweilig und wir kommen - pünktlich zum Mittagessen - im Würzburger Hofbräu Keller an. Nun sind wir auch komplett, denn unsere Mitglieder aus Ulm und Gießen sind auch zu uns gestoßen. In gemütlicher Atmosphäre lassen wir uns fränkische Spezialitäten munden.

Nach dem ausgiebigen Mahl beziehen wir unsere Zimmer im MARITIM, direkt am Main, anschließend wartet der Begrüßungscocktail auf uns, den wir auf der Terrasse mit Blick auf die Festung Marienberg nehmen. Wir stimmen uns dabei schon auf den folgenden Stadtrundgang ein.

Abgeholt werden wir von unserem Führer für die nächsten vier Tage, Herrn Michael Spangenberger, der mit uns einen Streifzug durch Würzburgs Sehenswürdigkeiten in der Altstadt unternimmt, den Zeugen der wechselvollen Geschichte der Stadt. Es sei schon hier vermerkt, dass wir uns unheimlich glücklich schätzen, dass wir gerade auf ihn gestoßen sind, der uns mit unglaublichem Wissen und Unaufgeregtheit, aber auch mit dem Gefühl, nur zu einem selber zu sprechen, über die Geschichte der Stadt und der Umgebung informiert.

Wir gehen vom Hotel entlang des Main Ufers, vorbei am alten Kranen, zur alten Mainbrücke. Diese verbindet die Festung mit dem Dom. Auf der Brücke treffen sich viele Leute mit einem Glas Wein in der Hand, es ist bestes Wetter, und jeder genießt die frühlingshaften Sonnenstrahlen. Wir haben einen Blick auf die Festung und der Wallfahrtskirche Käppele, auf die sechs Heiligen-Statuen auf der Südseite der Brücke und der angrenzenden alten Main Mühle (heute Lokal) am nordöstlichen Ende.

Vorbei am alten Rathaus / Grafeneckart, gehen wir nicht ohne uns drinnen über den verheerenden Bombenangriff und nachfolgenden Brand im März 1945 zu informieren, zum Dom und von da aus hinüber zum Neumünster, wo wir angeschmiegt das Lusamgärtlein vorfinden, mit dem Grabmal des Walther von der Vogelweide. Von hier zieht es uns weiter über den Marktplatz, vorbei am Falkenhaus mit der einzigartigen Rokokofassade. Rokoko war Trend der Zeit, der Stadtrat hat auf Betreiben des Hofarchitekten Balthasar Neumann sogar eine „Abwrackprämie“ für alte Häuser ausgelobt, es ist also keine Erfindung der Neuzeit! Danach sehen wir noch die Marienkapelle mit den Sandsteinfiguren Adam und Eva von Tilman Riemenschneider über dem Portal. Hier erfahren wir, erstens, dass Riemenschneider nicht nur Holz, sondern auch Stein, bearbeitet hat und zweitens, wie man sich damals die unbefleckte Empfängnis vorstellen konnte (s.a. Bild zum Portal).

Zurück geht es zu Fuß zum Abendessen ins Hotel, wo schon ein Fränkisches Dinner auf uns wartet.

Samstag, 30. April 2016

Wir fahren direkt nach Weikersheim. Die Führung zeigt uns das Schloss und den Garten. Das Schloss Weikersheim gilt als das schönste der Schlösser in Hohenlohe. Erste Erwähnung fand eine Wasserburg bereits im 12. Jahrhundert. Danach wurde das Schloss immer wieder umgebaut. Wir sehen uns die original ausgestatteten barocken Wohngemächer im Schloss an. Ebenso zeigt sich der Schlossgarten in barocker Pracht.

Weiter geht die Fahrt nach Creglingen. Wir suchen die Herrgottskirche mit dem grandiosen Schnitzaltar von Tilman Riemenschneider auf.

Hauptziel des Ausflugs ist das mittelalterliche Rothenburg ob der Tauber, das sein historisches Stadtbild in den letzten Jahrhunderten nahezu unverändert bewahrt hat. Wir unternehmen einen ersten Stadtrundgang und unterbrechen für ein Mittagessen im Freien in einem Gartenlokal. Danach unternehmen wir Teil 2 des Rundganges durch dieses mittelalterliche Kleinod. Hier besuchen wir auch die Stadtkirche St. Jakob mit dem Blutaltar von Tilman Riemenschneider. Das Altarbild zeigt Himmelfahrt und Krönung Mariens. Die Reliquie (aus dem Kelch verschüttete Tropfen) wird im Gesprenge in einer Bergkristallkapsel des Reliquienkreuzes aufbewahrt.

Am späten Nachmittag fahren wir wieder Richtung Würzburg. Unterwegs halten wir beim Weingut Steinmann in Sommerhausen an, wir genießen eine Weinprobe mit original fränkischer Brotzeit. Wir treffen genau zur richtigen Zeit ein, gerade wird auch der Maibaum aufgerichtet.

Abends treffen wir uns noch in der Hotel-Bar. Wir feiern in den 1. Mai mit einer Mai-Bowle.

Sonntag, 1. Mai 2016

Heute entdecken wir die Vielfalt des fränkischen Weinlands. Zunächst küren wir jedoch unsere Maikönigin. Anschließend fahren wir zurück nach Sommerhausen vom gestrigen Abend – hier erfahren wir noch einiges zum Torturmtheater Sommerhausen, dieses richtete Luigi Malipiero 1950 im Turm über dem Würzburger Tor mit nur 50 Sitzplätzen und einer winzigen Bühne ein. Malipiero machte Sommerhausen bekannt und erreichte schon zu Lebzeiten einen geradezu legendären Ruf.

Wir fahren weiter über die Marienwallfahrtskirche Maria im Sand in Dettelbach zum Kloster Münsterschwarzach; es gehörte zu den wichtigsten Klöstern der Benediktiner in Deutschland. Das Kloster erlebte eine wechselvolle Geschichte, mehrfach zerstört und wieder aufgebaut, im 18. Jahrhundert errichtete Balthasar Neumann eine barocke Basilika.

Weiter geht’s zur Volkacher Mainschleife, vom Aussichtspunkt haben wir einen überwältigen Blick hinüber zur Weininsel. Am Bus zurück, lädt unsere Maikönigin zu einem Sektfrühstück – wir sind begeistert und bringen ihr ein Ständchen.

Nun noch den kleinen Sprung nach Volkach; wir erblicken historische Häuser und ein typisches Rathaus  der Renaissance mit drei Stockwerken und doppelläufiger Freitreppe. Hier auf dem Marktplatz nehmen wir unser Mittagessen ein.

Danach fahren wir zurück nach Würzburg, um am Main Ufer an Bord eines „Ausflugsdampfers“ zu gehen. Die Schiffstour geht nach Veitshöchheim. Vom Schiffsanleger gehen wir zum Rokokogarten. Er gilt noch heute als einer der schönsten seiner Art in Deutschland. Zwischen Alleen und heckenumsäumten Wegen eröffnen sich immer wieder neue Ausblicke auf Heckensäle, Lauben, Pavillons, Rondells und nicht zuletzt auf den Großen See mit der Parnassgruppe - einem Höhepunkt des Parks. Etwa 300 Skulpturen zieren die Anlage, die den drei Regionen des Gartens, den Wald-, Lauben- und Seenregionen, zugeordnet sind.

Den letzten Abend der Reise verbringen wir in „Würzburg‘s schönstem Lokal, dem „Backöfele“. Es ist zu Fuß vom Hotel gut zu erreichen. Wir genießen fränkische Küche in vollen Zügen.

Montag, 2. Mai 2016

Schon früh geht‘s zur Würzburger Residenz (UNESCO Welterbestätte). Wir starten am Franconiabrunnen vor der Residenz. Die Fürstbischöfliche Residenz gilt als Hauptwerk des süddeutschen Barock und ist eines der bedeutendsten Schlösser Europas. Erbaut wurde die Residenz 1720 bis 1744 nach Plänen Balthasar Neumanns, der damals noch am Anfang seiner Karriere stand. Bei der Ausstattung wirkte eine große Zahl hervorragender Künstler mit, darunter der Stuckateur Antonio Bossi und der bedeutendste Freskenmaler der Zeit, der Venezianer Giovanni Battista Tiepolo, der im Treppenhaus das größte zusammenhängende Fresko der Welt schuf. Anschließend gehen wir noch durch den doch eher kleinen, aber wunderbar strukturierten Garten und staunen.

Eine phantastische Reise neigt sich dem Ende zu, wir besteigen unseren Bus und fahren zurück nach Duisburg.

(Text & Fotos: Dr. Ralf Tempel)